Thesen zum 14. Bundesliga-Spieltag: Hoffenheims vorbildlicher Umgang mit Kramaric - Gladbach erzürnt seine Fans

Von Stefan Rommel
Andrej Kramaric zusammen mit Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß.
© imago images

Die Entlassung von Jesse Marsch ist auch eine schwere Niederlage für Oliver Mintzlaff und RB Leipzigs laxe Planung. In Berlin sorgt ein Spätberufener für Aufsehen und Wolfsburg sehnt sich nach seiner "alten" Defensivachse.

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Wie Gladbach seine Fans erzürnt und RB einen Trainer verheizt

Zwei Debakel und die unterschiedlichen Gründe dafür: Borussia Mönchengladbachs historischer Systemausfall gegen Freiburg bedeutete die zweite herbe Klatsche in Folge nach der Niederlage im Derby gegen Köln.

Eigentlich wollte die Mannschaft Wiedergutmachung bei ihren Fans betreiben, ging dann in 37 Minuten 0:6 ein und weist nun eine Bilanz aus dem Derby und einem Heimspiel gegen Freiburg - davor drei Spiele in Folge ohne Punkt - von null Zählern und 1:10 Toren auf. Das ist indiskutabel und dürfte im Verhältnis zu den Fans, aber auch im Binnenklima zwischen Trainer und Mannschaft noch für einige Nachwehen sorgen.

Auf dem Papier weniger schlimm, aber im Endeffekt sogar noch verheerender war Leipzigs Auftritt in Berlin. Und er zeigte erneut schonungslos das Planungsversagen der Verantwortlichen bei RB auf. Oliver Mintzlaff musste nach Jahren erstmals wieder ohne Ralf Rangnick als Kompetenz-Instanz einen Trainer verpflichten und griff bei Jesse Marsch voll daneben.

Nicht, weil der Amerikaner in seiner Kernkompetenz nicht gut genug war. Sondern weil sie in Leipzig Dinge von einem neuen Trainer erwartet haben, die der schlicht gar nicht zu leisten im Stande sein kann. Marsch sollte die Mannschaft inhaltlich umkrempeln und nach etlichen bitteren Niederlagen in großen Spielen auch endlich mit der nötigen Siegermentalität ausstatten.

Allerdings musste Marsch, der immerhin ja auch neu in der Bundesliga war, das ohne einen erfahrenen Betreuerstab angehen - den Großteil der erfolgreichen Truppe hatte Leipzig ja im Zuge des Nagelsmann-Transfers an die Bayern verloren. Und einen Sportdirektor, der mit dem Trainer in die Diskussion geht, ihm zur Seite steht, berät, gibt es in Leipzig auch nicht. Der Trainerwechsel nach nicht einmal der Hälfte der Saison und Platz elf in der Liga gehen in erster Linie nicht auf Jesse Marsch - das ist vielmehr ein Produkt der verkorksten Planungen im Sommer.

Hoffenheims vorbildlicher Umgang mit Kramaric

Georgino Rutter bleibt der Spieler der Stunde bei der TSG Hoffenheim. Nach einer eher durchwachsenen Saison kommt der Teenager endlich so richtig an im Kraichgau. Beim dritten Sieg in Folge glänzte Rutter erneut als Torschütze, wirbelte phasenweise nur so durch Frankfurts Abwehrreihe.

Dass Rutter aktuell aber so viel Spielzeit bekommt, hängt auch mit einer bemerkenswerten Maßnahme der Hoffenheimer zusammen. Andrej Kramaric wurde zuletzt von Trainer Sebastian Hoeneß gleich zwei Mal in Folge auf die Bank gesetzt. Was auf den ersten Blick wie eine eigenartige Entscheidung beim gefährlichsten Angreifer des Teams erscheint, ist tatsächlich ein absolut vorbildliches Verhalten.

Kramaric hatte sich in der WM-Qualifikation mit Kroatien Anfang November eine schwere Kopfverletzung zugezogen, hatte im Spiel gegen Russland sogar das Bewusstsein verloren. Mit den Nachwehen einer Kopfverletzung gehen auch viele Bundesligisten eher lax um, werfen ihre Spieler dann schnell wieder ins Getümmel. Hoffenheim aber nahm Kramaric im ersten Spiel danach gegen Leipzig komplett aus dem Kader und setzte den Spieler in Fürth und nun gegen Frankfurt zunächst nur auf die Bank.

Befeuert wurde die Maßnahme zwar auch durch eine Mittelfußverletzung, die sich Kramaric kürzlich zugezogen hatte. Aber der generelle Umgang, den Spieler nicht überstürzt, sondern langsam wieder heranzuführen, ist definitiv lobenswert und ein Beispiel auch für andere Klubs.

Georginio Rutter erzielte in 14 Bundesligaspielen in dieser Saison vier Tore.
© getty
Georginio Rutter erzielte in 14 Bundesligaspielen in dieser Saison vier Tore.

Der überragende Transfersommer von Mainz 05

Es passte natürlich ins Bild, dass Anton Stach sein erstes Bundesligator überhaupt gegen den VfL Wolfsburg und Florian Kohfeldt erzielte. Stach wurde zwei Jahre lang bei der zweiten Mannschaft der Wölfe ausgebildet, ehe er in nur einer Saison bei Fürth den Sprung in die Bundesliga, nach Mainz und zum U21-Europameister schaffte.

Und Kohfeldt? Der war Stachs Jugendtrainer in Bremen, förderte mehrere Jahre die Entwicklung des Spielers - der ihm zum Dank nun die zweite Bundesliga-Niederlage in Folge bescherte. Stach und dessen Entwicklung in Mainz steht dabei stellvertretend für alle anderen Zugänge, die sich die Rheinhessen im letzten Sommer leisteten. Stach, Silvan Widmer, Marcus Ingvartsen, Anderson Lucoqui und vor allen Dingen Jae-Sung Lee sind passgenaue Transfers, die schon nach knapp der Hälfte der Saison ihren Wert für die Mannschaft bewiesen haben.

Während Lucoqui aktuell wegen einer Verletzung ausfällt und der ausgeliehene Ingvartsen noch im Status des Edel-Jokers steckt, sind Stach, Widmer und Lee längst integrale Bestandteile der Mannschaft. Vergleichsweise überschaubare sechs Millionen Euro hat Mainz für alle Zugänge ausgegeben und keinen Cent mehr ausgegeben als vorher eingenommen wurde. Mainz' Kader hat sich dadurch nachhaltig verbessert, die Mannschaft nimmt so langsam Svensson-Strukturen an. Besser kann man es in einem langfristig ausgelegten Entwicklungsprozess bei den ersten Schritten kaum machen.

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