FC Schalke 04: Fragen zum Beben - "Wer will sich das jetzt noch antun?"

schneider-s04
© imago images / Sven Simon
Cookie-Einstellungen

Welchen Anteil hat Jochen Schneider am Schalker Niedergang?

Der 50-Jährige trägt sicher nicht die alleinige Schuld. Weite Teile des teuren Kaders wurden noch von Christian Heidel, der mittlerweile wieder beim 1. FSV Mainz 05 arbeitet, zusammengestellt.

Auch für die Irrungen und Wirrungen des früheren Aufsichtsratschefs und Fast-Alleinherrschers Clemens Tönnies kann Schneider nichts. Aber sein Anteil ist gewaltig.

Fünf Trainerwechsel hat es bei Schalke während seiner nicht einmal dreijährigen Amtszeit gegeben, zweimal halfen Huub Stevens und Mike Büskens interimistisch aus. An Schneiders erstem Arbeitstag am 14. März 2019 trennte sich Schalke von Domenico Tedesco, der den Revierclub zuvor noch in die Champions League geführt hatte. Schneiders Festhalten an Trainer David Wagner nach der katastrophalen und sieglosen Rückrunde in der letzten Saison war ebenso schwer zu verstehen wie Wagners Entlassung nach dem zweiten Spieltag der aktuellen Saison. Taktikfuchs Manuel Baum war der falsche Trainertyp zur falschen Zeit. Auf die Idee, in höchster Not Christian Gross, der zuletzt vor elf Jahren in der Bundesliga gearbeitet hatte, aus den Ruhestand zu holen, wären sicher nicht sehr viele andere gekommen.

Schneider kannte Gross aus gemeinsamen Stuttgarter Zeiten. Die damaligen Hoffnungen optimistischer Beobachter, der nun abberufene Sportvorstand würde womöglich Kenntnis über eine Superkraft des Schweizers haben, von denen sonst keiner weiß, waren illusorisch.

Schneider, der sich sowohl beim VfB Stuttgart als auch bei RB Leipzig als Zuarbeiter etwa von Felix Magath, Hors Heldt, Fredi Bobic und Ralf Rangnick einen exzellenten Ruf erarbeitet hatte, reihte Fehlentscheidung an Fehlentscheidung und wirkte mit der Moderation der Schalker Probleme überfordert - und befeuerte das Chaos noch.

Sein auch öffentlich ausgetragener Zwist mit Sportdirektor Michael Reschke trug ebenso wenig zur Beruhigung bei wie das ewige Hin- und Her bei den Suspendierungen verschiedener Spieler wie Nabil Bentaleb. Auch die Verpflichtung der drei mutmaßlichen Rädelsführer Kolasinac, Huntelaar und Mustafi vor wenigen Wochen, als die Rettung eigentlich schon illusorisch war und die schwer auf der Bilanz des schon mit 240 Millionen Euro verschuldeten Klub liegen, fällt unter Schneiders Verantwortungsbereich.