Bayer Leverkusens Trainer Hannes Wolf exklusiv: "Der Fußball macht sowieso, was er will"

Von SPOX / DAZN
Hannes Wolf (r.) und Jürgen Klopp anno 2012 beim BVB. Wolf war damals für die B-Jugend verantwortlich, mit der er zweimal Deutscher Meister wurde.
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Hannes Wolf hat nach seinen ersten Wochen als Cheftrainer bei Bayer 04 Leverkusen ein positives Fazit gezogen. Bei SPOX und DAZN sprach der 39-Jährige vor dem Spiel bei der TSG Hoffenheim (20.30 Uhr im LIVETICKER und LIVE auf DAZN) über den Wechsel zur Werkself, das Training von Supertalenten wie Florian Wirtz und seine besondere Beziehung zu Liverpool-Trainer Jürgen Klopp.

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Außerdem verriet er, welche Rolle Co-Trainer Peter Hermann spielt, und sprach über den Umgang mit Ersatzspielern.

Bayer-04-Cheftrainer Hannes Wolf über ...

... Bayer Leverkusen im Vergleich zu seinen bisherigen Trainerstationen: Es war bei allen Vereinen ein Privileg, dort arbeiten zu können. Natürlich war die Situation in Stuttgart und Hamburg anders, weil ich jeweils nach dem ersten Abstieg dahingekommen bin und jeweils im Herbst, mit dem Ziel Wiederaufstieg. Leverkusen hat in den vergangenen Wochen auch gelitten, das soll keiner falsch verstehen, aber natürlich waren das sehr große Vereine mit einer riesigen Tradition, die mit dem Abstieg den Worst Case erlebt haben. Hier fühlt es sich super an, ich habe mich riesig gefreut über die Anfrage und das Vertrauen.

... seine ersten Gedanken, als der Anruf aus Leverkusen kam: Damit habe ich in der Phase überhaupt nicht gerechnet. Ich finde die Konstellation mit der Ausleihe fantastisch und bin auch dem DFB dankbar, dass das möglich war. Mein erster Gedanke war: Das ist eine super Mannschaft. Es ist ein Privileg, so eine Mannschaft trainieren zu können, in so einer guten Konstellation. Jetzt geht es darum, das auch auf den Platz zu bringen, mit allem was dazugehört, um auch Spiele zu gewinnen. Denn: Auch Hertha hat eine super Mannschaft und leidet in dieser Saison. Auch Hoffenheim hat eine gute Mannschaft und hat Themen. Das zeigt: Die Bundesliga ist nicht so einfach.

... seine achtwöchige Leihe vom DFB an Leverkusen: Ich habe gar nicht so viel Zeit, darüber nachzudenken. Klar kommt der Gedanke, was für eine kurze Zeit das ist, aber eigentlich ist dafür nicht viel Raum. Es geht einfach darum, das Beste daraus zu machen, für den Verein, für das Team, für uns. Wir können die Zukunft ohnehin nicht richtig planen, der Fußball macht sowieso, was er will. Ich weiß einfach: Ich führe ein privilegiertes Leben als Fußballtrainer auf dem Niveau, sowohl bei Bayer Leverkusen als auch beim DFB.

In der Saison 2019/20 trainierte Hannes Wolf den belgischen Meister KRC Genk und stand unter anderem in der Champions League.
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In der Saison 2019/20 trainierte Hannes Wolf den belgischen Meister KRC Genk und stand unter anderem in der Champions League.

Wolf über Bayer Leverkusen: "Kannte die Mannschaft sehr gut"

... den Reiz, nach der Leihe in Leverkusen weiterzumachen: Das ist ein großartiger Verein, darüber müssen wir nicht reden und eine tolle Mannschaft. Aber soweit denke ich gerade nicht. Das ergibt keinen Sinn und kostet höchstens Energie.

... die Herangehensweise an seine Arbeit, trotz der geringen Zeit: Du musst eigentlich immer das nächste Spiel gewinnen. In drei Wochen hast du vier oder fünf Spiele, im Fußball geht das extrem schnell, und deswegen hat man keinen Raum dafür, nicht erfolgreich zu sein. Wir haben den Vorteil, dass wir jetzt relativ viel Training haben. Wir hatten die Länderspielpause, die Nationalspieler haben wir eingefangen, auch das Montagsspiel hilft uns, weil wir jetzt wirklich schon eine Basis zusammen haben. Und es fühlt sich jetzt nicht mehr alles neu an.

... die ersten Stunden mit dem Team: Ich kannte die Mannschaft sehr gut. Auch die Spieler kenne ich seit vielen Jahren, ich bin ja in Deutschland groß geworden. Deswegen guckt man Bundesliga und das Niveau Bayer Leverkusen guckt man sowieso, also musste ich jetzt nicht alles neu lernen. Als ich ins Ausland gegangen bin, war das ein bisschen anders.

Bayer-04-Trainer Hannes Wolf: "Es sind fantastische Spieler"

... die wichtigsten Spieler zu Beginn seiner Arbeit in Leverkusen: Es sind alle wichtig. Wir können nicht nach ein paar Tagen durch eine Aufstellung die Qualität der Spieler beurteilen und sagen: Die elf sind jetzt gut und die anderen elf sind nicht so gut. Es sind fantastische Spieler - und egal, wie wir es gegen Hoffenheim machen, es wird wieder so sein. Wir versuchen alle mitzunehmen, ohne dass du stundenlang Vorträge hältst und den Leuten das Leben erklärst. Auf Dauer ist es für einen Spieler schwer zu fühlen, dass du ihn trotzdem magst, schätzt und an ihn glaubst, wenn du ihn nicht spielen lässt. Aber gerade in diesem kurzen Zeitraum, den wir jetzt haben, müssen wir es hinkriegen, dass alle im Boot bleiben und wir immer gut wechseln können.

