Hertha BSC - Investor Windhorst kritisiert Klub-Führung: "Machterhalt und Klüngelei"

SID
Investor Lars Windhorst will bei Hertha BSC in Zukunft noch mehr Einfluss nehmen.
© getty

Hertha BSC kommt einfach nicht zur Ruhe. Nachdem es sportlich wieder nur gegen den Abstieg geht, kritisierte nun Investor Lars Windhorst die Klubführung scharf.
 

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Lars Windhorst reichte es. 375 Millionen Euro investiert, wieder nur Abstiegskampf bekommen: Der Zorn des Investors von Hertha BSC hatte sich offenbar über Monate angestaut - und entlud sich nun donnernd gegen die Klubführung. Dies ging gar so weit, dass er sein Engagement als Fehler bezeichnete. In Zeiten der sportlichen Schieflage kommt ein solcher Brandherd zur Unzeit.

"Ich habe darauf gesetzt, dass bei Hertha rational und in die Zukunft denkende Leute das Sagen haben, die auch nachhaltig den Erfolg wollen", sagte Windhorst dem Wirtschaftsmagazin Capital. Zuletzt habe er jedoch erkannt, dass es einigen Leuten im Verein in erster Linie um "Machterhalt und Klüngelei" gehe.

Namen nannte Windhorst nicht, in der Verantwortung stehen bei Hertha vor allem Vereinspräsident Werner Gegenbauer, Finanzchef Ingo Schiller und der erst im Sommer hinzugekommene Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic. Der frühere CEO Carsten Schmidt war vergangenen Oktober nach rund zwei Jahren im Amt aus privaten Gründen zurückgetreten. Unabhängig der handelnden Personen lässt Windhorsts scharfer Ton in jedem Fall aufhorchen.

Auf Nachfrage räumte er ein, sein Investment mittlerweile als Fehler zu betrachten: "Ehrlich gesagt, aus heutiger Sicht ja, leider. Bislang hat mir das Investment bei Hertha abgesehen von positiven Erfahrungen mit vielen Mitgliedern nur Nachteile gebracht." Im Sommer 2019 war Windhorst bei der ausgegliederten Profiabteilung der Hertha eingestiegen, an der er 66,6 Prozent der Anteile hält. Insgesamt zahlte er über seine Tennor Group dafür rund 375 Millionen Euro.

Hertha BSC verwundert über Windhorst-Aussagen

Der sportliche Ertrag war bislang äußerst gering, aktuell steht Hertha auf Platz 14 der Bundesliga-Tabelle und nur einen Punkt vor dem Relegationsrang 16. An einen Rückzug denkt Windhorst aber trotzdem nicht, er will kämpfen. "Ich lasse mir von niemandem dort 375 Millionen Euro verbrennen und werde darum niemals aufgeben", sagte er. Er werde "das Investment zum Erfolg führen, auch wenn es viel länger dauern wird als ursprünglich geplant."

Hertha reagierte auf SID-Anfrage indessen verwundert auf Windhorts Aussagen. "Herr Windhorst hat sich bisher weder in entsprechenden Sitzungen des Vereins noch gegenüber Personen im Verein in dieser Form geäußert", hieß es von Vereinsseite am Mittwoch: "Alle Entscheidungen wurden seit seinem Einstieg bei Hertha BSC einstimmig im Beirat beschlossen. Wir werden ihn dazu befragen."

Die neuesten Geschehnisse rund um Windhorst kommen zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt, die Stimmung an der Spree ist schlecht, das Verhältnis zu den Fans belastet und die sportliche Situation prekär. Seit Windhorst 2019 einstieg, hat er sechs Cheftrainer bei der Hertha gesehen. Besonders im Gedächtnis blieb das kurzzeitige Engagement von Jürgen Klinsmann, der erst für 75 Millionen Euro Winter-Neuzugänge holte und dann das Traineramt nach nur 76 Tagen hinwarf.

Auch danach wurde es kaum besser, also holte Hertha im Sommer Bobic von Eintracht Frankfurt als Reformer. Doch der von ihm akribisch vorangetriebene Umbruch braucht Zeit. Parallel soll Trainer Tayfun Korkut noch einen Mittelfeldplatz schaffen - die Realität sind aber derzeit fünf Partien in Folge ohne Sieg und der Kampf um den Klassenerhalt.

 

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