Fredi Bobic verlässt Eintracht Frankfurt: Nun auch der letzte Erfolgsarchitekt

SID
Fredi Bobic wird Eintracht Frankfurt zum Saisonende verlassen.
© getty

Das Erfolgsgerüst von Eintracht Frankfurt zerbricht immer weiter, nach Trainer Adi Hütter verabschiedet sich nun auch Sportvorstand Fredi Bobic. Sein Wechsel zur Hertha ist seit Mittwoch perfekt.

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Das Hütter-Beben war kaum verhallt, da folgte in Frankfurt schon der nächste große Knall: Mit Fredi Bobic verlässt ein weiterer Erfolgsarchitekt die Kommandobrücke, der 49-Jährige heuert als Geschäftsführer bei Hertha BSC an. Dies kommt zwar alles andere als überraschend, trifft die Eintracht aber doch ins Mark. Trainer, Sportdirektor und nun auch der Sportvorstand weg - die launische Diva vom Main muss sich inmitten der besten Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte komplett neu erfinden.

"Der Verein ist aktuell in allen Bereichen bestens aufgestellt", sagte Aufsichtsratschef Philip Holzer nach dem Abschied von Bobic. Ein Satz, der in der aktuellen Lage fast wie blanker Hohn erscheint. Der Scherbenhaufen ist riesig. Die wenigen verbliebenen Verantwortlichen müssen unter höchstem Zeitdruck gleich mehrere Baustellen schließen.

In Berlin indes will man künftig nicht bloß vom Big City Club reden, die Hertha soll endlich wirklich ein solcher werden. Bobic übernimmt ab dem 1. Juni als Geschäftsführer, er soll schaffen, was er zuvor in Frankfurt geschafft hat: einen stabilen Mittelklasse-Klub in die Spitze führen. "Nach meiner Entscheidung, eine neue Herausforderung zu suchen, gab es offene und überzeugende Gespräche", sagte Bobic am Mittwochabend: "Ich freue mich, ab Sommer wieder Teil der Hertha-Familie zu sein." Von 2003 bis 2005 war er für die Berliner aktiv.

In Frankfurt muss diese Expertise nun ersetzt werden, doch zumindest müssen die Hessen nicht bei null anfangen. Man habe angesichts des zu erwartenden Abgangs von Bobic "bereits im Stillen an der Nachfolge gearbeitet und den Markt sondiert", sagte Holzer: "Jetzt können wir konkrete Gespräche mit potentiellen Kandidaten führen."

Eintracht Frankfurt: Bietet Ralf Rangnick die Doppellösung?

Fast logisch, dass angesichts der Vielzahl der vakanten Positionen der Name Ralf Rangnick im Riederwald umhergeistert. Schließlich könnte die Eintracht mit der auch als Bundestrainer gehandelten Allzweckwaffe gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Nach Informationen von Bild und Sky sind Gespräche mit dem 62-Jährigen geplant.

Rangnick könnte in Personalunion Sportvorstand und Trainer werden. Dies solle zwar nicht zu Dauerlösung werden, würde ihm aber Zeit für die Suche nach einem geeigneten Coach verschaffen. Klarer Favorit ist Rangnick aber wohl nicht, noch werden viele Kandidaten heiß gehandelt. Seien es Markus Krösche und Jonas Boldt als Sportvorstand oder Roger Schmidt und Sandro Schwarz als Trainer.

Erstmal muss sich die Eintracht klar werden, auf wie viele Schultern sie künftig die sportliche Verantwortung verteilen will. Das bisherige Triumvirat aus Sportdirektor Bruno Hübner, Coach Adi Hütter und Bobic funktionierte perfekt - es war eine Erfolgsgeschichte. Doch erst kündigte Hübner im Februar seinen Abschied an, dann verkündete Hütter am Dienstag seinen Wechsel nach Gladbach - und nun Bobic.

"Ich blicke auf fünf großartige Jahre bei Eintracht Frankfurt zurück", sagte Bobic: "Die in dieser Zeit realisierten Erfolge erfüllen mich mit Stolz. Wir haben viel verändert und viel geschaffen." Zweifellos. Bobic war 2016 zur Eintracht gekommen und machte die Hessen mit klugen Entscheidungen zu einem Spitzenteam. Im Februar kündigte er mit einem Alleingang live im TV trotz Vertrags bis 2023 seinen Abschied an und sorgte damit für Unmut bei der SGE.

Nachdem die Vertragsauflösung bei den Hessen nach zähen Verhandlungen perfekt war, wurde ab Mittwochabend auch der Wechsel zur Hertha bestätigt. Laut übereinstimmenden Medienberichten beträgt die Ablöse nach wochenlangen Verhandlungen 2,5 bis 3 Millionen Euro. Für Hütter gab es aus Gladbach angeblich sogar 7,5 Millionen Euro. Alles Geld, das die Eintracht zur Klärung der offenen Personalfragen sicher noch gut gebrauchen kann.

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