Spieler, Trainer, Sportdirektor: Bei Borussia Mönchengladbach rumort es an allen Ecken und Enden.
Max Eberl ist abgetaucht. Am Sonntag zeigte sich der mächtige Mann von Borussia Mönchengladbach noch kurz an der Geschäftsstelle - mutmaßlich, um Adi Hütter zu stützen. Ansonsten ward die mediale One-Man-Show inmitten des heftigen Rumorens um Spieler, Trainer und sich selbst nicht mehr gesehen. Dabei ist die Lage ernst wie selten zuvor.
Der fünfmalige deutsche Meister hat sechs der letzten acht Ligaspiele verloren. Die Spielergewerkschaft VdV beklagt den Umgang mit dem wechselwilligen Nationalspieler Matthias Ginter , der wie Denis Zakaria nur im Falle eines Abschieds bis zum 31. Januar noch Geld bringen würde. Zuletzt hat sich die Borussia die Ablöse für Marvin Friedrich "wirklich aus den Rippen geschnitten", wie der Sportdirektor Eberl gequält berichtete.
In der Tabelle ist der 15. Platz nur einen Punkt entfernt. Hinzu kommt das peinliche (und kostspielige) DFB-Pokal-Aus beim Zweitligisten Hannover 96. Vor eben diesem hatte Eberl mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet: Er war während der Pressekonferenz fahrig, sehr einsilbig und nannte Adi Hütter gar zweimal "Dieter". Zuletzt fehlte er laut Borussia "erkrankt".
"Balkan-Ballack" und von der Mafia verfolgt: Die größten Gladbach-Flops
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Gladbach glänzte in der jüngsten Vergangenheit mit Transfers von Spielern wie Thuram oder Plea. Doch wie jeder andere Verein leistete sich auch Gladbach den einen oder anderen Fehlkauf. Wir zeigen die größten Gladbach-Flops seit 2000.
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Alvaro Dominguez (von 2012 bis 2016 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 10. Mio. von Atletico Madrid) – 106 Spiele, 3 Tore, 5 Assists
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Der Verteidiger war kein klassischer Fehleinkauf, sein Abgang verlief jedoch alles andere als ruhig. Nachdem er seine Karriere als Sportinvalide beenden musste, trat er gegen BMG nach und behauptete, man habe ihn trotz Schmerzen zu Einsätzen gedrängt.
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Marek Heinz (von 2004 bis 2005 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 2,3 Mio. von Banik Ostrau) – 24 Spiele, 2 Tore, 1 Assist
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Nach erfolglosen Auftritten beim HSV und in Bielefeld war seine Karriere in der Bundesliga eigentlich schon Geschichte, ein Treffer bei der EM 2004 gegen Deutschland machte ihn jedoch wieder bekannt. Gladbach holte ihn und er floppte wieder.
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Vladimir Ivic (2004 bei Borussia Mönchengladbach, kam ablösefrei von Partizan Belgrad) – 4 Spiele, 1 Tor, 0 Assists
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Der "Balkan-Ballack" kam mit großen Vorschusslorbeeren an den Niederrhein, vier Auftritte, ein Tor und ein halbes Jahr später war allerdings wieder Schluss. Heute ist er als Trainer unterwegs, zuletzt beim FC Watford.
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Mikkel Thygesen (2007 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 1,95 Mio. vom FC Midtjylland) – 5 Spiele, 0 Tore, 0 Assists
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Jupp Heynckes schwärmte vom neuen Stürmer der Borussia, im Training verriet er dann, dass er eigentlich zentraler Mittelfeldspieler sei. Nach fünf Einsätzen und 600.000 Euro Transferverlust ging es für ihn zurück nach Dänemark.
