Thesen zum 2. Bundesliga-Spieltag: Herthas Unprofessionalität lässt Böses erahnen

Von Stefan Rommel
Selke und Lukebakio waren sich nicht einig, wer den Elfer schießen soll.
© getty

Wie sich die Berliner um einen Elfmeter streiten, lässt schon wieder Böses für die Hertha erahnen. Leipzig scheint den Upamecano-Abgang problemlos zu kompensieren, Adi Hütter hat in Gladbach schon mächtig Druck. Die Thesen zum 2. Spieltag.

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Herthas Unprofessionalität lässt Böses erahnen

Zu den peinlicheren Szenen der Saison dürfte jetzt schon der Elfmeter-Streit und dessen Nachklapp zwischen Dodi Lukebakio und Davie Selke beim 1:2 der Hertha gegen Wolfsburg gehören. Dass man sich mal um die Ausführung eines Strafstoßes streiten: geschenkt. Gibt's in jeder Mannschaft mal. Aber wie unnachgiebig beide da mit dem Ball in der Hand standen und nicht im Stande waren, das Problem untereinander zu klären und erst die Intervention von Kapitän Dedryck Boyata nötig war, um überhaupt einen Schützen zu ermitteln, war schon befremdlich.

Dass der zurückgewiesene Selke, laut Jobbeschreibung ein Torjäger, dann aber bei der Ausführung einfach so am Strafraumrand rumsteht, die Händen in den Hüften und nicht einmal zum Schein irgendwelche Anstalten macht, auf einen womöglich abgewehrten Schuss zu reagieren, also in den Strafraum zu sprinten und mit aller Macht den Abpraller zu verwerten: Das ist schlicht unprofessionell.

Und es nährt zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison schon wieder Zweifel am Teamgeist. Die Hertha hat herausragende Einzelkönner in ihrer Mannschaft, das war auch in der letzten Saison schon so. Aber sie fügten sich nie in ein Kollektiv. Mit der Selke-Lukebakio-Episode driftet das nur schon wieder in diese Richtung. Der Fehlstart ist jetzt schon perfekt - und nächste Woche warten die Bayern...

Selke und Lukebakio waren sich nicht einig, wer den Elfer schießen soll.
© getty
Selke und Lukebakio waren sich nicht einig, wer den Elfer schießen soll.

RB Leipzig hat seinen neuen Upamecano schon gefunden

Dominik Szobolzlai hat gegen den VfB Stuttgart ein tolles Spiel hingelegt und gezeigt, dass sich die Liga auf ihn als Spielertyp freuen kann.

Aber der kaum besungene eigentlich Star des 4:0 von RB Leipzig gegen den VfB Stuttgart war Mohamed Simakan. Der junge Franzose legte einen fulminanten Auftritt hin, nahezu jeder der ohnehin schon wenigen Stuttgarter Angriffe zerschellte spätestens an Simakan.

Keiner hatte mehr Balleroberungen, mehr erfolgreiche Tacklings und fing mehr Bälle ab. Keiner brachte mehr Pässe zum Mitspieler und war in der Luft so stark wie der Zugang von Racing Straßbourg. Dazu noch das wuchtige Andribbeln, das teilweise an den jungen Lucio erinnerte, der mit dem Ball am Fuß einfach mal tief in die gegnerische Hälfte marschierte.

Leipzig hat in Dayot Upamecano und Ibo Konate zwei überragende Innenverteidiger verloren. Aber ganz offenbar ist der neue Upamecano ja schon gefunden. Jedenfalls ist Simakan das nächste Riesentalent aus dem schier unerschöpflichen Reservoir an französischen Topspielern. Und mit erst 21 Jahren auch noch formbar und mit genug Potenzial ausgestattet, in die großen Fußstapfen seiner Vorgänger zu treten.

Mohamed Simakan: Spieldaten in der Bundesliga

GegnerPässeerfolg. PässeBallaktionenBallbesitz erlangtZweikämpfegew. Zweikämpfe
Mainz 0510684.9112151675
VfB Stuttgart5691.07761014

85.71

FC Bayern: Nagelsmann hat gleiches Problem wie Flick

Eine "typisches Spiel für die Vorbereitung" hat Julian Nagelsmann gegen Köln gesehen, wie er nach dem wilden 3:2 sagte. Eine bemerkenswerte Aussage am zweiten Spieltag der Bundesliga, das die Bayern gegen einen kecken Gegner mit Ach und Krach noch so gewinnen konnten.

Aber Nagelsmann muss ja auf Grund der dünnen Personaldecke und weil so viele Spieler erst so spät ins Training eingestiegen sind tatsächlich ein wenig improvisieren. Gegen Köln ließ er auf dem Papier mit einer Viererkette spielen, faktisch verteidigten die Bayern in der ersten Halbzeit aber mit drei Spielern in der letzten Reihe. Das Ergebnis: Eine gute defensive Stabilität, aber null Druck nach vorne.

Zur zweiten Hälfte drückten die Münchener dann ihr 4-2-3-1 durch, wurden in der Offensive plötzlich brandgefährlich - aber hinten zuweilen auch ungewohnt offen. Die Partie im zweiten Durchgang erinnerte an die Schwächephase unter Vorgänger Hansi Flick zu Beginn des Jahres, als die Bayern in jedem Spiel in den Umschaltphasen überrumpelt wurden und sehr viele Gegentore kassierten. Flick brauchte damals einige Wochen, um das leidige Thema in den Griff zu bekommen.
Nagelsmann sollte das schneller bewerkstelligen, schon aus reinem Eigennutz. Immerhin: Im nächsten Spiel wartet der Bremer SV, ein Bremer Fünftligist. Quasi noch ein Vorbereitungsspiel für den FC Bayern.

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