Rekord-Teenie bei Flicks Debütanten-Ball gegen Freiburg: Die Juwele des FC Bayern im Check

Von Dennis Melzer
Chris Richards, Jamal Musiala und Sarpreet Singh (v.l.n.r.) kamen am Samstag gegen den SC Freiburg zum Einsatz.
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3. Jamal Musiala

Alterstechnisch könnte Musiala noch in der B-Jugend eingesetzt werden, stattdessen stehen seit Samstag die ersten beiden Bundesliga-Minuten für den gebürtigen Stuttgarter zu Buche, der den Platz mit keinem Geringeren als Thomas Müller tauschte. Schöner und besonderer Nebeneffekt des Ganzen: Musiala sicherte sich im Geschichtsbuch der Münchner einen eigenen Eintrag. Mit 17 Jahren und 115 Tagen löste er Pierre-Emile Hojbjerg (17 Jahre und 251 Tage) als jüngsten Bundesliga-Spieler der Klubhistorie ab.

Passend dazu mutet Musialas bisherige Karriere wie vom Reißbrett geplant an. Er wuchs im hessischen Fulda auf, lernte das Fußballspielen beim hiesigen Verein TSV Lehnerz, bevor er mit seiner Familie nach England zog und prompt vom FC Southampton entdeckt wurde. Sein Engagement bei den Saints währte allerdings nur wenige Monate. Im Alter von acht Jahren schloss sich das Ausnahme-Talent dem FC Chelsea an, bei dem er fortan sämtliche Jugendmannschaften durchlief und schon als 15-Jähriger bisweilen in der U18 mitmischte.

Im Dezember 2016 wurde Musiala, der sowohl die englische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft besitzt, zum ersten Mal in die U15 der Three Lions berufen und trug sich prompt bei seinem Debüt in die Torschützenliste ein, nur ein Jahr später reichten dem offensiven Mittelfeldspieler 50 Minuten, um beim 3:1 gegen die Niederlande als Dreifach-Torschütze in Erscheinung zu treten.

Nach einem kurzen Intermezzo von zwei Spielen für die DFB-U16, denn dazu ist Musiala als minderjähriger Doppelstaatsbürger berechtigt, entschied er sich dazu, weiterhin für England zu spielen (neun Spiele für die U16 sowie mittlerweile zwei Spiele für die U17).

Im Sommer 2019 kehrte Musiala der Insel den Rücken und wechselte nach München. Er begründete den Schritt wie folgt: "Ich bin sehr froh über die Jahre in England. Es gab einige Interessenten aus Europa. Aber, wenn solch ein großer Klub aus Deutschland interessiert ist, kannst du nicht Nein sagen. Und ich liebe Bayern, seit ich sehr jung bin."

Jamal Musiala ist mit 17 Jahren, 3 Monaten und 25 Tagen der jüngste Bayern-Debütant aller Zeiten.
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Jamal Musiala ist mit 17 Jahren, 3 Monaten und 25 Tagen der jüngste Bayern-Debütant aller Zeiten.

Für die B-Jugend des FCB knipste Musiala in zwölf Partien sechsmal, im Dezember nahm sich das U19-Trainergespann Martin Demichelis und Danny Schwarz seiner an. Da aufgrund von Corona der Spielbetrieb in den Jugendligen zum Erliegen gekommen ist, zog Sebastian Hoeneß das Juwel ein weiteres Mal nach oben, wechselte Musiala gleich im zweiten Spiel nach dem Restart der 3. Liga gegen Preussen Münster ein.

Über die Münchner Stadtgrenzen hinaus von sich reden machte der Emporkömmling zu Beginn des Monats, als er gegen den FSV Zwickau nach 57 Minuten für Malik Tillman ins Spiel kam und die Amateure mit einem Doppelpack auf die Siegerstraße schoss.

"Der Junge ist eiskalt. Wenn man vor dem Spiel mit ihm spricht, wirkt er fokussiert, ruhig und zurückhaltend. Aber, wenn er auf den Platz kommt, explodiert er förmlich", schwärmte Trainer Hoeneß, der für gewöhnlich darum bemüht ist, einzelne Jungspieler nicht mit zu viel Lob zu überhäufen.

Er ergänzte: "Das ist genau das, was wir von jungen Spielern sehen möchten. Sie sollen ihr Herz in die Hand nehmen und mutig sein." Nur drei Auftritte für die U23 und einige Trainingseinheiten bei den Profis, bei denen Musiala sein enormes Potenzial angedeutet hatte, schienen Flick ausgereicht zu haben, um ihn gegen Borussia Mönchengladbach in seinen ausgedünnten Kader zu berufen.

"Er ist technisch sehr gut und entwickelt Dynamik, wenn er im Ballbesitz ist", sagte Flick bezüglich Musialas Stärken. Der 55-Jährige betonte allerdings auch, dass bei dem Bestreben, junge Spieler zu fördern, die Faktoren Zeit und Geduld immer eine übergeordnete Rolle spielen sollten.

Fazit:

Musiala gilt nicht umsonst als eine der größten Hoffnungen am Bayern-Campus. Die Tatsache, während seiner Laufbahn stets mit älteren, körperlich stärkeren Spielern konkurriert zu haben, hat sich merklich positiv auf seinen Werdegang ausgewirkt. Sollte seine Entwicklung weiterhin so beeindruckend verlaufen, werden die Bayern noch viel Freude an ihm haben.

Und was sagt Flick zu seinen Novizen? "Wir machen am Campus sehr gute Arbeit. Das ist gut, um unseren Kader entsprechend aufzufüllen", erklärte er im Anschluss der Begegnung mit Freiburg auf der virtuellen Pressekonferenz. "Seit die Top-Nachwuchsspieler bei uns mittrainieren, ist die Qualität immer besser geworden. Sie sind auf einem guten Weg." Flick schränkte abschließend ein: "Aber um beim FC Bayern zu spielen, ist dieser noch sehr weit." Ein angemessenes Schlusswort.

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