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Mehdi Ben Slimane (2000 bei Borussia Mönchengladbach, kam per Leihe vom SC Freiburg) – 5 Spiele, 0 Tore, 0 Assists
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Der Tunesier stieg mit den Freiburgern auf und schloss sich dann der Borussia an. Seine Formprobleme waren jedoch so gravierend, sodass die Bild mutmaßte, Gladbach wolle sich unbedingt in der Breite verstärken. Danach ging er nach Saudi-Arabien.
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Kahe (von 2005 bis 2007 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 1,2. Mio. von Palmeiras) – 56 Spiele, 6 Tore, 5 Assists
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Der Bienenstich hatte es dem Brasilianer in Deutschland angetan, weshalb er stets mit Gewichtsproblemen kämpfte. "Shrek", wie sein Spitzname lautet, war zweifelsohne talentiert, viel tun wollte er dafür jedoch nicht. Ging anschließend in die Türkei.
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Chiquinho (1997 bis 2000 bei Borussia Mönchengladbach, kam ablösefrei von Uniao Sao Joao) – 38 Spiele, 5 Tore, 2 Assists
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Er wurde auf dem BVB-Mannschaftsfoto abgedruckt, ehe Gladbach ihn doch noch schnappte. Der erste Brasilianer des Teams wurde als "Überraschung" angekündigt und mit künstlichem Nebel im Spielertunnel präsentiert. Konnte die Erwartungen nie erfüllen.
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Logan Bailly (von 2007 bis 2009 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 2,5 Mio. vom KRC Genk) – 62 Spiele, 113 Gegentore, 10-mal zu Null
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Der wohl größte Chaot der Klubgeschichte. Durch sein Luxusleben (sieben Autos, Pool im Winter immer auf 30 Grad) so verschuldet, dass sein Gehalt gepfändet wurde und er in die Fänge der Wettmafia geriet, die ihm mit einem Hammer den großen Zeh brach.
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Luuk de Jong (von 2012 bis 2014 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 12 Mio. von Twente Enschede) – 45 Spiele, 8 Tore, 4 Assists
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Max Eberl wollte damals eigentlich einen anderen Stürmer holen, doch Lucien Favre zögerte und konnte sich nicht entscheiden, bis nur noch de Jong übrigblieb. Der Rekordtransfer passte jedoch nie ins System und ging für 5 Mio. wieder nach Eindhoven.
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Timothee Kolodziejczak (2017 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 7,5 Mio. vom FC Sevilla) – 2 Spiele, 0 Tore, 0 Assists
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Als "Gewinnertypen" hatte Eberl den zweimaligen Europa-League-Sieger vorgestellt, doch "Kolo" wurde zum Missverständnis. Am Innenverteidiger-Duo Christensen-Vestergaard gab es kein Vorbeikommen, weshalb er nach 98 Spielminuten für 5 Mio. wieder ging.
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Peniel Mlapa (von 2012 bis 2014 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 2,5 Mio. von der TSG Hoffenheim) – 31 Spiele, 4 Tore, 2 Assists
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Trotz seiner überschaubaren Torquote (6 Tore in 61 Spielen) kam der bullige Stürmer mit großen Vorschusslorbeeren nach Gladbach, konnte sich allerdings nie durchsetzen. Nach einer Leihe zum Club ging es im Jahr drauf ablösefrei nach Bochum.
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Josip Drmic (von 2015 bis 2016 und von 2016 bis 2019 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 10 Mio. von Bayer Leverkusen) – 54 Spiele, 7 Tore, 5 Assists
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Der Schweizer mit 32 Länderspielen auf dem Buckel zündete nur in Zürich und Nürnberg so richtig. In Leverkusen oder Gladbach hatte man sich mehr erhofft. Aktuell von Norwich an Rijeka verliehen, dort treffsicher (14 Tore in 17 Spielen).
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Nico Schulz (von 2015 bis 2017 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 4 Mio. von Hertha BSC) – 18 Spiele, 1 Tor, 2 Assists
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"Lucien Favre hatte mich nach Gladbach geholt und ist dann wenig später zurückgetreten. Dann kam noch die Verletzung hinzu": So lautet Schulz' Fazit über seine Zeit in Gladbach. Nimmt aktuell Kurs, der auch beim BVB als Flop abgestempelt zu werden.
