Thomas Müllers Vertragssituation beim FC Bayern München: Mit Zuckerbrot und Peitsche

Von Johannes Ohr
FC Bayern München, Thomas Müller, Vertragsverlängerung, Niklas Süle, RB Leipzig
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Neben dem scheidenden Niklas Süle richteten sich die Blicke beim Spiel gegen RB Leipzig vor allem auf Thomas Müller. Der FC Bayern München hat mit dem Nationalspieler noch nicht über eine Vertragsverlängerung über 2023 hinaus gesprochen. Beim 3:2-Sieg lieferte er ab, als hätte ihn das - anders als Mitte der Woche - überhaupt nicht interessiert.

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Nach Schlusspfiff war dann fast alles wie immer. Bayern siegt. Müller trifft. Müller grinst. Im Bewusstsein, dass er im Hochgeschwindigkeits-Spiel gegen Leipzig abgeliefert hatte. Müller tauchte einmal mehr überall da auf, wo Gefahr entstand, überzeugte mit klugen Laufwegen und Pässen in die Tiefe, traf zudem auch noch zweimal selbst. Den 1:1-Ausgleich besorgte er per Abstauber, sein Kopfballtreffer zum vermeintlichen 2:1 wurde wegen eines Foulspiels von Robert Lewandowski im Vorfeld aber aberkannt. Geschenkt.

Müller happy bei Sky: "Es ist wirklich ein super Gefühl. Ich wurde in letzter Zeit immer mal auf diese Assist-Geschichte angesprochen, aber wenn der Ball ins Tor geht, die Lichter flackern und die Leute da sind - für diese Gefühl lohnt es sich zu ackern". Das hatte er.

Und er setzte an dem Abend neben einer Topleistung mit weiteren warmen Worten in Richtung seines Arbeitgebers endgültig auf das Prinzip "Zuckerbrot". Müller in einer Art Doppelrolle als gewiefter Raumdeuter und gewitzter Verhandlungspartner.

"Da wollen wir jetzt nichts dazu sagen. Da sind jetzt andere Sachen wichtiger und wir konzentrieren uns auf die nächste Trainingswoche", versuchte der Nationalspieler mit einem Augenzwinkern das Thema zu beerdigen, das er Mitte der Woche noch selbst gesetzt hatte. Die Verlängerung seines Vertrages über 2023 hinaus.

Einmal mehr der Sieggarant der Bayern: Thomas Müller.
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Einmal mehr der Sieggarant der Bayern: Thomas Müller.

Müller: "Vom FC Bayern ist noch niemand auf mich zugekommen"

Auf seine persönliche Zukunft angesprochen packte Müller gegenüber Sport Bild die kleine Peitsche aus. Etwas, das er nach eigenen Angaben eigentlich nur gerne auf dem Platz als "Radio Müller" bei seinen Mitspielern mache. "Ich gebe liebevoll mit der Peitsche voll einen mit", sagte er Ende des vergangenen Jahres bei Magenta TV über seine stets lautstarken Ansagen auf dem Platz.

Die "liebevolle" Müller-Peitsche bekamen unter der Woche aber die Bayern-Bosse ab und nicht die Mitspieler. "Vom Verein ist noch niemand auf mich zugekommen. Was die Zukunft bringt, muss man also sehen." Rumms. Beziehungsweise "Knall", denn ein solcher entsteht bekanntermaßen bei der Handhabung einer Peitsche.

Bayern ohne Müller? Müller ohne Bayern? Unvorstellbar. Und doch deutet das bayerische Urgestein (seit 2000 im Verein) mit diesem Satz genau das an. Angesichts der vielen Vertragsgespräche macht er in Richtung der Bosse klar: ''Hallo, neben Coman (Vertrag verlängert), Süle (verlässt den Verein), Tolisso (Vertrag läuft aus), Gnabry, Neuer und Lewandowski (beide Vertrag bis 2023) bin ich auch noch da - vergesst mich nicht!'

Eine subtile Erhöhung des Drucks, die ihre Wirkung nicht verfehlte. Vorstandschef Oliver Kahn spürte offenbar den Müller'schen Peitschenhieb und kündigte vor dem Spiel gegen Leipzig prompt erste Vertragsgespräche an: "Wir brechen jetzt hier nicht alle in Panikattacken aus. Natürlich steht es auf der Agenda ganz oben, dass wir früher oder später mit diesen Spielern sprechen. Jetzt aber geht es erstmal um die Bundesliga und die Champions League. Wir werden einen vernünftigen Termin finden, wo wir anfangen, miteinander zu sprechen."

Bayerns "Identifikationsfigur" Müller kann an Kahn vorbeiziehen

Weitere Argumente für eine Vertragsverlängerung beim FC Bayern braucht Thomas Müller aber ohnehin nicht. Gegen Leipzig schoss er seinen siebten Saisontreffer und holte in der ewigen Torschützenliste der Bundesliga somit Horst Hrubesch (136 Tore) ein. Und in Sachen Vorlagen macht Müller sowas keiner etwas vor: Aktuell er steht er bei 18 Assists und 150 in der Bundesliga insgesamt.

Klar, dass Trainer Julian Nagelsmann ihn unbedingt halten will: "Wir sprechen immer viel mit ihm. Ich habe viele Gespräche mit ihm geführt, auch Brazzo. Es wird sicherlich auch in Zukunft weitere Gespräche geben. Er ist Bayern-Spieler seit jeher und eine große Identifikationsfigur. "

Noch weiter geht Präsident Herbert Hainer, der Müller bei Bild mit einem Wahrzeichen der Stadt verglich. "Thomas Müller gehört zum FC Bayern wie die Frauenkirche nach München", sagte der 67-Jährige am Sonntag. Das gelte so oder so ähnlich auch für Manuel Neuer und Robert Lewandowski, denn Hainer würde sich "freuen, wenn sie alle drei ihre Karriere bei uns beenden würden".

Und Müller hat ja noch Ziele bei den Bayern, einen Rekord von Oliver Kahn etwa. Der Vorstandsvorsitzende stand als Torhüter 632 Mal für den FC Bayern im Kasten. Müller hielt für den Rekordmeister bislang 611 Mal die Knochen hin.

Legenden unter sich. Früher oder später auch am Verhandlungstisch - mit Zuckerbrot und Peitsche.

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