Thesen zum 27. Bundesliga-Spieltag: Thomas Müller muss der Spieler der Saison werden

Von Stefan Rommel
Müller will gegen Gladbach die Meisterschaft perfekt machen.
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TSG Hoffenheim: Antriebslos und selbstzufrieden

Und gleich noch eine Truppe, die meilenweit unter ihren Möglichkeiten spielt. 1899 Hoffenheim galt vor der Saison zwar schon als Wundertüte, zwischen einem Platz im tristen Mittelfeld und dem erneuten Einzug ins internationale Geschäft war wohl alles denkbar. Von Abstiegskampf sieben Spieltage vor Schluss war allerdings nie die Rede.

Aber genau das ist jetzt angesagt: Der Rückstand auf Platz sechs ist fast doppelt so groß (13 Punkte) wie der Vorsprung auf Relegationsrang 16 (sieben Punkte). Die vielen Verletzten und die Ausfälle wegen diverser Corona-Fälle und Quarantäne-Maßnahmen sind ein massives Problem, aber keine Entschuldigung für die teilweise blutleeren Auftritte in dieser Saison.

Langsam setzt sich auch beim einen oder anderen Spieler die Erkenntnis durch, dass der Tabellenstand und die jetzt schon verkorkste Saison vielleicht doch das Ergebnis einer zu laxen Herangehensweise sind. Fast schon exemplarisch stand dafür der Auftritt in Augsburg.

Gegen einen Kontrahenten, der exakt zwei offensive Stilmittel besitzt, Standardsituationen und das schnelle Umschalten nach Ballgewinn, rannte Hoffenheim in zwei Kontersituationen und vergeigte die Partie bereits in der ersten Halbzeit. Es ehrt Trainer Sebastian Hoeneß, dass er seine Mannschaft nach der nächsten Enttäuschung nicht einfach auch mal öffentlich anzählt oder schärfere Töne anschlägt.

Inhaltliche Analysen und Erklärungen sind sehr wichtig, aber ab und an benötigt eine selbstzufriedene Mannschaft vielleicht auch entsprechende (personelle) Konsequenzen, um sie wachzurütteln. Denn genau dieser Eindruck verfestigt sich derzeit: Dass es den Spielern zu gut geht und die Saison antriebslos irgendwie ausklingen soll. Einen größeren Vorwurf könnte man einer Profimannschaft aber kaum machen.

Thomas Müller muss der Spieler der Saison werden

Ja, Robert Lewandowski schießt alles in Grund und Boden und vielleicht knackt er auch den Rekord von Gerd Müller und Weltfußballer ist er ja ohnehin schon. Ja, Joshua Kimmich ist das Hirn des Münchener Spiels, der Aggressive Leader und für den einen oder anderen Experten sogar der aktuell beste defensive Mittelfeldspieler der Welt. Und Manuel Neuer ist, nun ja, Manuel Neuer. Aber was ist eigentlich mit Thomas Müller und dessen Einfluss auf die Bayern?

Der scheint so groß wie noch nie - und Müller ist ja auch schon eine ganze Weile dabei: Nur David Alaba hat mit den Bayern so viel erlebt wie Müller und Alaba wird den Klub in wenigen Wochen verlassen.

Müller will gegen Gladbach die Meisterschaft perfekt machen.
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Müller will gegen Gladbach die Meisterschaft perfekt machen.

Beim Kracher gegen Leipzig war Müller mal wieder der Coach auf dem Feld, der das "Mia san mia" verkörpert wie kein anderer und sportlich über jeden Zweifel erhaben ist. Müller macht gefühlt gar keine Fehler mehr, die Vorbereitung zu Leon Goretzkas entscheidendem Tor war sein 15. Assist in dieser Saison. Kein anderer Spieler der Liga macht seine Mitspieler so viel besser wie Müller das tut. Er ist nicht immer der Mann für die spektakulären Highlights. Aber die Konstanz und Roboterhaftigkeit seines Spiels sind so beeindruckend, dass Müller am Ende der Saison eigentlich auch mal einer dieser Einzeltitel zustünde: Der 31-Jährige war noch nie Fußballer des Jahres oder Spieler der Saison.

Derzeit gibt es keinen, der mehr Wert für seine Mannschaft einbringt als Müller und es deutet nichts darauf hin, dass sich daran bis Mitte Mai noch etwas ändern sollte. Thomas Müller muss der Spieler der Saison werden, daran kann es bei nüchterner Betrachtung kaum einen Zweifel geben.

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