Bundesliga-Thesen zum 21. Spieltag: Hansi Flick sollte Robert Andrich zum Nationalspieler machen

Von Stefan Rommel
Tayfun Korkut hat von Fredi Bobic bei Hertha BSC eine Jobgarantie bis Saisonende ausgestellt bekommen.
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Bei Bayer Leverkusen spielt sich mit Robert Andrich ein wenig beachteter Spieler in den Dunstkreis der Nationalmannschaft, der SC Freiburg freut sich über einen heimlichen Zugang und der FC Augsburg über seinen "Gregerl". Außerdem: Was der Fußball - mal wieder - von anderen Sportarten lernen kann.

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1. Robert Andrich für Deutschland

Wie wenig aussagekräftig Zahlen sein können, sieht man an Robert Andrichs Spiel gegen den BVB: Leverkusens Mittelfeldspieler war fast in allen Belangen unterdurchschnittlich notiert, hatte nur 40 Ballaktionen, spielte nur 28 Pässe, hatte eine Passquote von 68 Prozent und gewann nur 38 Prozent seiner Zweikämpfe. Und doch war Andrich einer der Unterschiedsspieler zwischen beiden Mannschaften.

Denn Robert Andrich und das, was er im defensiven Mittelfeld der Werkself verkörpert(e), war genau das, was Borussia Dortmund fehlte. Mit Aggressivität, Willen und Einsatzbereitschaft pflügte der 27-Jährige durch das Spiel, bezeichnend seine Reaktion auf das späte Gegentor durch Steffen Tigges beim Stand von 5:1 für Bayer: Andrich schimpfte mit Mitspieler Odilon Kossounou, der einen leicht zu verteidigenden Ball durchrutschen ließ und so erst die Anschlussaktion für den Gegner erlaubte. Diese Mentalität war es, die den Unterschied machte - und die bei Bayer kaum einer so vorlebt wie Andrich.

Der ist immer unbequem für den Gegner, ein Antreiber und einer, der den Künstlern den Rücken frei hält, weil er sich nicht zu schade ist für die einfachen Dinge des Fußballs. Zufällig saß am Sonntag auch Hansi Flick im Westfalenstadion und konnte sich von Andrich ein Bild machen. Ende März wird sich die Nationalmannschaft zum ersten Mal in diesem Jahr für zwei Testspiele treffen und nach Andrichs bisheriger Saison wäre es mittlerweile fast schon überraschend, wenn der Spieler keine Einladung bekommen würde vom DFB.

2. Was der Fußball von anderen Sportarten lernen kann

Unglaubliche 14 Eckbälle arbeitete sich die Eintracht in Stuttgart heraus, einige davon bekam sie vom VfB auch geschenkt. Ohne den etatmäßigen Schützen Filip Kostic hätte das auch ein Muster ohne Wert bleiben können. Weil sich die Eintracht aber offenbar ein paar Gedanken gemacht hatte und mit Jesper Lindström und Christopher Lenz zwei gute Alternativen parat hatte, wurden Standards gegen den VfB zu einer echten Waffe - und zum Beweis, dass man auch mit relativ wenig Aufwand große Erfolge erzielen kann.

Exemplarisch darf der Treffer zum zwischenzeitlichen 2:1 stehen. Frankfurts Spielanalysten auf der Tribüne war das eher laxe Stuttgarter Absichern im Rückraum aufgefallen, also verordnete Co-Trainer Michael Angerschmid in der Halbzeitpause eine neue Variante: Den einfachen Pass in den Rückraum, mit Ajdin Hrustic als Abnehmer. Ein ruhender Ball - für einen Bundesligaprofi problemlos zu platzieren - und ein freier Schuss aus 18, 20 Metern ohne Gegnerdruck und entsprechend langer Vorbereitungsphase: Einfacher kann man sich Torchancen nicht herausspielen.

In anderen Sportarten sind durchkonzipierte Spielzüge wie dieser längst Routine, im Fußball aber immer noch eine Seltenheit. Tore wie die der Eintracht sollten das längst überfällige Umdenken weiter befeuern.

Robert Andrich erzielte Bayers 3:1 gegen Borussia Dortmund
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Robert Andrich erzielte Bayers 3:1 gegen Borussia Dortmund

3. Michael Gregoritsch: Totgesagt - und doch wieder wichtig

Der 27. November könnte sich als Wendepunkt in Augsburgs Saison erweisen. Der FCA lag beim direkten Kontrahenten Hertha BSC in der Nachspielzeit mit 0:1 zurück, ehe Michael Gregoritsch - kurz zuvor erst eingewechselt - mit der letzten Aktion des Spiels doch noch der Ausgleich gelang. Ausgerechnet Gregoritsch, der in den Wochen davor kaum berücksichtigt wurde, der mit seinem Arbeitgeber schon mal über Kreuz lag, mehrfach unbedingt weg wollte und nach einem verpatzten Ausflug nach Schalke und auch bei den Fans ein schweres Standing hatte.

Seit dem späten Tor in Berlin ist der Österreicher plötzlich wieder wichtig und gesetzt - und mittlerweile der mit Abstand beste Torjäger seiner Mannschaft. Gregoritsch steht nun bei fünf Treffern und damit bei fast so vielen wie seine Kollegen Florian Niederlechner (drei), Andi Zeqiri (zwei), Alfred Finnbogason (eins) und Ricardo Pepi (null) zusammen. Eigentlich war die Zeit des 27-Jährigen in Augsburg schon abgelaufen, nun wird Gregoritsch für den FCA zum wichtigsten Faktor in einer immer noch nicht überzeugenden Offensive.

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