Hat RB Leipzig den BVB als Nummer zwei hinter dem FC Bayern überflügelt? Das Pro und Contra

Marco Reus hat beim BVB-Sieg in Leipzig eine starke Leistung gezeigt.
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Nicht mal der Meistertitel würde RB Leipzig zur Nummer 2 machen

Von Filippo Cataldo

Sollte RB Leipzig in dieser Saison Meister werden (was nicht passieren wird), würde vermutlich nicht mal Red-Bull-Patron Didi Mateschitz auf die Idee kommen, seinen Klub schon zur neuen deutschen Fußballmacht auszurufen. Ein deutscher Meister RB Leipzig hätte noch nicht einmal den BVB überholt als natürlichen Bayernjäger Nummer 1.

Karl-Heinz Rummenigges dementsprechender Verweis im Sport Bild-Interview auf die Fünfjahreswertung ist die nüchternere, aber deswegen nicht falsche Umschreibung von Hansi Flicks wichtigstem Lehrsatz: "Der Erfolg ist nur gemietet". Die Bundesligatabelle lügt nicht, doch nachhaltig aussagekräftig sind nur Langzeitbeobachtungen.

Zumal sportlicher - und wirtschaftlicher - Erfolg nicht alles sind. Selbst Vorstandschef Mintzlaff gab in der Sport Bild bei der Frage, wieso sich Erling Haaland einst gegen einen Wechsel von Red Bull Salzburg zum deutschen Schwesterklub entschied, freimütig zu: "Als neutrale Person hätte ich Haaland auch zum BVB geraten."

Als Grund für dieses absolut richtige, aus diesem Munde aber etwas überraschende Geständnis, nannte der RB-Boss eben nicht nur, dass Leipzig zum damaligen Zeitpunkt in der Offensive gut aufgestellt gewesen sei. Sondern eben auch: "Dazu kam die Strahlkraft des BVB und das finanzielle Paket, das in Dortmund besser war."

RB Leipzig: Keiner sagt "neuer deutscher Clasico"

Ob der zweite Teil des Satzes einem Faktencheck standhielte, sei mal dahingestellt; die größere Strahlraft des BVB ist jedoch unstrittig - und für Leipzig eben auch nicht durch ein paar stärkere Saisons aufzuholen. Jude Bellingham, Gio Reyna, Haaland und Co. mögen auch den BVB nur als letzte Durchgangsstation zu einem noch größeren und noch finanzstärkeren Verein ansehen, doch ihre Nachfolger würden sich auch dann eher für den BVB und gegen RB entscheiden, sollte der BVB jetzt mal die Qualifikation für die Champions League verpassen.

Es ist ja so: RB Leipzig macht viel richtig; die Mannschaft ist klug zusammengestellt und hat einen tollen Trainer; die Frage, ob RB Leipzig wie ein normaler Fußballverein betrachtet werden kann, spaltet die Gemüter; Mateschitz' Fußballklub gewordenes Marketing-Baby kann man hassen und leidenschaftlich verteidigen.

Und doch emotionalisieren Spiele mit Beteiligung der Leipziger den gemeinen Fußballfan kaum. Was immerhin die wohltuende Nebenwirkung haben dürfte, dass hoffentlich nie jemand auf die in allen Belangen dämliche Idee kommen wird, das Duell des FC Bayern München gegen RB Leipzig als "neuen deutschen Clasico" zu bezeichnen.

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