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Martin Hinteregger (2016 bei Borussia Mönchengladbach, kam für eine Leihgebühr für 1 Mio. von Red Bull Salzburg) – 10 Spiele, 0 Tore, 0 Assists
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Es war zwar nur eine Leihe, dennoch spielte der heutige Frankfurter unter seinem Niveau. Später entschuldigte er sich bei Gladbach und Max Eberl, die Erwartungen enttäuscht zu haben. Mittlerweile Publikumsliebling und Leistungsträger bei der Eintracht.
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Patrick Paauwe (von 2007 bis 2009 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 500.000 Euro von FC Valenciennes) – 59 Spiele, 4 Tore, 5 Assists
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Nach einer sehr schwachen zweiten Saison zeigte Max Eberl dem Niederländer die Tür. Paauwe fiel vor allem dadurch auf, seinen schwarzen Chrysler auf dem Parkplatz des Präsidenten Rolf Königs abzustellen.
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Marcel Meeuwis (von 2009 bis 2011 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 1,7 Mio. von Roda JC) – 21 Spiele, 0 Tore, 0 Assist
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"Er hat sich super integriert", sagte Trainer Michael Frontzeck nach nur einigen Wochen. Das sollte aber wohl Meeuwis' größte Errungenschaft im Gladbach-Trikot bleiben. Sein Vertrag wurde vorzeitig aufgelöst, Meeuwis erhielt eine Abfindung.
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Gal Alberman (von 2008 bis 2010 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 650.000 Euro von Beitar Jerusalem) – 31 Spiele, 4 Tore, 2 Assists
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Auch seinen Vertrag löste Gladbach vorzeitig wieder auf. Für rund 400.000 Euro ging der Israeli zurück in seine Heimat. Aktuell ist er als Sportdirektor bei Maccabi Haifa aktiv.
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Matthias Zimmermann (von 2011 bis 2015 mit Unterbrechungen bei Borussia Mönchengladbach, kam für 1 Mio. vom Karlsruher SC) – 2 Spiele, 0 Tore, 0 Assists
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Der heutige Düsseldorfer kam unter Lucien Favre nicht zum Zug. "Ich hatte in Gladbach eineinhalb Jahre eine schwere Zeit", resümierte er später.
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Federico Insua (von 2006 bis 2007 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 4,5 Mio. von den Boca Juniors) – 33 Spiele, 2 Tore, 2 Assists
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Ein argentinischer Nationalspieler im Borussia-Park? Das löste Euphorie aus. Die war jedoch nicht von Dauer. Insua kam in Gladbach nicht zurecht. Der bis dahin teuerste Neuzugang der Klub-Geschichte wurde an Club America weiterverkauft.
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Wesley Sonck (von 2005 bis 2007 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 2,78 Mio. von Ajax Amsterdam) – 29 Spiele, 7 Tore, 1 Assist
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Der belgische Nationalspieler wechselte in einer Zeit zu Gladbach, in der die Borussia scherzhaft als "Kaufhaus des Westens" betitelt wurde. Viel Gegenwert erhielt Gladbach von Sonck nicht. Er kam nie in Schwung.
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Thomas Helveg (von 2005 bis 2007 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 200.000 Euro von Norwich City) – 15 Spiele, 0 Tore, 1 Assist
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Der Däne spielte früher beim großen AC Milan und hatte auch 2005 noch einen relativ großen Namen. Viele kleine Verletzungen warfen den damals schon 34-Jährigen zurück. Er schloss sich seinem Jugendklub Odense an.