... die Chance, junge Spieler wie Florian Wirtz zu trainieren: Es macht wahnsinnige Freude, hier Trainer zu sein. Trotzdem bin ich nicht in der Rolle, hier die gesamte Zeit freudestrahlend durch das Haus zu laufen und mich zu freuen. Sondern meine Rolle ist die des Trainers. Und dazu gehört auch Ernsthaftigkeit, es ist auch eine Eindringlichkeit dabei. Man braucht auch etwas Selbstvertrauen, um sich dahin zu stellen. Bisher klappt das in den Gesprächen sehr gut.

... Energie und mentale Frische: Es geht ja nicht nur um Hinterherlaufen. Mentalität bedeutet nicht, dass ich den Leuten die ganze Zeit hinterherrenne, sondern vorher schon so zu stehen, dass ich den Zweikampf aus einer guten Position führen kann.

Bayer-04-Coach Hannes Wolf: "Peter Hermann ist fantastisch"

... die Wichtigkeit von Co-Trainer Peter Hermann: Peter ist fantastisch. An ihm ist top, dass er sich über das Training definiert. Und das war ihm auch in den Gesprächen vorher wichtig, dass er sich auf dem Platz ausleben kann. Davon profitieren wir extrem. Ich habe viele Trainingseinheiten in meinem Leben gemacht, aber er hat einfach noch viel mehr gemacht. Die Trainingsformen sind wahnsinnig schnell, sind wahnsinnig gut durchdacht, er lebt das auch auf dem Platz. Wenn du dann mit Peter Hermann und Miguel Moreira arbeitest, der mit Spanisch, Portugiesisch, Französisch, Englisch und Deutsch diesen Kader ganz gut abdeckt und auch ein sehr guter und erfahrener Trainer ist, gibt mir das die wunderbare Möglichkeit, auch mal einen Schritt zurück zu machen. Wenn es immer nur eine Stimme ist, kann es auch anstrengend werden.

... die Marschroute für das Montagsspiel gegen Hoffenheim: Es geht immer darum, es etwas besser zu machen. Aber es ist ein anderes Spiel, ein Auswärtsspiel. Wir haben jetzt eine Basis, auf die wir zurückgreifen können: Die Nationalspieler waren da, Moussa (Diaby, Anm. d. Red.) hat kein Corona mehr. Wenn "genau da weitermachen" heißt, dass wir wieder gewinnen, dann sehr gern.

Hannes Wolf über Jürgen Klopp: "In guten und nicht so guten Zeiten"

... Jürgen Klopps Zitat: "Ich habe mich damals schockverliebt": Wir haben immer noch guten Kontakt und es ist auch sehr freundschaftlich geblieben. Natürlich war das ein besonderer Moment: Er hat die Geschichte gehört, dass da ein junger Trainer in Dortmund ist. Ich bin damals Sportler des Jahres geworden, er war Ehrengast. Wir waren damals Verbandsligist, ich war 27 Jahre alt, glaube ich. Natürlich ist das ganz besonders, dass er dann gesagt hat: "Komm zu uns, wir wollen mit dir arbeiten." Dass ich beim BVB den ganzen Weg gehen durfte, auf ganz hohem Niveau Mannschaften trainieren und auch mit auf den Trainingsplatz und im Trainingslager sein durfte, das war natürlich großartig und eine sehr besondere Zeit.

... Kontakt mit Klopp nach der Unterschrift in Leverkusen: Ja, wir haben immer wieder Kontakt. In guten und nicht so guten Zeiten. Es ist nicht so, dass wir jede Woche telefonieren, dafür hat er sehr viel zu tun. Aber der Kontakt ist immer sehr freundschaftlich geblieben.

... das Herunterfahren nach einem Spiel: Muss ich gerade gar nicht. Auf Dauer ist es extrem wichtig, dass man seine Energie als Fußballtrainer behält. Solange ich gut schlafen kann, reicht das im Moment. Und der Rest darf ruhig Arbeit sein. Ein bisschen unruhiger schläft man schon, wenn man Trainer ist, aber nicht so unruhig, dass man irgendwie zerstört durch die Tage geht. Die Nächte muss man sich freimachen. Irgendwo muss es einen Moment geben, wo es gut ist, wo es auch nichts mehr zu gewinnen gibt. Man gewinnt viel mehr, wenn man am nächsten Morgen immer noch frisch aussieht.

Die Tabelle der Bundesliga

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München2880:364465
2.RB Leipzig2852:232960
3.Wolfsburg2849:262354
4.Eintracht Frankfurt2859:401953
5.Borussia Dortmund2858:411746
6.Bayer Leverkusen2745:321343
7.1. FC Union Berlin2842:34840
8.Borussia M'gladbach2848:43540
9.VfB Stuttgart2850:44639
10.SC Freiburg2840:42-237
11.FC Augsburg2829:42-1332
12.TSG Hoffenheim2741:47-630
13.Werder Bremen2832:43-1130
14.1. FSV Mainz 052830:48-1828
15.Hertha BSC2834:48-1426
16.Arminia Bielefeld2822:46-2426
17.1. FC Köln2827:50-2323
18.Schalke 042818:71-5313