BVB verliert Offensivtalent Taylan Duman an den 1. FC Nürnberg: Die logische Flucht

Von Stanislav Schupp
Wechselt vom BVB zum 1. FC Nürnberg: Taylan Duman.
© IMAGO / Thomas Bielefeld

Taylan Duman wechselt im Sommer von Borussia Dortmunds U23 zum 1. FC Nürnberg. Der BVB hätte den 23-Jährigen, der bislang eine famose Saison spielt, gerne behalten. Doch seine Entscheidung gegen den BVB und für den Club ist nachvollziehbar.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

Nürnbergs Sportvorstand Dieter Hecking machte bei der Verkündung des Transfers von Taylan Duman klar, welchen Stellenwert die Verpflichtung des Mittelfeldspielers für den Zweitligisten hat. "Taylan ist unserer Scoutingabteilung in den letzten Monaten äußerst positiv aufgefallen. Er ist einer der herausragenden Spieler in der Regionalliga West", sagte der 56-Jährige über den Sommer-Neuzugang aus der U23 des BVB. In Nürnberg sei man froh, "dass er sich für uns entschieden hat". Denn: "Dortmund hätte ihn gern behalten."

Das ist nur allzu verständlich, zumal der Rechtsfuß die Borussia auch noch ablösefrei verlassen wird. Duman ist beim Tabellenführer der Regionalliga West schließlich unverzichtbar. In der laufenden Spielzeit kommt der 23-Jährige in 19 Partien auf die starke Ausbeute von elf Treffern und acht Vorlagen.

"Taylan ist ein technisch hervorragender Fußballer, der in der Offensive flexibel eingesetzt werden kann und in den vergangenen Monaten einen weiteren Sprung in seiner Entwicklung gemacht hat", sagt BVB-II-Trainer Enrico Maaßen im Gespräch mit SPOX und Goal.

Vergangene Saison noch hauptsächlich im zentralen Mittelfeld eingesetzt, brilliert der Deutsch-Türke aktuell in einem 3-5-2 auf der rechten Außenbahn, wo er sich laut Maaßen "prächtig entwickelt" habe und mit seinen Wegen durchs Zentrum für reichlich Torgefahr sorgt. "Er zählt zu den Älteren im Team und ist bei uns Führungsspieler", sagt sein 36-jähriger Coach.

Duman beim BVB: Treffer beim Debüt unter Favre

Duman bezeichnete den Wechsel zum FCN als "genau richtigen Schritt zum richtigen Zeitpunkt". Dass er sich mit guten Leistungen bei der Zweitvertretung der Dortmunder für höhere Aufgaben empfehlen will, das hatte Duman bereits bei seinem Wechsel von Fortuna Düsseldorf II in den Ruhrpott im Januar 2019 als Marschroute ausgegeben. "Natürlich ist es mein Ziel, höher als Regionalliga zu spielen. Ich traue mir das auch zu", betonte er seinerzeit.

Dafür hat Duman schließlich zweieinhalb weitere Jahre in der Viertklassigkeit in Kauf genommen. Als Hauptgrund für den Verbleib in der Regionalliga nannte Duman damals, im Vergleich zu Düsseldorf beim BVB größere Aussichten darauf zu haben, "den Verein nach oben zu verlassen". Er ist nicht der Erste, dem das nun gelingt: Knapp 60 ehemalige Spieler der U23 kicken laut Angaben des BVB aktuell in einer europäischen Profiliga.

Auch für Maaßen bringe Duman "vieles mit, um sich auf höherem Niveau durchzusetzen". Starke Auftritte in den letzten fünf Partien vor dem coronabedingten Abbruch der Regionalliga in der Vorsaison (vier Tore, zwei Assists) bescherten ihm bereits erste Trainingseinheiten bei den Profis. Ex-Trainer Lucien Favre nahm Duman sogar einmal in den Kader auf, am 32. Spieltag gegen Mainz saß er 90 Minuten auf der Bank.

In der Folge absolvierte Duman, der im vergangenen Sommer durch die Verbreitung von Corona-Verschwörungstheorien für Aufsehen gesorgt hatte, Teile der Saisonvorbereitung unter Favre und traf bei seinem Debüt beim 11:2-Testspielerfolg gegen Austria Wien.

Duman beim BVB: Erneut nur im Dunstkreis der Profis

Der Sprung zu den BVB-Profis blieb ihm jedoch verwehrt. Und auch trotz seiner herausragenden Spielzeit bei den Amateuren ist mehr als fraglich, ob man ihm drei Ligen höher auf Dauer zugetraut hätte, eine sinnvolle Rolle zu spielen. Dieses Schicksal teilt er mit vielen Vorgängern, zuletzt schafften es in Dortmund meist nur eingekaufte Top-Talente bis nach oben - sieht man einmal von Ausnahmekönner Youssoufa Moukoko ab.

In Dortmund zählte Duman also wie schon einst in Düsseldorf höchstens zum Dunstkreis der Profis. Bei der Fortuna stattete man ihm im Oktober 2015 mit einem Lizenzspielervertrag aus, doch mehr als ein knapp 60-minütiger Einsatz in der 2. Bundesliga im November des Folgejahres gegen Dynamo Dresden sprang nicht heraus.

Auch, weil das Verhältnis zu Trainer Friedhelm Funkel nicht ideal gewesen sein soll. Der langjährige Bundesliga-Coach befand Duman als zu leicht und setzte im Folgejahr beim Kampf um die Aufstiegsplätze vor allem auf erfahrenes, robustes Personal im Mittelfeldzentrum.

FCN-Coach Klauß bewies sich bislang als Talenteförderer

Die Flucht an den Valznerweiher ist daher nur eine logische Folge und die eindeutig bessere Perspektive. Beim Club bietet sich Duman die Chance, sich im Falle des Nürnberger Klassenerhalts in der 2. Liga zu beweisen.

Mit Robert Klauß trifft er dort auf einen Trainer, der trotz einer bislang enttäuschenden Spielzeit einer Vielzahl an jungen Spielern Vertrauen schenkte, auch wenn einer dieser jungen Spieler sich zuletzt nicht mehr allzu gut in Nürnberg aufgehoben fühlte. Doch obwohl Sarpreth Singh seine Leihe im Januar vorzeitig beendete und zum FC Bayern zurückkehrte, beträgt das Alter der eingesetzten Akteure beim neunmaligen deutschen Meister im Durchschnitt nur 25,3 Jahre.

"Er hat mir auf gezeigt, was er mit mir vorhat und wie er spielen lassen möchte", erklärte Duman im Gespräch mit den Ruhr Nachrichten die Gründe seiner Entscheidung: "Ich habe das Gefühl, dass ich dort hineinpasse."

Taylan Duman: Statistiken bei Fortuna Düsseldorf und BVB

MannschaftSpieleToreTorvorlagen
Fortuna Düsseldorf II661014
Borussia Dortmund II511819
Fortuna Düsseldorf U194158
Artikel und Videos zum Thema