Hertha BSC - Pal Dardai als neuer alter Cheftrainer: "Alligatoren"-Bändiger mit "blau-weißem Blut"

SID
Alter und neuer Trainer der Hertha: Pal Dardai.
© getty

Pal Dardai ist zurück bei Hertha BSC - ohne Groll auf die Vergangenheit, dafür mit viel positiver Energie. Der Ungar erwartet eine schwere Aufgabe.

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Eigentlich wirkt Pal Dardai furchtlos, doch vor der ersten Begegnung mit den Hertha-Profis hatte der Rückkehrer ein bisschen Bammel. "Ich habe nicht geschlafen und gedacht: Ich komme hier rein, da sind 20 Alligatoren, die mich wahrscheinlich auffressen. Denn die haben schon ein paar Trainer aufgefressen", sagte der 44-Jährige.

Nach seinem ersten Training am Dienstag revidierte der neue alte Coach seine Meinung: "Es ist komplett anders. Die Mentalität passt, alles gut und schön." Auch deshalb ist Dardai (44), der schon von Februar 2015 bis Juni 2019 Cheftrainer seines Herzensklub war, "extrem motiviert".

Er sei "jetzt wieder da, mit der besten Form, ich habe Energie". Das unschöne Ende seiner ersten Amtszeit habe er längst verarbeitet: "Wenn es weh getan hätte, hätte ich die beleidigte Leberwurst gespielt und wäre nicht mehr zu Hertha gegangen."

Die Situation sei "jetzt schwieriger" als bei seiner ersten Rettungsmission von sechs Jahren, sagte Herthas Rekordspieler, der vor allem über die fehlende Vorbereitungszeit haderte. Ein Fehlstart in den kommenden schweren Spielen bei Eintracht Frankfurt und gegen Bayern München sei möglich, "ich bin kein Zauberer".

Dardais Motto für den Abstiegskampf lautet: "Hart arbeiten, schwitzen und alles dafür tun, dass es funktioniert." Kurzfristig liegt das Hauptaugenmerk auf das Vermeiden von so vielen Gegentoren: "Nach Ballverlust waren im Zentrum die Lücken zu groß". Mit seinem neuen Co-Trainer Andreas "Zecke" Neuendorf ("Wir sind sehr gute Freunde") wolle er eine Art "Guter Bulle, böser Bulle" spielen: "Ich bin ein bisschen strenger, er ist ein bisschen netter".

Dardai: "Habe angefangen, richtig zu weinen"

Emotional war für Dardai am Montagnachmittag der Abschied bei Herthas U16, die er nach einem Sabbatjahr im vergangenen Sommer übernommen hatte. "Ich habe angefangen, richtig zu weinen. Das hat ein bisschen weh getan", sagte Dardai: "Mein Herz wäre fast rausgeflogen."

Für Sportdirektor Arne Friedrich, der die Aufgaben des entlassenen Geschäftsführers Michael Preetz übernommen hat, war Dardai der "absolute Wunschkandidat". Der nicht immer pflegeleichte Coach werde "diese Truppe auf den richtigen Weg bringen, wir brauchen jetzt Stabilität", sagte der Ex-Nationalspieler: "Er hat blau-weißes Blut."

Dardai ist offiziell nicht nur als Feuerwehrmann eingesprungen, sein Vertrag läuft bis 2022. Doch ob er sich "den Stress" wirklich über den Sommer hinaus antut, weiß der Trainer noch nicht: "Es muss auch Spaß machen". Für den Ungarn wäre die Rettungsmission geglückt, "wenn ich im Sommer an den Plattensee komme, alle klatschen, laden mich auf einen Rotwein ein und sagen: Super, Pal!"

Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus glaubt, dass es für Hertha unter Dardai wieder "bergauf" geht. Der Weltmeister-Kapitän von 1990 zog in seiner Sky-Kolumne gar einen gewagten Vergleich: Dardai kenne "ähnlich wie Pep Guardiola in Barcelona Klub, Fans und Medien wie kein Zweiter".

Pal Dardai: Statistiken seiner ersten Amtszeit als Hertha-Cheftrainer

ZeitSpieleSiegeUnentschiedenNiederlagenPunkteschnitt
5.2.2015-30.6.20191726542651,38