DAZN-Experte Sandro Wagner: "BVB hat Waffen, mit denen er Bayern wehtun kann"

Von Alexander Schlüter, Jan Platte
Sandro Wagner ist ab sofort als Experte für DAZN in der Bundesliga und Champions League im Einsatz.
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Sandro Wagner über ...

... die durch die Corona-Pandemie entstandene Belastung für die Profis nach einer ungewohnt kurzen Sommerpause:

"Das Thema ist komplex, wir haben eine Sondersituation, was die Regeneration und Taktung an Spielen angeht. Ich verstehe jeden Spieler oder Funktionär, der sagt, Spiele alle drei, vier Tage bis Weihnachten seien nicht machbar. Auf der anderen Seite müssen Gehälter weitergezahlt werden, die Klubs brauchen ihr Geld. Man muss einen Mittelweg finden. Ich finde es nicht gut, wenn man ein halbes Jahr oder ein Jahr nur über Müdigkeit redet und über zu viele Spiele meckert. Das ist nicht zielführend und bringt nichts. Es ist eine blöde Situation, aber man muss das Beste daraus machen."

... seine Erwartungen an das Top-Duell beim Supercup:

"Ich denke, Bayern München wird das Spiel gewinnen. Jedoch sicher nicht so deutlich wie in den letzten Wochen und wie es vielleicht einige Leute denken. Borussia Dortmund hat gewisse Waffen in der Offensive, mit denen du Bayern wehtun kannst - wenn alle Spieler ihre Power auf den Platz bekommen, und ein Sancho auch mit nach hinten arbeitet, ein Giovanni Reyna Mentalität zeigt, ein Marco Reus vielleicht wieder von Anfang an spielt. Die Defensive ist aktuell relativ stark. Das in Augsburg war ein Ausrutscher, denn an sich steht sie sehr stabil. Die Offensive ist aktuell eine Wundertüte. Sie kann sehr viel Schönes hervorbringen, aber auch mal einen schlechten Tag haben - was normal ist bei so vielen jungen Spielern."

Sandro Wagner: "Dortmund muss Pressinglinie von Bayern überspielen"

... erfolgsversprechende Rezepte gegen den FC Bayern:

"Die schnellen Pfeile bei Dortmund können der Bayern-Defensive wehtun, wenn sie richtig eingesetzt werden und es schaffen, die Pressinglinie von Bayern zu überspielen. Das muss Dortmund unbedingt nutzen. Hoffenheim hat es fast perfekt gemacht. Bayern spielt ein hohes, aggressives Pressing. Wenn die Bayern merken, dass sie ausgekontert werden, überlegen sie sich, ob sie es dann weiterhin so machen - ob sie weiter hoch attackieren oder sich auch mal zurückziehen."

... die Ambitionen des BVB in der Bundesliga:

"Du musst den Jungs Zeit geben, alles andere wäre vermessen. So ein Spiel wie in Augsburg kann immer wieder dabei sein, das ist menschlich. Dortmund hat viele hochtalentierte Spieler, die aber noch etwas brauchen. Aktuell wird es daher sehr schwer, die Bayern über eine Saison hinweg zu gefährden. Aber wird dieser Kader zusammengehalten, entwickeln sich die jungen Spieler so gut weiter, dann vielleicht in ein, zwei Jahren."

Sandro Wagner: "Meunier nicht die perfekte Wahl im aktuellen BVB-System"

... das 3-4-3 der Dortmunder, in dem auf der rechten Außenbahn mit Thomas Meunier ein Routinier die Position des abgewanderten Achraf Hakimi eingenommen hat:

"Wenn man beim dem System bleiben will, würde ich darüber nachdenken, einen schnelleren Spieler auf seine Position zu stellen. Du brauchst dort einen sehr schnellen Spieler, der im Eins gegen Eins stark ist. Meunier hat andere Stärken, er ist defensiv in einer Viererkette sehr stark. Für mich ist er nicht die perfekte Wahl im aktuellen BVB-System. Mit Meunier bekommst du auf der rechten Seite zu wenig Tempo und Eins-gegen-Eins-Situationen, wie es in der letzten Saison mit Hakimi war."

... Lehren, die der FC Bayern aus den Spielen gegen den FC Sevilla und Hoffenheim ziehen muss:

"Von Hansi Flick hört man, dass ihm die Absicherung im Abwehrbereich extrem wichtig ist. Das heißt, dass es sehr viele Spieler gibt, die offensiv denken. Das ist ein kleiner Schlüssel zum Erfolg, die die gegnerischen Mannschaften für die nächsten Wochen aus den letzten Spielen herausnehmen können. Da kannst du ihnen wehtun. Bayern München ist auch gewarnt, dass sie den Mix aus Offensive und Defensive wieder richtig hinbekommen."

Sandro Wagner: "Robert Lewandowski steht über Haaland"

... Robert Lewandowski:

"Über Haaland steht er schon, er verfügt ja auch über viel mehr Erfahrung. Haaland ist im Abschluss sehr gut, Lewy arbeitet mittlerweile mehr für das Team und ist weniger egoistisch geworden. Das sind die letzten Attribute, die ihm meiner Meinung nach zur absoluten Weltklasse gefehlt haben. Allein dadurch, dass er Bällen hinterhergeht und vor dem Tor auch mal querlegt, ist ein Zeichen an alle anderen Spieler: Unser Star da vorne arbeitet für uns. Das hat die Jungs noch mal extrem gepusht. Für mich ist Lewandowski aktuell definitiv einer der zwei, drei besten Offensivspieler der Welt. Haaland hat noch eine Menge Arbeit vor sich, aber er kann ebenso ganz nach oben kommen. Das Potenzial dafür ist da."

... eine mögliche Krisen-Situation beim FC Bayern im Falle einer zweiten Niederlage in Folge:

"Das ist absolut unmöglich, dafür sind diese Spieler viel zu erfahren und viel zu gut. Sie hatten jetzt gegen Hoffenheim Probleme, was aber einfach damit zu tun hatte, dass Hoffenheim überragend gespielt hat - das muss man auch mal anerkennen. Bayern München hat in den vergangenen Wochen immer wieder Gegner weggefegt, aber es gab auch enge Spiele wie gegen Sevilla und Paris. Schalke und Barcelona waren nicht auf Augenhöhe, Sevilla und Hoffenheim schon. Es ist für alle anderen Mannschaften auch schön zu sehen, dass Bayern nicht übermächtig, sondern auch schlagbar sind."

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