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Vincenzo Grifo (von 2017 bis 2018 bei Borussia Mönchengladbach, kam für 6 Mio. vom SC Freiburg) – 18 Spiele, 0 Tore, 4 Assists
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Nach guten Leistungen bei der TSG Hoffenheim versuchte Grifo sein Glück bei den Fohlen. "Es hat leider nicht so hingehauen", zog er später sein Fazit. Aktuell in Freiburg absoluter Leistungsträger, kurrzeitig sogar italienischer Nationalspieler.
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Giovane Elber (von 2005 bis 2006 bei Borussia Mönchengladbach, kam ablösefrei von Olympique Lyon) – 5 Spiele, 0 Tore, 0 Assists
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Er war häufig verletzt und enttäuschte bei seinen Einsätzen. Wegen der Nicht-Berücksichtigung in einem Ligaspiel gegen die Hertha legte er sich öffentlich mit Trainer Horst Köppel an. Es folgte die Vertragsauflösung.
Hütter-Kritik? "Das ist normal" Einem Bericht der Sport Bild zufolge ist der 48-Jährige, seit 23 Jahren im Verein und seit 13 Jahren in oberster Verantwortung, auch in der Mannschaft ein stetes Thema gewesen. Seine Beziehung zur Teammanagerin Sedrina Schaller, die den Klub inzwischen verlassen hat, bot sich als Tuschelthema an. Die Lage ist damit geklärt, der Hergang wohl noch nicht.
Am Donnerstag kamen auch sportlich neue Gerüchte auf. Laut Bild -Zeitung erwägt die Borussia, im Falle des Scheiterns von Hütter an den früheren Bayern-Trainer Niko Kovac (zuletzt AS Monaco) heranzutreten. Das Problem: Für Hütter haben sich Mönchengladbach und Eberl weit aus dem Fenster gelehnt, die 7,5 Millionen Euro Ablöse für Eintracht Frankfurt wären versenkt.
Das wird wohl zur Regel werden, ist aber für Coaches noch neu. Einen Kovac, für den es auch Interessenten aus England geben soll, gibt es auch nicht umsonst: Angesichts fehlender Einnahmen für Spielerverkäufe sieht die Rheinische Post sogar "Gladbachs Geschäftsmodell gefährdet".
Hütter will ruhig bleiben. "Es ist normal, dass es viel Kritik gibt und über meinen Job diskutiert wird", sagte er. "Jetzt bereiten wir uns auf die beiden wichtigen Begegnungen gegen die direkten Konkurrenten vor. Das sind Spiele, in denen wir unbedingt punkten müssen."
Im Falle von Pleiten bei Arminia Bielefeld (5. Februar) und gegen den FC Augsburg (12. Februar) wird Eberl wohl auftauchen müssen. Denn dann wird es Zeit zu handeln. Seinen Vertrag hatte er im Dezember 2020 vorzeitig bis 2026 verlängert - und anschließend eine viel beachtete Auszeit in der Schweiz genommen.
Die Bundesliga-Tabelle nach 20 Spieltagen Platz Team Sp. Tore Diff Pkt. 1. Bayern München 20 65:19 46 49 2. Borussia Dortmund 20 52:31 21 43 3. Bayer Leverkusen 20 49:32 17 35 4. Union Berlin 20 29:25 4 34 5. Freiburg 20 33:23 10 33 6. RB Leipzig 20 38:23 15 31 7. Hoffenheim 20 41:32 9 31 8. Köln 20 32:34 -2 29 9. Eintracht Frankfurt 20 30:30 0 28 10. Mainz 05 20 28:23 5 27 11. Bochum 20 19:29 -10 24 12. Borussia M'gladbach 20 26:37 -11 22 13. Hertha BSC 20 22:42 -20 22 14. Arminia Bielefeld 20 20:26 -6 21 15. Wolfsburg 20 17:32 -15 21 16. Augsburg 20 20:35 -15 19 17. Stuttgart 20 22:35 -13 18 18. Greuther Fürth 20 17:52 -35 10