Hoffenheims Fußball in Reinkultur

Kerem Demirbay erzielte mit viel Übersicht das 1:0 für Hoffenheim in Leverkusen
© getty

Für Kerem Demirbay war beim Hamburger SV kein Platz. Nach zwei Leihgeschäften in die 2. Liga startet der 23-Jährige bei der TSG 1899 Hoffenheim gerade durch. Auch am 3:0-Sieg in Leverkusen war er entscheidend beteiligt. Für seine Leistung gegen Bayer bekam er die Note 2.

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Kerem Demirbay lag falsch. "Ich habe dem Schiedsrichter mehrmals gesagt, ich sehe das nicht als Rot. Das ist Ihre Entscheidung. Mehr kann ich nicht machen", sagte der Hoffenheimer über den frühen Platzverweis für Kevin Volland beim Spiel in Leverkusen.

Die Regeln sind in diesem Fall aber klar. Foul, Vereitelung einer klaren Torchance und damit Rot. "Es tut mir wahnsinnig leid für Kevin", sagte Demirbay zwar, aber "bei diesem Tempo reicht schon die kleinste Berührung". Und die lag nun mal vor, so dass Schiedsrichter Bastian Dankert kein Handlungsspielraum blieb.

Zuvor hatte Demirbay in dieser Szene Teile seiner Qualitäten gezeigt, die ihn in den letzten Wochen auszeichnen. Gute Antizipation, schnelle Bewegung in die Tiefe und Zug zum Tor.

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Kein Platz für Demirbay beim HSV

Der 23-Jährige, der vor der Saison für 1,7 Millionen Euro vom Hamburger SV zu 1899 Hoffenheim kam, hat sich in den letzten Wochen als feste Größe im Mittelfeld der Kraichgauer etabliert. Saß er an den ersten beiden Spieltagen noch 90 Minuten auf der Bank, stand er in den letzten fünf Spielen jeweils in der Startelf.

"In so kurzer Zeit eine so dominante Rolle im Mittelfeld einzunehmen - das ist schon außergewöhnlich", befand Sportchef Alexander Rosen kürzlich.

Demirbay ist gerade dabei, den nächsten Schritt in seiner Karriere zu machen und sich in der Bundesliga festzubeißen, nachdem er beim HSV nie Fuß fassen konnte und in den vergangenen beiden Spielzeiten in die 2. Liga verliehen wurde - zunächst an den 1. FC Kaiserslautern und zuletzt an Fortuna Düsseldorf.

Doch auch zehn Tore in 25 Spielen für die Fortuna konnten den HSV nicht von seiner Tauglichkeit überzeugen. Demirbays Hoch zeigt auch die ganze Problematik der Hamburger, die erneut einen Spieler ziehen ließen, der in einem anderen Umfeld durchzustarten scheint, während Spieler wie Lewis Holtby mit der Raute auf der Brust eher Rückschritte machen.

Demirbay mit Top-Statistiken

Demirbay muss die Situation am Tabellenende aktuell nicht interessieren, er kann mit Hoffenheim nach oben schauen. Nach acht Spieltagen ist die TSG neben Bayern und Leipzig das einzig ungeschlagene Team der Liga und liegt mit 16 Punkten nur vier Zähler hinter dem FCB.

Julian Nagelsmanns Arbeit fruchtet und Demirbay hat sich dabei unverzichtbar gemacht. In Hoffenheims 3-1-4-2-Formation bringt der Deutsch-Türke im Zentrum des Spiels seine Stärken ein und stellt sich voll in den Dienst der Mannschaft.

In allen seinen Einsätzen gehörte Demirbay zu den Spielern mit den meisten gelaufenen Kilometern, den meisten Sprints und den meisten intensiven Läufen - vor allem bei gegnerischen Ballbesitz weist er teaminterne Höchstwerte auf.

Obwohl er in Leverkusen nach 78 Minuten ausgewechselt wurde, brachte es kein Mitspieler auf mehr intensive Läufe als Demirbay. Er ist Hoffenheims Zwischenspieler und mit den Stürmern für das aggressive Anlaufen verantwortlich und macht dies im Moment ganz nach dem Geschmack des Trainers. "Kerem ist topfit, er hat kein Problem auch 95 Minuten zu marschieren", sagt Nagelsmann. Demirbay verköpert derzeit Hoffenheims Fußball in Reinkultur.

Selbstvertrauen in jeder Aktion spürbar

Das Selbstvertrauen ist Demirbay in jeder Situation anzumerken, er sucht das Dribbling, besitzt dabei ein hohes Tempo, verteilt die Bälle und erwischt meist den richtigen Moment fürs Abspiel. In dieser Saison hat nur Sebastian Rudy (14) mehr Torschüsse bei der TSG vorbereitet als Demirbay (12). Ligaweit liegt Demirbay auf Rang 19, obwohl er an den ersten drei Spieltagen nur auf 24 Minuten Spielzeit kam.

Dazu kommt die Coolness im Abschluss, wie er beim 1:0 in Leverkusen bewies, als er Lars Bender mit einem Haken ins Leere rutschen ließ ("Ich wusste, er wird reinspringen") und mit seinem schwächeren rechten Fuß gekonnt abschloss.

Es kann gut sein, dass Demirbay seine Qualitäten in Zukunft auch in der Nationalmannschaft unter Beweis stellen darf. Womöglich nicht beim DFB, obwohl er im Ruhrgebiet geboren wurde, sondern beim türkischen Verband. Dort durchlief er auch die U-Mannschaften und kürzlich hat sich Verband bezüglich des A-Teams gemeldet. Demirbay will die Entscheidung "aus dem Bauch heraus" treffen. Das dürfte bei seinem Lauf im Moment nicht das Schlechteste sein.

Kerem Demirbay im Steckbrief

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