FC Bayern: Trotz Chancenwucher - Darum sieht Nagelsmann einen "Schritt nach vorne"

Von Johannes Ohr
Der FC Bayern musste sich in Hoffenheim mit einem Remis zufrieden geben.
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18:9-Torschüsse, aber am Ende doch nur ein 1:1-Untenschieden. Der FC Bayern hatte in Hoffenheim zahlreiche Chancen, konnte aber keine davon zum Sieg nutzen. Trainer Julian Nagelsmann sieht trotzdem einen "Schritt nach vorne".

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Ob noch mehr Leute Probleme damit hätten, graue Haare zu bekommen, fragte Bayern-Coach Julian Nagelsmann schmunzelnd in der Pressekonferenz nach dem 1:1 in Hoffenheim.

"Ich finde sie nicht schlecht, aber ich kriege einfach nur wenige. Meistens fallen sie mir vorher aus."

Dass sein Haarwuchs an diesem Nachmittag noch eine Rolle spielen sollte, damit rechnete der Trainer vor dem Spiel wahrscheinlich nicht. Und doch hatte die Frage eines Reportes, der sich nach dem Zusammenhang zwischen der mangelnden Chancenverwertung auf der einen und dem Haarwuchs Nagelsmanns auf der anderen Seite erkundigte, natürlich seine Berechtigung.

18 Torschüsse feuerte der FC Bayern in Hoffenheim auf den Kasten der TSG - drin war aber nur einer. Weil Thomas Müller (27./42.) oder Robert Lewandowski (46.) im Abseits standen, Torhüter Oliver Baumann stark parierte (wie in der 55. Minute gegen Leroy Sane), Serge Gnabry (68.) und Jamal Musiala (69.) verzogen oder Verteidiger Stefan Posch (73.) auf der Linie rettete.

Nagelsmann hadert mit Platz: "Furztrocken"

Der Chancenwucher sorgte dafür, dass es nach dem furiosen 7:1 in der Champions League gegen Salzburg wenige Tage später am Ende eben nur zu einem 1:1-Unentschieden reichen sollte.

Und auch der schlechte Platz? "Das ist keine Kritik an Hoffenheims Platzwart - aber der Platz war furztrocken. Man hat bei den Abschlüssen gesehen, dass der Ball nach dem Kontakt am Fuß ein paar Mal aufgesprungen ist", erkannte Nagelsmann noch einen weiteren Grund für die vielen geschossenen Fahrkarten seiner Stürmer.

Mit dem zweiten Remis in Folge (zuvor ebenfalls 1:1 gegen Leverkusen) ließ der FC Bayern in der Liga erneut Federn - und trotzdem zeigte sich Nagelsmann zufrieden.

"Ich bin ein Freund davon, immer attraktive Fußballspiele zu sehen. Für die Fans war es ein sehr gutes Spiel", sagte der Trainer bei Sky. "Ich bin auch über weite Strecken zufrieden mit der Leistung. Wir hatten starke erste 20 Minuten, dort hatten wir viele gute Balleroberungen und gute Angriffe. Die Chancen resultierten sogar in drei Treffern, die allerdings alle minimal Abseits waren. Das Risikomanagement war gut, wir hatten eine gute Kontrolle - auch, wenn es am Ende ein offenes Spiel war."

FC Bayern: Mehr Kontrolle, weniger Risiko

Und in der Tat überzeugte der FC Bayern vor allem in der zweiten Halbzeit mit viel Ballbesitz, dominierte das Geschehen und kombinierte sich zu zahlreichen Möglichkeiten.

Der wilde FC Bayern, bei dem es selbst gegen Schlusslicht Fürth (4:1) hinten oft urplötzlich brannte, präsentierte sich in Hoffenheim mit fortschreitender Spieldauer als abgezockt und erwachsen, als offensiv brandgefährlich und gleichzeitig defensiv fast immer stabil genug. Das Gegenpressing funktionierte, die TSG kam kaum mehr zur Entlastung.

"Vergleiche ich das Spiel mit den Leistungen der letzten Wochen, ist es ein Schritt in die richtige Richtung - auch, wenn es skurriler Weise nur ein Punkt geworden ist", sagte Nagelsmann deshalb über den Auftritt seiner Mannschaft.

Aber ganz so souverän, wie es angesichts der Torschussstatistik wirkte, kam der Punktgewinn für den Rekordmeister dann auch nicht zustande. Vor allem in der ersten Halbzeit stellte Hoffenheim Bayern mit vielen aggressiven Ballgewinnen und überfallartigen Angriffen vor Probleme.

"Das wir in Rückstand geraten sind, war bitter für uns, allerdings sind wir besser in die zweite Halbzeit reingekommen und sind besser als in der ersten Halbzeit aufgetreten. Spielen wir zwei solcher Halbzeiten, gewinnen wir das Spiel", sagte Rückkehrer Manuel Neuer. "Wir haben ein gesundes Mittelmaß gefunden, das Spiel wollten wir unter keinen Umständen verlieren." Das bayerische Mantra an diesem Nachmittag: Mehr Kontrolle, weniger Risiko!

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