FC Bayern Münchens Neuzugang Michael Cuisance: Supertalent mit Stinkstiefelpotenzial

Michael Cuisance ist zum FC Bayern München gewechselt.
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Neben Philippe Coutinho verpflichtet der FC Bayern mit Michael Cuisance einen weiteren Mittelfeldspieler. Anders als der brasilianische Superstar ist der Jungprofi aus Frankreich mit seinem Fünfjahresvertrag aber eher ein Mann für die Zukunft. Bei seinem Ex-Klub Borussia Mönchengladbach sind sie froh, dass er weg ist.

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Franck Ribery ist nicht mehr da. Und er wird auch nicht mehr kommen. Niko Kovac nahm den Gerüchten um ein Sensationscomeback von "König Franck" beim FC Bayern nach dem geplatzten Transfer von Leroy Sane schnell Wind aus den Segeln. "Das ist ausgeschlossen", sagte er.

Wie seit Freitagabend bekannt ist, wird es dem Münchner Kader aber auch in der neuen Saison keinesfalls an einem Franzosen mit Stinkstiefelpotenzial fehlen. Da gab Hasan Salihamidzic nämlich nicht nur unter Trommeln und Trompeten die Ausleihe von Philippe Coutinho bekannt, sondern auch den Transfer von Michael Cuisance.

Man habe sich mit dem 20 Jahre alten Mittelfeldakteur von Borussia Mönchengladbach auf einen Vertrag bis 2023 geeinigt, erklärte der Sportdirektor der Bayern unmittelbar im Anschluss an das 2:2 beim Liga-Auftakt gegen Hertha BSC.

"Er ist ein Spieler, den wir schon sehr lange beobachten, ein großes Talent", schwärmte Salihamidzic von dem U20-Nationalspieler und hob dessen "Stärken im Ballbesitzfußball" hervor. Cuisance verfüge über eine "hervorragende Technik" sowie einen "hervorragenden linken Fuß".

Marco Rose und Max Eberl kritisieren Michael Cuisance

Klingt nach einem Super-Schnäppchen, kostete Cuisance dem Rekordmeister laut übereinstimmenden Medienberichten doch gerade einmal zehn Millionen Euro. Allerdings sind sie in Mönchengladbach nicht ganz unglücklich, dass der Transfer zustande kam. Oder sogar mehr: Denn Neu-Trainer Marco Rose und Sportdirektor Max Eberl hinterließen nach dem 0:0 gegen Schalke 04 am Samstagabend vielmehr den Eindruck, als seien sie heilfroh, Cuisance los zu sein.

"Für uns war der Transfer unabdingbar. Ich hatte den Eindruck, dass die Borussia für ihn zu klein geworden ist", meinte Rose. Cuisance habe zuletzt "einige Verhaltensweisen an den Tag gelegt, die er bei seinem neuen Arbeitgeber sicher nicht an den Tag legen wird". Eberl wurde konkreter und berichtete von einem Gespräch zu Beginn des Sommers, in dem Cuisance im Beisein seines Beraters Olivier N'Siabamfumu eine Stammplatzgarantie unter Rose gefordert hatte.

"Es war überraschend, dass er diesen Wunsch geäußert hat, bevor er nur einmal mit dem neuen Trainer gesprochen hat. Ich bin jetzt zehn, elf Jahre Sportdirektor. Es ist das erste Mal, dass es so war", sagte Eberl. Um "böses Blut" zu vermeiden, habe er dem miesepetrigen Cuisance daraufhin einen Wechsel nahegelegt.

Michael Cuisance: Mehr Achter statt Sechser

Dass dieser Wechsel ihn nun zum Klassenprimus führt, sorgt für Verwunderung am Niederrhein. "Ich bin überrascht, weil die Thematik war, dass ein junger Spieler spielen muss", so Eberl. "Und ich glaube, dass Bayern einen großartigen Kader hat. Dann wird es für einen jungen Spieler nicht einfacher zu spielen als bei uns."

Cuisance hatte in der vergangenen Saison nur 13 Pflichtspiele für die Fohlen bestritten, lediglich zwei von Anfang an. Insgesamt steht er nach zwei Jahren in Deutschland bei 1.463 Bundesliga-Minuten, verteilt auf 35 Einsätze.

"Cuisance ist ein hoch veranlagter Spieler, der den Ball fordert und Spielfreude versprüht, aber er ist noch weit von einem gestandenen Bundesliga-Spieler entfernt", sagt Lisa Tellers, Sportreporterin bei Radio 90,1 in Mönchengladbach und dem WDR, im Gespräch mit SPOX und Goal. "Schwächen in der Rückwärtsbewegung" und eine "zu große Verspieltheit in gefährlichen Zonen" hätten Ex-Fohlen-Trainer Dieter Hecking davon abgehalten, Cuisance regelmäßig von Anfang an einzusetzen. Der Linksfuß war hinter Denis Zakaria, Christoph Kramer, Tobias Strobl, Florian Neuhaus und Jonas Hoffmann nur die sechste Wahl im zentralen Mittelfeld der Gladbacher.

Michael Cuisance im Steckbrief

geboren16. August 1999 in Straßburg (Frankreich)
Größe1,81 m
Gewicht74 kg
Positionzentrales Mittelfeld
starker Fußlinks
StationenAS Nancy Jugend, Borussia Mönchengladbach
Bundesligaspiele/-tore35/0

Michael Cuisance: Skandalnudel neben dem Platz

"Man muss kein Prophet sein, um vorauszusagen, dass er es gegen Kaliber wie Thiago, Corentin Tolisso, Leon Goretzka oder Renato Sanches noch schwerer haben wird. Der Transfer ergibt für seine sportliche Entwicklung wenig Sinn, zumal er auch nicht für die Sechser-Position geeignet ist, auf der die Bayern eher Handlungsbedarf haben als auf den offensiveren Mittelfeldpositionen", meint Gladbach-Expertin Tellers.

Als kreativer Achter passt Cuisance zwar prinzipiell ins Kovac'sche 4-3-3-System, allerdings kommt aktuell nicht einmal Sanches auf ausreichend Spielminuten. Das dürfte sich mit der Ankunft von Coutinho, der ebenfalls eine offensiv ausgerichtete Achter-Position bekleiden dürfte, kaum ändern.

Sorgen macht sich Cuisance deshalb aber nicht. "Ich weiß, dass dies ein sehr großer Schritt für mich ist", wird er in Bayerns Presseerklärung zitiert: "Aber ich fühle mich bereit. Für mich persönlich ist es super, dass bereits einige Franzosen bei Bayern spielen. Das wird mir bei der Integration ins Team sicherlich helfen."

Und auch Salihamidzic beschwichtigte am Freitag, dass sich Cuisance an der Isar "entwickeln" werde. "Wir werden viel Freude an ihm haben", so die Prophezeiung von "Brazzo", schließlich bringe der Youngster auch eine "Top-Mentalität" mit. Von dieser war in Mönchengladbach in den vergangenen zwei Jahren jedoch wenig zu sehen. Das Supertalent entpuppte sich außerhalb des Platzes als Skandalnudel, wurde wie einst BVB-Star Marco Reus beim Fahren ohne Führerschein erwischt und verursachte einen Unfall mit Schwerverletzten auf der A52.

Eberl und Co. bleibt aber vor allem Cuisances Gebaren der vergangenen Wochen negativ in Erinnerung. Wie der Express berichtet, soll sein Berater die Gladbacher Führungsetage sogar mehrfach bepöbelt und beschimpft haben. "Belastend" sei all das gewesen, sagte Eberl.

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