DFL - Träumereien im "Laberladen": Fans attackieren Ergebnisse der Taskforce

SID
Seifert erwartet aufgrund der Super League einen langen Kampf.
© imago images / Eibner

Die Empfehlungen der Taskforce zur Entwicklung des deutschen Profifußballs bis 2030 sorgen für Aufregung. Während die DFL schwärmt, üben Fan-Organisationen deutliche Kritik.

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Es dauerte nicht lange, bis Christian Seifert aus seiner Traumwelt gerissen wurde. Stolz lauschte der DFL-Boss der Beschreibung eines besseren Profifußballs, den Ergebnissen der mit großen Erwartungen angetretenen Taskforce und den Visionen für das Jahr 2030, die auch die Entfremdung der Fans stoppen sollen. Doch die Träumereien endeten nur wenig später ausgerechnet mit einer Attacke der Anhänger.

Der Bericht sei das Ergebnis "eines Laberladens, wo keiner dem anderen wehtun will", schimpfte Jörn Brauer von ProFans. Und Helen Breit, selbst Mitglied der Arbeitsgruppe und Vorsitzende der Interessengemeinschaft Unsere Kurve, kritisierte, dass es nicht ausreiche, "lediglich den Status Quo zu verbessern". Die Erwartungen seien hoch gewesen, "die Ergebnisse werden viele organisierte Fans enttäuschen".

Dabei hatten Seifert und Co. zumindest nach außen große Hoffnungen in die Taskforce gesteckt. Expertinnen und Experten aus verschiedensten Bereichen waren zusammengekommen, um Verbesserungen im krankenden System Profifußball zu erzielen. Das Ergebnis zeichnet ein blumiges Bild, nicht umsonst lud Taskforce-Moderatorin Heidi Möller dazu ein, "mit mir zu träumen", wie die Situation 2030 aussehen könnte.

DFL entwickelte 17 Handlungsempfehlungen

Sportlich erfolgreich solle die Bundesliga sein, wirtschaftlich gesund, beliebt und insgesamt ein Wettbewerb, der fair und integer abläuft. Eine Liga, die ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachkommt, für Klimaschutz steht oder den Frauenfußball fördert. Die 17 Handlungsempfehlungen in dem neunseitigen Report sollen im besten Fall zur Verwirklichung dieses Traumes beitragen.

Ein positives Fazit zogen auch SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und andere Fachleute der Taskforce, wenngleich der Ball zur Durchsetzung nun bei der DFL liegt. "Wir werden jetzt genau darauf achten, dass die Fußballbranche das auch angeht", sagte Klingbeil auf SID-Anfrage. Und auch Seifert stellte klar, dass die DFL an der Umsetzung gemessen werde. Es wird sich zeigen, wie sich das harte Millionengeschäft Profifußball mit den teils weichen Änderungsideen vereinen lässt.

Teile der Fans sind jedenfalls äußerst skeptisch. "Unverbindliche, schwammige und viel zu kurz gedachte Ansätze" seien aufgeführt, erklärte ProFans. "Einen netten Anstrich von Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Verantwortung, darauf konnten sie sich noch einigen. Für eine wirkliche Kursänderung fehlt jedoch der Wille", kritisierte Sprecher Sig Zelt. Die Hoffnung auf eine echte Revolution, die im Zuge der Coronakrise kurzfristig aufgekommen war, ist verpufft.

DFL: Fehlende wirtschaftliche Anpassung?

Die Kritiker erzürnt insbesondere die aus ihrer Sicht fehlende Anpassung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Diese sollten das Ungleichgewicht im Wettbewerb beseitigen. Es sind genau die Themen, die bereits vor Wochen bei der Neuverteilung der TV-Gelder die Gemüter erhitzt hatten. Sollte es weitergehen wie bisher, werde "die Übermacht des Geldes sowohl den sportlichen Wettbewerb als auch die Fußballkultur zersetzen", sagte Fan-Vertreter Dario Minden.

Seifert verteidigte das "äußerst bemerkenswerte Resultat" der Diskussionen. Die Taskforce empfiehlt zudem die Einrichtung einer DFL-Kommission zur Intensivierung des Dialogs mit den Fans - auch das ist vorerst nur ein Vorschlag. Doch selbst bei einer Umsetzung scheint es fraglich, ob dies zu einer Entspannung führen kann.