Thesen zum 30. Bundesliga-Spieltag: Emre Can wird zum BVB-Sicherheitsrisiko, David Alaba spielt endlich auf seiner Lieblingsposition

Von Stefan Rommel
David Alaba darf auf seine letzten Tage in München auf seiner Lieblingsposition ran - und überzeugt.
© getty

David Alaba darf auf seine letzten Tage in München auf seiner Lieblingsposition ran - und überzeugt. Auch in Köln sorgt ein Positionswechsel für Furore, während ein BVB-Spieler weiter zu sehr mit sich selbst zu kämpfen hat. Die Thesen zum 30. Bundesliga-Spieltag.

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BVB: Emre Can wird immer mehr zum Risiko

Es war mal wieder ein eigenartiges Spiel, das Borussia Dortmund da gegen den FC Union hingelegt hat. Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache, der BVB war beim 2:0-Sieg in so ziemlich jeder halbwegs relevanten Statistik besser, vergab eine Reihe bester Torchancen - und doch hätten auch die Gäste dieses Spiel gut und gerne für sich entscheiden können.

Dortmund bekam die Führung durch einen unberechtigten Elfmeter von den Schiedsrichtern geschenkt und hatte gleich doppeltes Glück bei Pfosten- und Lattentreffern der Unioner. Den ersten davon, nach zwölf Sekunden, präsentierte Emre Can dem Gegner förmlich frei Haus. Dessen technischer Fehler mit der ersten Aktion des Spiels war so eklatant, dass er eigentlich hätte bestraft werden müssen.

Er reiht sich ein in eine Folge mehrerer (fast) entscheidender Fehler des Nationalspielers in den letzten Wochen. Unter anderem war Can an der Hälfte der Gegentore im Champions-League-Viertelfinale gegen ManCity unmittelbar beteiligt.

Der 27-Jährige kann mit seiner Dynamik, Aggressivität und seinem Willen ein sehr wertvoller Spieler sein für den BVB und die deutsche Nationalmannschaft sein. Und er zeigt in den meisten Spielen auch gute Anlagen. Aber er steht sich mit diesen leichtsinnigen Aktionen deutlich zu oft selbst im Weg und gefährdet damit unweigerlich den Mannschaftserfolg.

Derzeit erscheint Can nicht wie immer wie eine Stütze für sein Team, sondern wird zu oft zu einem Sicherheitsrisiko. Gegen Union ist das noch einmal gut gegangen. Ein Dauerzustand können die Aussetzer aber nicht bleiben.

Mainz 05 spielt dank Bo Svensson wieder wie Mainz 05

Man muss sich das immer wieder ins Gedächtnis rufen: Nach der Hinserie lag der FSV Mainz 05 mit sieben Punkten aus 17 Spielen punktgleich mit Schalke am Ende der Tabelle. Ein einziger Sieg gelang der Mannschaft bis dahin und die Aussicht auf den Klassenerhalt tendierte gegen Null.

Dann hatte jemand im Klub die Idee, Bo Svensson als Trainer zurückzuholen. Und seitdem spielt Mainz wieder wie Mainz. In der Rückrunden-Tabelle liegt Mainz auf Rang fünf, noch vor Dortmund, Gladbach oder Leverkusen, der Punkteschnitt liegt bei 2,0, die Mannschaft hat jetzt ihre Ausbeute aus der Hinrunde schon mehr als verdreifacht.

Und das Wichtigste: Nach dem 1:0-Sieg im Abstiegskrimi gegen Werder Bremen ist Mainz fünf Punkte weggerückt vom Relegationsrang 16. Mainz stellt von allen Kandidaten im Keller die mit Abstand stabilste Einheit, funktioniert in allen Spielphasen auf einem ordentlichen bis guten Niveau, hat sich durch jeden weiteren Sieg noch mehr Selbstvertrauen draufgepackt und ab und an auch das notwendige Spielglück, um das Unmögliche möglich zu machen.

Noch nie ist es einer Mannschaft nach einer derart desaströsen Hinserie noch gelungen, die Klasse zu halten. Das Restprogramm der Mainzer ist brutal: Am Samstag wollen die Bayern ihren 31. Titel klarmachen, dann geht's nach Frankfurt, dann gegen Dortmund und zum Abschluss nach Wolfsburg. Aber: Neben Köln hat nur Mainz gezeigt, dass sie auch mal einen der Großen schlagen können.

Mönchengladbach bleibt ein Mysterium

Es hätte ein Spieltag wie gemalt werden können für Borussia Mönchengladbach: Leverkusen hatte am Dienstag schon verloren, der VfB Stuttgart verlor gegen Wolfsburg, der FC Union in Dortmund. Und Freiburg hatte wegen der Spielabsage gegen Hertha BSC erst gar nicht die Möglichkeit, zu punkten.

Im Rennen um die Europa League hatte Gladbach die so genannten Big Points nach einer 2:0-Führung zur Pause in Hoffenheim förmlich schon eingesackt - um dann in der zweiten Hälfte den totalen Absturz aller Systeme zu erleben und die dicke Chance einfach so liegen zu lassen. Nach dem fulminanten 4:0 gegen Frankfurt vor ein paar Tagen und einem Minilauf von zehn Punkten aus vier Spielen sah es tatsächlich so aus, als würde die Borussia in dieser komischen Saison gerade noch rechtzeitig die Kurve bekommen.

Und dann legt die Mannschaft einfach so eine unglaublich schwache Leistung hin. Denn selbst die vermeintlich klare Führung zur Pause war schon mehr als schmeichelhaft, Gladbach hatte außer den beiden Torschüssen die zu den Treffern führten nichts zu bieten.

Der Einbruch nach dem Wechsel steht sinnbildlich für die komplette Spielzeit, die ein stetes Auf und Ab ist mit tollen Highlights in der Liga und in der Champions League, aber eben auch mit unerklärlichen Tiefschlägen wie nun in Hoffenheim. Ein einziges Mal schaffte Gladbach drei Pflichtspielsiege in Folge, darunter war aber auch ein lockeres 5:0 im Pokal gegen Elversberg. Ansonsten folgte auf kurze Hochphasen immer wieder der nächste Absturz. Und das reicht dann am Ende womöglich auch zu Recht nicht für den Einzug in einen internationalen Wettbewerb.

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