SC Freiburg - Maximilian Eggestein exklusiv: "Streich hat die Bundestagswahl in die Ansprache eingebaut"

Von Tim Ursinus
Maximilian Eggestein ist seit seinem Wechsel von Bremen ein fester Bestandteil im Erfolgsteam des SC Freiburg.
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Maximilian Eggestein ist seit seinem Wechsel aus Bremen ein fester Bestandteil im Erfolgsteam des SC Freiburg. Vor dem Topspiel beim FC Bayern am Samstag (15.30 Uhr im LIVETICKER) unterstreicht der 24-Jährige die Mentalität der Breisgauer.

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Im Gespräch mit SPOX und Goal spricht der Mittelfeldspieler über seinen Start in Freiburg, die Ziele des Vereins und seine Ambitionen in der deutschen Nationalmannschaft.

Obwohl das Team von Trainer Christian Streich das gemeinsam mit dem FC Liverpool letzte ungeschlagene Team in Europas Top-5-Ligen ist, sieht Eggestein die Chancen auf einen Sieg gegen den deutschen Rekordmeister unrealistisch. Außerdem erzählt er von dem besonderen Verhältnis zu seinem Bruder Johannes, der inzwischen bei Royal Antwerpen in Belgien spielt.

Maximilian Eggestein über ...

... den Start in Freiburg: "Sehr gut, die Stadt ist echt schön. Das Umfeld ist sehr ruhig und nicht verrückt. Im Fußball läuft es derzeit sehr gut bei uns. Ich sehe keinen Grund, warum ich mich nicht wohlfühlen sollte. Eine bestimmte Bezugsperson hat es so nicht gegeben. Bei uns in der Mannschaft ist es sehr speziell. Es gibt keine großen Grüppchenbildungen. Die Jungs sind alle offen, die haben mich genau wie die Trainer herzlich empfangen. In der Videoschulung wurde ich ab und an an die Seite genommen und mir wurden Dinge gezeigt, die ich am Anfang falsch oder anders gemacht habe. Das hat mir geholfen."

... das Geheimnis des Erfolgs: "So geheim ist das gar nicht. Jeder, der von außen auf uns draufschaut, kann relativ schnell erkennen, dass wir ein eingeschworener Haufen sind. Außer mir sind jetzt schon alle relativ lange dabei und spielen lange zusammen. Man kennt die Abläufe und kennt sich untereinander gut. Mir wurde es als einziger Neuzugang relativ einfach gemacht, mich anzupassen. Ich habe viele Videoschulungen bekommen, aber auch von den Jungs innerhalb der Mannschaft wurde ich sehr gut aufgenommen. Bei uns ist dieser Teamgedanke sehr ausgeprägt, vielleicht noch einmal größer als bei anderen Mannschaften und das hilft uns auch momentan im Spiel extrem."

... das Konkurrenzdenken in Freiburg: "Wir haben viele gute Leute, wir sind auch in der Breite gut aufgestellt. Das gilt auch für meine Position. Da sind wir im Moment vier Jungs, die alle spielen könnten. Deshalb bin ich schon in einem Konkurrenzkampf. Bei uns ist es aber nicht so, dass es der eine dem anderen nicht gönnt. Bisher war es auch so, dass nicht immer die gleichen gespielt haben. Wir pushen uns dadurch und zwingen uns zu besseren Leistungen. Das ist auch gut so, das braucht so eine Mannschaft."

Freiburgs Eggestein: Sieg gegen Bayern? "Verschwenden keinen Gedanken daran"

... den Umgang mit dem Höhenflug und Europa: "Wir sind dafür bekannt in Freiburg, dass wir nicht so weit nach vorne blicken. Ich bin jetzt noch nicht so lange hier, aber das habe ich schon verstanden. Wir fangen nach dem zehnten Spieltag nicht mit einer Träumerei an, sondern sind einfach froh, dass wir so gut gestartet sind. Wir möchten so weitermachen und wohin es am Ende geht, werden wir sehen. Um irgendwelche Prognosen aufzustellen, ist es noch deutlich zu früh."

... die Freiburger Chancen gegen den FC Bayern: "Es gibt eigentlich fast keine Mannschaft, die nach München fährt, die nur einen Hauch an den Gedanken verschwendet, dass man Favorit oder Ähnliches ist. Wir wissen, auf wen wir dort treffen. Die Bayern haben in dieser Saison, mit Ausnahme des Gladbach-Spiels (0:5-Pleite im Pokal; Anm. d. Red.), gezeigt, warum sie jahrelang unangefochten da oben stehen. Deshalb sind wir nicht so naiv, nur weil wir jetzt zehn Spiele ungeschlagen sind, dass es anders wird als in den Jahren davor. Man braucht gegen Bayern immer ein bisschen Spielglück und muss darauf hoffen, dass sie nicht den besten Tag erwischen. Aufgrund unserer eigenen Leistung haben wir trotzdem Selbstbewusstsein und so wollen wir das ganze auch angehen."

