Erkenntnisse zum Relegationshinspiel: HSV reif für die Bundesliga - Herthas Heldenfußball fehlen Helden

Von Justin Kraft
Hertha, Magath
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HSV: Reif für die Bundesliga

Das komplette Gegenstück ist aktuell der Hamburger SV. Festmachen kann man das auch am Coachingverhalten der beiden Trainerteams. Bei Hertha gibt sich Co-Trainer Mark Fotheringham nahezu wie ein Drill Instructor, klatscht heftig in die Hände und versucht, seine Spieler in die Zweikämpfe zu peitschen. Auf der anderen Seite ist Tim Walter ebenfalls sehr aktiv, allerdings darauf bedacht, seinen Spielern Räume und taktische Kniffe aufzuzeigen. Es ist das Duell der alten gegen die neue Schule.

"Als jüngste Mannschaft der 2. Bundesliga so gegen einen Bundesligisten vor 75.000 Zuschauern aufzutreten - das ist aller Ehren wert", zeigte sich der HSV-Coach anschließend glücklich: "Daran sieht man, dass die Entwicklung weiter geht."

Eine Entwicklung, die vor einigen Wochen noch nicht absehbar war und stark hinterfragt wurde - wie so oft in der Vergangenheit, wenn der Aufstieg in die Bundesliga in Gefahr war. Doch anders als in den letzten Jahren blieb man in Hamburg ruhig. "Ich habe intern wenige Diskussionen darüber geführt - das ist unsere Art und Weise", erzählte Jonas Boldt nach dem Hinspielerfolg.

Auch Walter unterstrich nach der Partie, dass er und sein Trainerteam das Vertrauen durch den HSV-Sportvorstand immer gespürt hätten. Ein Hauch von Kontinuität bei einem Klub, bei dem sonst in jeder noch so kleinen Krise Hektik und Aktionismus herrschten.

Tim Walter ist gemeinsam mit dem HSV reifer geworden.
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Tim Walter ist gemeinsam mit dem HSV reifer geworden.

HSV und Walter: Gemeinsam erwachsen geworden

Wenn aber über die Entwicklung des Teams gesprochen wird, muss auch die Entwicklung des Trainers Erwähnung finden. Walters fußballerischer Ansatz ist modern, für viele oft zu modern. Spektakel war unter ihm immer garantiert, die eine oder andere bittere Niederlage aber ebenso.

In Berlin präsentierte sich der HSV beinahe pragmatisch. Immer gefährlich, wenn er gefährlich sein musste, vor allem aber defensiv stabil und ohne leichtsinnige Fehler. Auch wenn am Ende eine zufällige, weil abgerutschte Flanke von Ludovit Reis den goldenen Treffer brachte (57.), so zeigte Hamburg, dass es erwachsen geworden ist. Im Vergleich mit den kopflos auftretenden Berlinern wurde das überdeutlich.

Den letzten Schritt müssen die Rothosen aber noch gehen. Das 1:0 ist ein Vorteil, aber noch keine Entscheidung. Hamburg scheint dennoch bereit zu sein für die Bundesliga. Am Montag können sie das endgültig unter Beweis stellen. Magath hatte indes neben all der Schönrederei auch noch ein paar Worte in petto, die zumindest teilweise wahr waren: Die Gäste "sind mit dem Rückenwind aus vier Siegen stark aufgetreten." Tatsächlich waren es zuvor fünf Siege der Hamburger. Eine starke Leistung war es dennoch. "Wie ein Bundesligist" spielte an diesem Abend nur der HSV.

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