Hansi Flicks Situation beim FC Bayern München: Bisher hings vom Bett ab

Uli Hoeneß, FC Bayern München, Hansi Flick
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Tatsächlich gab es zwischen der Mannschaft und dem stets für seine Empathie gelobten Trainer seit seinem Amtsantritt im November 2019 keine bekannten Probleme und stattdessen nur gegenseitiges Lob. Oder, um es mit Hoeneß' Worten zu sagen: Eigentlich passt alles im Mannschafts-Bett, Flick-Feinde sind dort jedenfalls keine erkennbar - und davon war die Zukunft von Trainern des FC Bayern neben den unter Flick sowieso gegebenen sportlichen Erfolgen bisher meist abhängig.

Noch kein Spieler beklagte sich öffentlich über die Taktik, das Training, eine ungerechte Behandlung, Reservistendasein oder sonst etwas - nicht einmal Lucas Hernandez oder Alexander Nübel, die vermeintlichen Vorzeige-Personalien von Flicks Widersacher Salihamidzic. Das höchste der Gefühle sind in dieser Hinsicht Leihgeschäfts-Vorschläge von Nübels Berater Stefan Backs.

Bei all den zehrenden Querelen zwischen Flick und Salihamidzic bekommt man als Beobachter immer mehr den Eindruck: Das einzige, was Flick über das Saisonende hinaus noch beim FC Bayern halten könnte, ist seine Mannschaft.

Flick wirkt nicht siegesbesessen und öffentlichkeitsgeil wie manch andere Trainer, außerdem hat er mit dem Sextuple ohnehin schon alles gewonnen. Es scheint, als könnte er auf all die Begleiterscheinungen problemlos verzichten. Bis zum Alter von 54 Jahren kam er schließlich auch ganz hervorragend damit klar, sich um sein Sportgeschäft zu kümmern, Hoffenheim in der Regionalliga zu trainieren oder im Hintergrund als Co-Trainer und Sportdirektor beim DFB zu arbeiten. Nein, es ist vor allem das Verhältnis zu seiner Mannschaft, das ihn antreibt.

Der FC Bayern und seine mächtigen Führungsspieler

Das ist deshalb der Rede wert, weil es sich bei seinem Klub um den FC Bayern handelt - den Klub also, bei dem die Führungsspieler traditionell mächtig sind wie nirgendwo sonst und am Ende meistens den Trainer bekommen oder behalten, den sie wollen. Flicks Vorgänger Ancelotti und Niko Kovac wollte die aktuelle Mannschaft irgendwann nicht mehr, also mussten sie gehen. Stattdessen wollten sie immer mal wieder Jupp Heynckes, den sie auch alle paar Jahre bekamen.

Womöglich am eindrucksvollsten haben die Führungsspieler des FC Bayern ihre Macht aber 1979 bewiesen. Als der langjährige Präsident Wilhelm Neudecker damals den eher erfolglosen aber beliebten (und wie Flick vom Co- zum Interimstrainer beförderten) Pal Csernai durch den Disziplinfanatiker Max Merkel ersetzen wollte, ließ ihm Sepp Maier ausrichten: "Der Mannschaftsrat und ich als Kapitän möchten Ihnen übermitteln: Wenn am Montagmorgen ein neuer Trainer da ist, dann kommen wir nicht ins Training, dann streiken wir."

Die Konsequenz: Csernai blieb Trainer, Neudecker trat zurück - und im Zuge der Neustrukturierung der Führungsetage übernahm am Ende der Saison der damals erst 27-jährige Uli Hoeneß das Amt des Managers. Gemeinsam mit Trainer Csernai holte er in den ersten beiden Saisons jeweils den Meistertitel und folgt mit dieser Erfahrung im Hinterkopf bei seinen Entscheidungen seitdem meist der Meinung der Führungsspieler. Hauptsache es passt im Mannschafts-Bett!

Uli Hoeneß befindet sich in einem Interessenskonflikt

Auch wegen dieser Historie befindet sich Hoeneß, offiziell zwar nur mehr Ehrenpräsident aber weiterhin mächtiger Meinungsmacher im Hintergrund, nun in einem Interessenskonflikt: Der mittlerweile 69-Jährige gilt im Klub schließlich als größter Förderer von Flicks Widersacher Salihamidzic, die Führungsspieler aber stehen - unabhängig von der Personalie Salihamidzic - vollkommen hinter ihrem Trainer.

Was nun? Geäußert hat sich Hoeneß zu der Thematik in den letzten Tagen öffentlich nicht, Ende März sagte er als RTL-Experte lediglich, dass ein Abschied Flicks "gar kein Thema" sei. Der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge sprach sich mehrmals offensiv für einen Verbleib Flicks aus, sein designierter Nachfolger Oliver Kahn hält sich bisher bedeckt.

Sollte es am Saisonende aber letztlich zu einer Trennung kommen, könnten einige seiner geschätzten Spieler womöglich trotzdem weiterhin in den Genuss kommen, ihr - nun ja - Bett mit Flick teilen zu dürfen. Und zwar dann, wenn Flick Joachim Löw als Bundestrainer beerben würde. In dieser Rolle müsste sich Flick nicht mehr Salihamidzics Bett-Wunschbesetzung beugen, könnte sie sich stattdessen ganz alleine aussuchen und sogar Boateng einladen, der den FC Bayern im Sommer verlassen muss.

FC Bayern München: Die restlichen Termine im Überblick

WettbewerbDatumGegnerOrt
Champions League13.04.PSGA
Bundesliga17.04.VfL WolfsburgA
Bundesliga20.04.Bayer LeverkusenH
Bundesliga24.04.FSV Mainz 05A
Bundesliga08.05.Borussia MönchengladbachH
Bundesliga15.05.SC FreiburgA
Bundesliga22.05FC AugsburgH
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