Ein albernes Theater, das niemandem hilft

Robert Lewandowski fühlte sich zum Saisonende im Stich gelassen
© getty

Robert Lewandowskis Berater Maik Barthel hat die Kritik seines Klienten an der Unterstützung der Teamkollegen beim FC Bayern München im Kampf um die Torjägerkanone erneuert. Abgesehen von der verhältnismäßigen Haltlosigkeit der Aussagen werfen diese kein gutes Licht auf die Einstellung des Polen. In der Form bringen die Vorwürfe niemandem etwas. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Jochen Rabe.

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Robert Lewandowski ist nicht Torschützenkönig 2017. Das hat mittlerweile jeder mitbekommen. Obwohl der Pole wieder 30 Tore erzielt hat, ist Borussia Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang am letzten Spieltag mit einem Doppelpack noch an ihm vorbeigezogen und hat sich erstmals die Torjägerkanone gesichert.

Ja, es ist erlaubt, dass der Angreifer deswegen geknickt ist. Er ist als Vollblut-Mittelstürmer ehrgeizig und will der Beste sein. Zum dritten Mal innerhalb von vier Jahren Torschützenkönig zu werden, war sein großes Ziel.

Ein bisschen seltsam wirkte es dennoch, als Lewandowski selbst vor zehn Tagen in einem Interview mit dem polnischen Super Express seine Teamkollegen beim FC Bayern München kritisierte. Er sei mit der Unterstützung seiner Kollegen nicht zufrieden, ja sogar wütend gewesen.

Lewandowski-Berater Maik Barthel erneuert die Kritik

Dass sein Berater Maik Barthel nun mit seinen Aussagen im kicker noch einmal nachlegt, dreht den seltsamen Beigeschmack eine Stufe weiter. Sein Klient sei so enttäuscht wie nie gewesen, weil es "keine Unterstützung und keinen Appell des Trainers" gegeben habe, um Lewandowski auf der Jagd nach der Kanone zu unterstützen.

Aus einer beiläufigen Aussage in einem kuriosen Interview wird durch die Erneuerung der Kritik ein Theater. Ein albernes Theater, das niemand braucht und niemandem hilft. Zumal die Kritik nicht sonderlich viel Gehalt hat.

Es stimmt, dass das persönliche Ziel des Polen an diesem Nachmittag in München-Fröttmaning nicht im Mittelpunkt stand. Das Karriereende von zwei der größten Spieler ihrer Generation (Philipp Lahm und Xabi Alonso) stand rund um den 34. Spieltag im Mittelpunkt. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Teamkollegen während der 90 Minuten versuchten, ihrer Nummer 9 einen Treffer aufzulegen. Oder mehrere.

Hummels sah Lewandowski-Unterstützung durch die Bayern-Mannschaft

Direkt nach dem Spiel hatte sich unter anderem Teamkollege Mats Hummels dahingehend geäußert, dass man auf "groteske" Art und Weise versucht habe, Lewandowski zu helfen. Man erinnere sich nur an die Szene, als Vidal am letzten Spieltag gegen den SC Freiburg völlig freistehend auf Lewandowski querlegte.

Am Ende der Partie stand Lewandowski bei acht (!) Torschüssen (vier davon aufs Tor). Eine Statistik, die nicht unbedingt dafür spricht, dass seine Kollegen ihn geschnitten hätten.

Und selbst, wenn es so gewesen wäre - die Torschützenliste führt nicht nur die Treffer des 34. Spieltags. Aubameyang hat die Kanone nicht am letzten Spieltag gewonnen, sondern mit einer starken, konstanten Saison.

Hatte Aubameyang einen Wettbewerbsvorteil?

Mit 27 hat Lewandowski ligaweit die meisten Großchancen vergeben (Aubameyang 25), in puncto Schussgenauigkeit schnitt er deutlich hinter dem Gabuner ab (49,6 Prozent zu 63,1 Prozent). Außerdem erzielte der Pole insgesamt fünf Elfmeter-Treffer, während Aubameyang (zwei Elfertore) sogar noch am letzten Spieltag beim ersten von zwei Strafstößen zunächst Reus den Vortritt lassen musste. Hat der BVB seinen Topstürmer damit dann auch sabotiert?

Die BL-Saisonstatistiken 2016/17 von Robert Lewandowski und Pierre-Emerick Aubameyang im Vergleich.

Abgesehen von der inhaltlichen Fragwürdigkeit der Kritik an den Teamkollegen stellt sich auch die Frage nach der Intention. Welchen Zweck sollen die Aussagen erfüllen? Und vor allem: Wem sollen sie nützen?

Lewandowski steht selbst nicht im besten Licht

Lewandowski ist bereits jetzt der unumstrittenste aller Münchner Feldspieler, er ist Topverdiener und Zielspieler von beinahe jedem Angriff. Durch den wiederholt vorgetragenen Rüffel diskreditiert er seine Teamkollegen und stellt sich selbst nicht in das schmeichelhafteste Licht. Stattdessen präsentiert er sich als Spieler, dessen persönliche Ziele über dem Erfolg und der Chemie des Teams stehen. Als schlechter Verlierer. Nach Wochen, um die Enttäuschung zu verarbeiten, wirkt das Klagen beinahe wie das eines bockigen Kindes.

Dass Barthel neben der Kritik-Erneuerung noch "beiläufig" hinzufügt, sein Klient wolle unbedingt die Champions League gewinnen und beobachte die Transferaktivitäten der Bayern "interessiert", lässt Rückschlüsse auf die Intention zu.

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Für seinen Klienten möchte er Macht und Einfluss, Mitgestaltungsrecht. Oder es besteht die Gefahr, dass das immer mal wieder dagewesene Transfergetrommel um den Polen in die nächste Runde geht. Es ist allerdings mehr als fraglich, dass er das in einem Verein wie dem FC Bayern mit diesen Methoden erreichen wird.

Deshalb bleibt das Nachtreten gegen die Teamkollegen unerklärlich. Und letztlich geht jede Seite aus dieser Kritik als Verlierer hervor.

Robert Lewandowski im Steckbrief

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