Kommentar zum FC Bayern München: Niko Kovac spielt mit dem Feuer

Der FC Bayern München geht mit einer unbefriedigenden Bilanz in die Länderspielpause. Trainer Niko Kovac muss aufpassen, dass er nicht die Kabine verliert. Ein Kommentar.
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Der FC Bayern München geht mit einer unbefriedigenden Bilanz in die Länderspielpause. Trainer Niko Kovac muss aufpassen, dass er nicht die Kabine verliert. Ein Kommentar.

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Die Bilder des tief frustrierten Javi Martinez sorgten beim FC Bayern am Wochenende fast für mehr Gesprächsstoff als die erste Saisonniederlage gegen Hoffenheim. Weil viele Fans den Umgang mit dem zum Bankdrücker degradierten, langjährigen Leistungsträger als unwürdig empfinden. Ob zu Recht angesichts der gravierenden Münchner Probleme im defensiven Mittelfeld oder zu Unrecht aufgrund mangelnder Trainingsleistungen, ist schwer zu beurteilen.

Weniger schwer zu beurteilen hingegen sind die Folgen, die der Verzicht auf Martinez und vor allem Thomas Müller für Niko Kovac haben könnten. Zumal man aus seinen Aussagen über den besten Vorlagengeber des Meisters vor der Partie keine übergroße Wertschätzung herauslesen konnte: "Wenn Not am Mann sein sollte, wird er mit Sicherheit auch seine Minuten bekommen", erklärte der Trainer lapidar.

Mit solchen zumindest unglücklich gewählten Worten, vor allem aber mit seinen Taten nimmt Kovac leichtfertig in Kauf, in Martinez und Müller zwei Publikumslieblinge und einflussreiche Akteure in der Bayern-Kabine zu verlieren.

Schon in der Vorsaison stieß der Coach vielen Stars vor den Kopf, indem er ab dem Spätherbst kaum noch rotierte und damit Akteure wie Jerome Boateng, James Rodriguez, Franck Ribery oder Rafinha gegen sich aufbrachte. Trotz der äußerst unruhigen Saison entschied sich die Vereinsführung nach dem Double-Gewinn aber gegen eine Trennung von Kovac, der bis zuletzt auf der Kippe stand. Stattdessen sortierte man potenziell Unzufriedene aus, zu denen auch Mats Hummels gezählt wurde.

FC Bayern: Niko Kovac ist in der Bringschuld

Umso mehr ist Kovac nun in der Bringschuld. Doch im Vergleich zur erfolgreichen Rückrunde ist keine Weiterentwicklung zu erkennen, im Gegenteil. Das Offensivspiel ist meist statisch, uninspiriert und komplett abhängig von Robert Lewandowski. Die Defensive wirkt zu oft unsortiert und löchrig, gerade bei schnellen Gegenstößen des Gegners.

Selbst beim 7:2-Kantersieg in der Champions League bei den aktuell kriselnden Tottenham Hotspur hatten die Bayern im ersten Durchgang große Probleme in der Rückwärtsbewegung und hätten schon deutlich zurückliegen können, ehe nach dem Wechsel jeder Schuss ein Treffer war.

Und in der Liga ist die Bilanz nach nur vier Siegen aus sieben Spielen mit Platz drei und bereits acht Gegentoren äußerst unbefriedigend. Dass Kovac gegen Hoffenheim vier Tage nach dem Spiel gegen Tottenham bis auf den verletzten Alaba auf die gleiche Elf setzte und die ausgeruhten Müller, Martinez oder Ivan Perisic auf der Bank schmorten, fällt ihm nach der Pleite auf die Füße.

Schafft es der Kroate nicht bald, seine Ansammlung von Ausnahmekönnern hinter sich und die Mannschaft spielerisch nach vorne zu bringen, droht ihm erneut ein ungemütlicher Winter.