Impfpflicht im Profifußball? Söders Vorstoß erhitzt die Gemüter

SID
Steffen Baumgart ist seit Sommer beim 1. FC Köln unter Vertrag.
© getty

Eine Impfpflicht im Profifußball? Markus Söder hat die hitzige Debatte befeuert - und damit teils heftige Reaktionen ausgelöst.

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Frankfurt/Main (SID) Markus Söder brauchte nur wenige Worte, um der hitzigen Impfdebatte im Profifußball neuen Schwung zu verleihen. Eine Impfpflicht für Fußballer? Genau damit liebäugelt der bayerische Ministerpräsident und sorgte nach den Diskussionen um Joshua Kimmich sowie andere ungeimpfte Profis für neuen Wirbel. Doch dem CSU-Chef schlugen umgehend heftige Reaktionen entgegen.

"Warum finde ich Politiker super? Weil sie es immer drehen, wie sie es wollen. Ich weiß gar nicht, wie oft Herr Söder eine Meinung geändert hat", polterte Steffen Baumgart. Einmal in Fahrt schimpfte der Coach des 1. FC Köln gleich weiter: "Warum sollte eine Impfpflicht für Spieler eingeführt werden, wenn wir es nicht mal schaffen, bei Pflegepersonal, die ja tagtäglich am Menschen arbeiten, eine Impfpflicht einzuführen?"

Söder hatte sich zuvor via Bild-TV "für eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen" ausgesprochen. Aus seiner Sicht wäre es "ein gutes Signal, dass wir so etwas auch für den Fußballbereich diskutieren - als Signal auch der Einheit von Fans und Spielern". Es ist ein Vorstoß, der ganz offensichtlich nicht bei allen auf Zustimmung stößt.

Laut der Deutschen Fußball Liga (DFL) liegt die Impfquote in der 1. und 2. Bundesliga bei mehr als 90 Prozent - und damit deutlich über dem Wert der gesamten Bevölkerung in Deutschland. Söder prescht in einer Situation nach vorne, in der die vierte Corona-Welle über das Land hereinbricht, die Impfkampagne stockt und immer mehr Bundesländer schon vor den Beratungen am Donnerstag 2G-Regeln einführen - auch für Fußballfans.

"Ich bin klarer Befürworter für 2G - für sämtliche Akteure im Fußball, für alle", sagte DFL-Präsidiumsmitglied Oke Göttlich vom FC St. Pauli dem NDR. In Köln etwa gilt die Regelung nur für Zuschauer. Auch in München, wo es in der Allianz Arena demnächst dazu kommen könnte, dass nur noch Geimpfte und Genesene auf die Tribünen dürfen, um dem nicht geimpften Kimmich von dort aus zuzujubeln.

Kahn: Überzeugung, dass unsere Spieler geimpft sein müssen"

Eine weitere kuriose Situation droht Bayern München vor der Bundesliga-Partie beim FC Augsburg am Freitag (20.30 Uhr). Da in Bayern in Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben die 2G-Regel gilt, dürfen die noch ungeimpften Bayern-Profis nicht ins Hotel, wo sich die Mannschaft auf das Spiel vorbereitet. Eine Ausnahme werde es nicht geben, teilte eine Hotel-Mitarbeiterin auf tz-Anfrage mit.

Vorstandsboss Oliver Kahn hatte jüngst bereits die Haltung des Vereins verdeutlicht. "Es ist unsere absolute Überzeugung, dass unsere Spieler geimpft sein müssen", sagte er. Zur Erinnerung: Karl-Heinz Rummenigge war im Februar sogar dafür eingetreten, dass Fußballprofis doch Impf-Vorbilder sein könnten.

Im Handball oder Basketball liegen die Impfquoten auch ohne Pflicht bereits bei fast 100 Prozent - etwas höher als im Fußball also. Die DFL will sich mit den Klubs aber "in jedem Fall mit vollem Einsatz für eine weitere Steigerung der Impfquote einsetzen - im Fußball und in der Gesellschaft", sagte Ligaboss Christian Seifert und leistete sich einen Seitenhieb in Richtung Söder.

Es brauche in dieser Pandemie-Situation "praktikable Lösungen und umsetzbare Konzepte. Ideen haben wir in den letzten zwölf Monaten genug gehört", meinte der DFL-Chef, kündigte aber an: "Wenn die Politik die rechtlichen Möglichkeiten für eine Impfpflicht in bestimmten Berufsgruppen schafft, wird die DFL selbstverständlich eine solche Option umgehend intensiv diskutieren."