Auf den Sepp-Herberger-Trick wird Julian Nagelsmann verzichten. Anders als der legendäre Bundestrainer bei der WM 1954 im Vorrundenspiel (3:8) gegen den späteren Finalgegner Ungarn (3:2) will der Coach von RB Leipzig seine bestmögliche Elf in die Generalprobe für das DFB-Pokal-Finale gegen Borussia Dortmund schicken.
"Wir werden niemanden schonen, der gesund ist", betonte Nagelsmann vor dem Ligaspiel am Samstag (15.30 Uhr) beim BVB und versprach: "Wir werden das Spiel mit voller Inbrunst angehen und wollen gewinnen."
Dabei steht für den BVB wesentlich mehr auf dem Spiel als für die Sachsen. Während Leipzig die erneute Qualifikation für die Königsklasse nur noch theoretisch zu nehmen ist, wird die sportlich und finanziell enorm wichtige Teilnahme an der Champions League für die Borussia trotz einer Aufholjagd zum Zitterspiel.
"Wir haben zwei große Ziele, die wir erreichen wollen: Wir wollen in die Champions League. Natürlich ist aber auch der Wunsch groß, den Pokal zu erobern", sagte BVB-Trainer Edin Terzic.
BVB: Haaland und Reyna wieder im Training
Als Fünfter liegt der BVB zwei Punkte hinter dem VfL Wolfsburg und einen Zähler hinter Eintracht Frankfurt. Ein Patzer gegen Leipzig könnte fatale Folgen haben. Die Partie sei daher die "wichtigste Aufgabe, die wir zuerst bewältigen müssen", so Terzic.
Als Mutmacher dienen Erling Haaland und Giovanni Reyna. Beide stiegen am Donnerstag wieder ins Training ein. Haaland sei für Samstag "eine Option", sagte Terzic, bei Reyna sei er sogar "sehr zuversichtlich".
Ein Sieg soll auch den notwendigen Rückenwind für das große Finale fünf Tage später im Berliner Olympiastadion geben. Man wolle "sehr viel Selbstvertrauen tanken", so Terzic.
Leipzig muss auf Adams und Nkunku verzichten
Dies gilt aber auch für den Gegner. Leipzig wartet seit sechs Spielen und damit seit Oktober 2017 auf einen Erfolg gegen Dortmund. Die Begegnung habe "einen gewissen Einfluss auf das Spiel am Donnerstag", versicherte Nagelsmann.
Der künftige Bayern-Trainer beruhigte Terzic daher, "dass wir nichts machen werden, was noch nie da war". Man wolle aber dennoch variabel auftreten, "um das Spiel zu gewinnen, aber auch einen guten Lösungsansatz für das Pokalspiel zu haben".
Man werde aber über einen Großteil des Spiels "unsere Ideen und unseren Plan durchziehen, weil ich sonst den Rhythmus vom Team wegnehme Richtung Donnerstag", sagte Nagelsmann: "Wenn man jetzt zu viel probiert, verunsichert man die Spieler zu arg, was gar nicht sinnvoll und notwendig ist."
Verzichten muss der 33-Jährige auf Tyler Adams und Christopher Nkunku (beide Rückenschmerzen). Dennoch versprach Kevin Kampl seinem Ex-Klub einen großen Kampf. "Sie brauchen die Punkte unbedingt für die Champions League, aber wir werden sie ihnen bestimmt nicht schenken", sagte Kampl und ergänzte: "Es ist immer schön, eine Mannschaft wie Borussia Dortmund zu ärgern." Diese Gelegenheit bietet sich jetzt doppelt.
