Goretzkas Endboss-Transformation abgeschlossen, Choupo-Moting außen besser aufgehoben: Die Thesen zum Bayern-Schützenfest gegen Köln

Von Dennis Melzer
Leon Goretzka feierte mit den Bayern ein 5:1 gegen Köln.
© getty
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3. Gnabry & Müller: Rückkehrer untermauern ihre Wichtigkeit

"Für einen Thomas Müller habe ich die Quarantäne meisterhaft überstanden. Aber ich muss wieder raus - raus aus dem Stall", sagte Thomas Müller am zwölften Tag nach seinem positiven Corona-Testergebnis. "Es ist nicht mehr weit. Bald bin ich wieder da." Gegen Köln war er wieder da, kehrte nach einigen Homeoffice-Einheiten, einer Einzelschicht am Donnerstag und einem Mannschaftstraining am Freitag gleich zurück in den Kader der Bayern.

Vermutlich hätte Flick gerne darauf verzichtet, Müller sofort mit Spielzeit zu bedenken, die Gemengelage am Samstagnachmittag verlangte allerdings, dass das erfahrene, hochdekorierte Pferd aus dem Stall gelassen wurde. Nachdem die Bayern die erste Halbzeit gänzlich im Griff hatten, drohte die Partie nach dem Seitenwechsel zu kippen. Müller, dessen "bald bin ich wieder da" wie eine Drohung anmutete, stand handgestoppte 32 Sekunden auf dem Platz, da riss er auch schon die Arme gen Himmel.

Er, der Vorlagenkönig der Vorsaison, hatte seinen Lieblingsabnehmer Robert Lewandowski gefunden, der den Ball aus der Drehung zum 3:1 im Kölner Kasten unterbrachte. Das Tor nahm den Gästen den Schwung - und belebte die Hausherren merklich.

Flick: "Sehr guter Anfang für Thomas"

Nach Müllers entscheidendem Kurzauftritt gehörte die Bühne dann einem anderen Rückkehrer: Serge Gnabry. Der Offensivspezialist feierte nach zweiwöchiger Muskelfaserriss-Zwangspause sein Comeback und versetzte den mutigen Geißböcken mit einem Doppelpack den Gnadenstoß.

Müller und Gnabry, an drei Toren direkt beteiligt, unterstrichen ihre Wichtigkeit - und zeigten, wie elementar es manchmal ist, in brenzligen Spielen derlei Qualität von der Bank nachlegen zu können. Das, was den Bayern in den vergangenen Wochen aufgrund des Personalmangels nicht möglich war.

"Das war ein sehr guter Anfang für Thomas, der mit seinem ersten Ballkontakt die Vorlage auf Lewy gegeben hat", sagte Flick bezüglich Müller. "Das hat ein bisschen Ruhe gebracht und war in diesem Moment sehr wichtig für uns." Gnabrys Doppelpack stand aus Flicks Sicht ohnehin für sich. "Sie waren heute als Einwechselspieler sehr wertvoll für uns. Wir sind froh, dass beide nach ihrer Corona-Erkrankung respektive Verletzung wieder so gut reingefunden haben", schwärmte der Übungsleiter.

4. Bayerns Hintermannschaft strauchelt schon wieder

Nach den ersten 45 Minuten hatte nichts darauf hingedeutet, dass die Bayern mit den bis dahin völlig harmlosen Kölnern Probleme bekommen würden. Doch nach dem Seitenwechsel waren es die Hausherren selbst, die den Rheinländern neuen Glauben schenkten.

Jerome Boateng und David Alaba unterlief ein folgenschweres Missverständnis, das Kölns Ellyes Skhiri sehenswert für sein Team zu nutzen wusste, indem er fast die gesamte Hintermannschaft stehenließ und den Ball über Manuel Neuer hinweg in die Maschen lupfte.

Hatten die Münchner in den beiden vergangenen Bundesligaspielen vornehmlich in Halbzeit eins mit defensiven Unzulänglichkeiten zu kämpfen, gerieten sie diesmal trotz komfortabler Führung in die Bredouille.

Flick: "Das eine oder andere hat mir nicht so gut gefallen"

Ballverluste im Mittelfeld, kein Zugriff bei den zweiten Bällen, Abstimmungsprobleme in der Viererkette - eine Viertelstunde lang lief kaum etwas zusammen, die Mannschaft von Markus Gisdol witterte immer stärker Morgenluft am Nachmittag. Weil die Kooperation zwischen Müller und Lewandowski das 3:1 zur Folge hatte und Dominick Drexler nach einem kapitalen Neuer-Bock nur den Innenpfosten traf, kamen die Bayern mit einem blauen Auge davon.

Dass das deutliche 5:1 etwas über die Anfälligkeit hinwegtäuschte, wurde nach Abpfiff dennoch thematisiert. Er sei mit dem Ergebnis zufrieden, sagte Flick. Er merkte allerdings an: "Am Dienstag gehen wir auf das Spiel noch einmal ein. Das eine oder andere hat mir nicht so gut gefallen."

Choupo-Moting hatte bei Sky ein "paar zu einfache Ballverluste" als Ärgernis ausgemacht. "Dann läuft man hinterher und es kostet Kraft. Das gibt dem Gegner wieder Selbstvertrauen."

Gnabry analysierte: "Als Thomas und ich reingekommen sind, war es etwas brenzlig für uns. Da haben wir nicht so sauber und dominant gespielt. Für die Zukunft müssen wir schauen, dass wir diese wackligen Phasen im Spiel nicht mehr haben beziehungsweise schneller wieder rauskommen." Wenn dies gelinge, so Gnabry, "dann sind wir auch wieder stärker."

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