... Streichs Worte vor so einem Spiel: "Bis jetzt war alles wie immer. Wir haben eine Videoanalyse gemacht. Sie haben jetzt auch schon in der Champions League gespielt. Man sollte es nicht zu hoch hängen. Natürlich ist es kein normales Bundesligaspiel, wenn du gegen Bayern spielst - schon aufgrund der letzten Jahre nicht, aber trotzdem darfst du jetzt auch nicht zu viel Ehrfurcht haben. Wir versuchen es wie ein normales Bundesligaspiel anzugehen und unsere Aktionen zu haben. Wir wollen nach vorne spielen und die Bayern vor Probleme stellen. Das zeichnet uns auch aus."

Eggestein: Von der Olympia-Absage war "ich gar nicht enttäuscht"

... die Sorge vor einem bestimmten Bayern-Spieler: "Man könnte jetzt Lewandowski hervorheben, weil er die ganzen Tore schießt. Wenn du die Aktionen davor siehst, wie sie vorbereitet werden, sollte man aber nicht so naiv sein und sich nur auf Lewandowski fokussieren. Die anderen können genauso Tore schießen. Bei Bayern ist es das Kollektiv, das stark ist."

... seine Ambitionen mit der Nationalmannschaft: "Darüber verschwende ich im Moment keine Gedanken. Ich komme aus einer besonderen Situation, weil ich mit Werder Bremen letztes Jahr abgestiegen bin. Ich möchte mich darauf fokussieren, im Verein wieder erfolgreichen Fußball zu spielen. Ich habe zwei Jahre hinter mir, die nicht so gut gelaufen sind und da möchte ich nach zwei, drei Monaten nicht direkt mit Träumereien anfangen. Ich will mich darauf konzentrieren, mit Freiburg gut zu spielen."

... seine Nicht-Berücksichtigung bei Olympia: "Das hätte dieses Jahr nicht gepasst mit meinem Transfer. Deshalb war ich gar nicht enttäuscht. Das hätte in der Phase, in der ich mich befunden habe, einfach nicht gepasst."

Maximilian Eggestein in den Armen von Trainer Christian Streich.
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Maximilian Eggestein in den Armen von Trainer Christian Streich.

SC Freiburg - Eggestein: Das sagte uns Streich vor der Bundestagswahl

... den Kontakt zu seinem Bruder Johannes Eggestein: "Wir telefonieren oder schreiben uns täglich. Meistens über Face-Time. Für uns ist es mittlerweile Gewohnheit, dass wir nicht mehr in einem Verein sind. Jojo war schon letztes Jahr in Österreich. Wir haben zwar kurz gemeinsam die Vorbereitung bei Werder gemacht. Es war aber relativ schnell klar, dass sich die Wege wieder trennen werden und deshalb hat man sich daran gewöhnt. Wir haben ein super Verhältnis. Wenn einer mal nicht so ein gutes Spiel gemacht hat, muntern wir uns auf. Wir stehen nicht in der Konkurrenzsituation und thematisieren, wer jetzt der bessere von uns beiden ist. Das ist auch Schwachsinn. Wir versuchen, uns zu unterstützen und füreinander da zu sein. Natürlich gibt es auch mal einen blöden Spruch."

... Streichs Ansage vor der Bundestagswahl, alle sollen wählen gehen: "Er hat die Bundestagswahl bei einer seiner Ansprachen eingebaut und uns daran erinnert, dass wir nicht vergessen, unsere Stimme abzugeben. Er hat nicht gesagt, dass wir eine bestimmte Richtung wählen sollen. Die Wahlberechtigten haben das dann auch umgesetzt. Das gehört sich auch so!"

Bundesliga: Die obere Tabellenhälfte

PlatzVereinSpieleToreDifferenzPunkte
1.Bayern München1038:102825
2.Borussia Dortmund1027:151224
3.SC Freiburg1017:71022
4.Bayer Leverkusen1023:16717
5.1. FSV Mainz 051014:10416
6.1. FC Union Berlin1015:15016
7.VfL Wolfsburg1011:12-116
8.RB Leipzig1021:101115
9.TSG Hoffenheim1019:15414
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