UEFA-Reformen: Die DFL ist alarmiert

SID
Die UEFA wird Anfang September über die "Zukunft des europäischen Fußballs" sprechen.
© getty

Die UEFA plant weitreichende Reformen zur Finanzierung der Klubs. Die Deutsche Fußball Liga ist alarmiert.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

In der Zentrale der Deutschen Fußball Liga (DFL) schrillen die Alarmglocken. Die geplanten Reformen der Europäischen Fußball-Union (UEFA) zur Finanzierung der Klubs und deren Kontrolle dürften auch weitreichende Folgen für die deutschen Vereine haben - und diese könnten äußerst unangenehm werden.

"Die neuen Ideen sehen unlimitierte Gesamtkosten vor, solange sie durch Investorengelder gedeckt sind. Das lehnen wir strikt ab", wird Marc Lenz im kicker zitiert. Lenz arbeitete mehr als fünf Jahre lang bei der UEFA, seit 2019 verantwortet er bei der DFL die Bereiche Unternehmensstrategie und Internationale Angelegenheiten - und da kommt viel Arbeit auf ihn zu.

Das Financial Fair Play (FFP) soll abgeschafft und durch ein neues Finanzkontrollsystem ersetzt werden. Unter anderem ist eine Luxussteuer für Klubs im Gespräch, die dagegen verstoßen, dass sie nur noch maximal 70 Prozent ihrer Einkünfte für Spielergehälter ausgeben dürfen. Über diese neue Obergrenze denkt die UEFA zumindest nach.

Laut kicker soll es Vereinen auch ermöglicht werden, ihre Schulden über einen Zeitraum von fünf bis sieben Jahren zu besonders günstigen Zinsen abzubauen.

Wesentlich beunruhigender ist die Idee einer Deregulierung von Investorengeldern. Die DFL lehnt in einem Positionspapier "Vorschläge zur Deregulierung/Liberalisierung von Investorengeldern ab".

Wie die UEFA am Dienstag auf SID-Anfrage mitteilte, wird es am 9./10. September in Nyon eine Convention unter dem Titel "Zur Zukunft des europäischen Fußballs" geben. Dort wird unter anderem auch über das FFP diskutiert. Erste Entscheidungen könnten dann am 15. Dezember auf der Exko-Sitzung in Montreux fallen.

DFL: "Gibt Investoren ohne Rendite-Erwartung"

Bestrebungen zu einer Deregulierung gab es offenbar schon im vergangenen Jahr. "Wir haben das nie so offen kommuniziert, aber 2020 waren wir federführend daran beteiligt, dass es das FFP im aktuellen Status quo überhaupt noch gibt", sagte Lenz. Es habe "klare Intentionen" gegeben, "die Regularien auszusetzen - mit der aus unserer Sicht opportunistischen Begründung der Pandemie und Liquiditätsschwierigkeiten".

Eine zentrale Frage lautet: Welche Erwartungen haben die Investoren? "Investoren mit Rendite-Erwartung - vielfach in England - präferieren eine Kostenregulierung, denn deren Taschen sind nicht unendlich. Sie möchten wettbewerbsfähig sein, aber in einem vernünftigen Rahmen", sagte Lenz und ergänzte: "Es gibt aber auch Investoren ohne Rendite-Erwartung. Deren Interesse ist es, aktuell limitierende Regularien aufzuweichen oder abzuschaffen." Dies würde die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Bundesliga weiter schwächen.

Nach den aktuellen Bestimmungen dürfen bei einer Investorensumme von 100 Millionen Euro innerhalb von drei Jahren nur 25 Millionen für Spieler und Transferkosten genutzt werden. "Die restlichen 75 Millionen Euro fließen in die Jugendentwicklung, Infrastruktur oder andere förderungswürdige Projekte", betonte Lenz.

Vor der Auslosung der europäischen Wettbewerbe am Donnerstag und Freitag in Istanbul sind aber auch noch andere Zukunftsfragen offen. Der Modus der reformierten Königsklasse ab 2024 ist immer noch nicht abschließend geklärt.

Angeblich denkt die UEFA darüber nach, die zwei angedachten Plätze für nicht qualifizierte Klubs aufgrund früherer Erfolge wieder zu streichen. Diese Regelung war bei den Fans und vielen Vereinen ohnehin auf massiven Widerstand gestoßen.

Es wird darüber spekuliert, dass es zu dem Sinneswandel durch das gescheiterte Super-League-Projekt gekommen ist. Die UEFA fühlte sich hintergangen und könnte nun den Top-Klubs diese Bevorzugung entziehen.