Die DFL muss bei Kopfverletzungen endlich einschreiten! Fünf Thesen zum 24. Spieltag

Von Stefan Rommel
Die Berliner Andreas Luthe und Julian Ryerson krachten am Sonntag heftig zusammen.
© IMAGO / Matthias Koch

Bayern Münchens Starstürmer Robert Lewandowski profitiert ausgerechnet von der größten Schwäche des FCB. Dem BVB fehlt es an der nötigen Tiefe im Kader - die Ersatzbank ist vor allem teuer. Schalke 04 fehlt es an allem. Und die DFL sollte in Sachen Kopfverletzungen endlich mal aufwachen. Die fünf Thesen zum 24. Spieltag

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BVB hat viel zu viel teures Mittelmaß im Kader

Ja, der BVB musste bei den Bayern bestehen, den Königen der Aufholjagden in dieser Saison. Und ja, es fehlten einige sehr wichtige Spieler, unter anderem Raphael Guerreiro oder Jadon Sancho und mit beiden hätte sich Borussia Dortmund im Spitzenspiel am Samstagabend wohl noch besser erwehren können. Weil dann auch Erling Haaland vergleichsweise früh ausgewechselt wurde und die Bank ziemlich ausgedünnt war, standen am Ende der Partie in München einige Spieler zu viel auf dem Platz, die in einem solchen Spiel gegen einen solchen Gegner an ihre Grenzen stoßen.

Die drückende Überlegenheit der Bayern war ein Verdienst der Münchner, die den Gegner kaum mehr die Mittellinie überqueren ließen. Sie hatte aber auch damit zu tun, dass es dem BVB schlicht an individueller Qualität fehlte, um überhaupt noch in die Nähe eines Duells auf Augenhöhe zu kommen.

Vielmehr gestalteten sich die letzten 20, 25 Minuten aus Sicht des BVB wie die Partie eines Hinterbänklers der Tabelle, der sich mit dem Remis nur noch irgendwie ins Ziel retten will. Dortmund hatte beim Abpfiff allenfalls noch gehobenes Mittelmaß auf dem Platz stehen - das Michael Zorc für zum Teil horrendes Geld einst zusammengekauft hat. Spieler wie Nico Schulz oder Julian Brandt konnten gegen die Bayern in etlichen Szenen nicht mithalten, auf Thomas Meunier konzentrierte sich viel Groll der BVB-Fans.

Im Gegensatz zum Belgier haben Schulz und Brandt aber rund 50 Millionen Euro allein an Ablöse gekostet. Das macht die Ernüchterung nach solchen Leistungen nur noch größer. Nicht jeder Transfer kann funktionieren. Aber Dortmund fehlt es auch an Breite, um ein paar Ausfälle auf dem absoluten Topniveau kompensieren zu können. Das hat die Partie in München nochmals eindrucksvoll bestätigt.

Paulo Otavio: Über das Kung-Fu-Foul sollte man nicht lachen

Ein bisschen Kreisklassen-Feeling in Sinsheim. Die eingesprungene Kung-Fu-Schere von Wolfsburgs Paulo Otavio gegen den Hoffenheimer Munas Dabbur sorgte für Aufsehen, vor allem in den sozialen Medien.

Die Belustigung darüber war groß, weil die Aktion tatsächlich so unorthodox und so weit weg war von dem, was man im Profifußball sonst so sieht. Otavios Foul war wie ein kleines Kunstwerk, sagen die einen: Bei einem Tor Rückstand in der letzten Minute des Spiels das leere Tor mit einer Grätsche von hinten in die Beine des Gegners zu verteidigen - den habe sich Otavio fürs Team genommen.

Dabei war die Aktion einfach nur dämlich: Die Absicht des Fouls und seine Härte müssen über die Maßen sanktioniert werden. Otavio hätte seinen Gegenspieler damit schwer verletzen können. Dabbur kann von Glück reden, dass ihm nichts passiert ist. Mit der letzten Aktion des Spiels ist ein derartiges Einsteigen komplett überflüssig und gefährdet stattdessen den Erfolg der Mannschaft mehr, als es Sekunden vor dem Abpfiff noch helfen könnte.

Denn Otavio wird in den nächsten Wochen fehlen. Und weil Wolfsburg immer noch nicht auf den angeschlagenen Jerome Roussillon zurückgreifen kann, muss Trainer Oliver Glasner in den nächsten Wochen auf der linken Abwehrseite einen positionsfremden Spieler einsetzen. Otavios Sperre wird wohl saftig ausfallen, was den Spieler selbst im Kampf um einen Stammplatz meilenweit zurückwirft. Das ist dann die ganz persönliche Strafe für Paulo Otavio.

FC Bayern: Lewandowski knackt Müller-Rekord wegen der Defensive

40 Tore in einer Saison ist ein unglaublicher Wert und in der Bundesliga seit 50 Jahren unerreicht. Gerd Müllers Bestmarke wackelt nun aber bedenklich, weil Robert Lewandowski einfach nicht aufhören mag zu treffen. Neun Treffer fehlen noch und zehn Spiele sind zu absolvieren. Hält der Pole seine Quote, kommt er am Ende bei knapp 44 Toren ins Ziel.

Dabei profitiert Lewandowski paradoxerweise von dieser einen großen Schwäche der Bayern in dieser Saison, ohne sie bliebe der Müller-Rekord wohl weiter unerreichbar: Die Bayern lagen nun schon 13 Mal in dieser Saison zurück, so oft wie Aufsteiger Stuttgart und öfter als zum Beispiel Werder Bremen.

Früher war das ja so, dass die Münchner selbst ein frühes erstes Tor erzielten, die Führung dann ein wenig verwalteten und irgendwann die Partie entschieden. Dann war "Garbage Time" angesagt und es wurde im Sinne der Belastungssteuerung und Teamhygiene munter durchgewechselt. In dieser Saison müssen die Bayern aber viel zu oft bis zur sprichwörtlich letzten Minute voll durchziehen. Und dafür benötigen sie ihren besten Angreifer.

Es bleibt einfach keine Zeit und Muße, Lewandowski mal eine Verschnaufpause zu geben. Und weil der 32-Jährige quasi nie ernsthaft verletzt ist, hat er nun schon wieder 23 von 24 möglichen Spielen absolviert. Lewandowski hat es indirekt also Bayerns latenter Defensivschwäche zu verdanken, dass er ernsthaft den Rekord des Bombers angreifen kann. Der wurde damals übrigens auch nie ausgewechselt, Müller spielte quasi immer durch. Aber das waren auch noch andere Zeiten...

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