Talking Points zum 1. Bundesliga-Spieltag: Was haben Schalke und Bremen eigentlich in der Vorbereitung gemacht?

Von Stefan Rommel
David Wagner hat mit Schalke einen katastrophalen Saisonstart hingelegt.
© imago images/Pakusch

Da ist sie wieder, unsere Bundesliga (der schönste Assist des Wochenendes im Video)! Mit neuen Gesichtern und alten Problemen, dem Dauerthema VAR und dem Trend zu einer nie gekannten Jugendlichkeit. Über diese Themen spricht man nach dem ersten Spieltag.

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Das Hygienekonzept und der FC Bayern

Endlich wieder Fans in den Stadien, so etwas wie "echte" Atmosphäre. Das war schön. Und es war gut umgesetzt an den jeweiligen Standorten, das Hygienekonzept griff und hat seine Premiere insofern bestanden, dass man das als ersten Schritt hin zu etwas mehr Normalität begreifen konnte.

Dass aber ausgerechnet beim FC Bayern in der Normalfanfreien Allianz Arena keiner mehr an seine Vorbildfunktion und die Bilder, die er mit seinem laxen Umgang mit den Regeln produzierte, denken wollte, macht dann doch einigermaßen sprachlos. Ohne Abstand und Mund-Nasen-Schutz saßen die Bayern-Granden auf der Ehrentribüne. Direkt im Blickfeld von DFL-Boss Christian Seifert, der zwar selbst angemessenen Abstand wahrte, dem die Nähe der Bayern untereinander aber entweder egal war oder der nicht einschreiten wollte. Oder beides.

Ebenso wie bei der Schalker Delegation inklusive Clemens Tönnies, seit einigen Wochen zwar ohne Amt, aber auf Einladung von Uli Hoeneß trotzdem Gast beim Auftaktspiel. Für alle Schalker Fans - und nicht nur die - ein Affront, und aus Münchener Sicht ein sattes Eigentor, für das sich Karl-Heinz Rummenigge am Sonntag öffentlich entschuldigen musste.

Am Donnerstag wollen die Bayern in Budapest gegen den FC Sevilla den europäischen Supercup gewinnen, mit über 2000 Fans als Unterstützung im Stadion. Dass Ungarns Hauptstadt als Risikogebiet gilt, stört Rummenigge nicht. "Wir hier in München sind derzeit auch ein Risikobereich", sagte der Vorstandsvorsitzende bei Sky. Na dann ist ja alles gut...

Bayerns Vereinsführung auf der Tribüne. Social Distancing? Offenbar nicht nötig.
© imago images / MIS
Bayerns Vereinsführung auf der Tribüne. Social Distancing? Offenbar nicht nötig.

Bayern, BVB, Leipzig: Beängstigend gut

Drei Heimsiege gab es am ersten Spieltag, die Sache mit dem neuen, alten Heimvorteil nach der (Teil-)Rückkehr der Fans hat sich zum Auftakt also eher nicht bewahrheitet. Kaum zufällig haben aber die Bayern, Borussia Dortmund und RB Leipzig diese drei Siege eingefahren und dabei auch derart überzeugt, dass man schon nach der ersten Runde die bange Fragen stellen muss: Sind die ersten drei Plätze schon wieder vergeben und wird der Kampf um Platz vier auch in dieser Saison das (neue) Titelrennen?

Zugegeben war auch Borussia Mönchengladbach keine drei Tore schlechter als der BVB, aber was kommt danach? Hertha BSC vielleicht, der SC Freiburg? Bayer Leverkusen ohne Kai Havertz und Kevin Volland? Es waren ja nicht nur die Ergebnisse der großen Drei, es war die Art und Weise, wie die jeweiligen Gegner beherrscht (Bayern und Leipzig) oder ein Gegner auf Augenhöhe am Ende doch klar besiegt wurde (Dortmund). Das Trio ist trotz der kurzen Pause und eher widrigen Umstände in der Vorbereitung schon wieder beängstigend gut.

Was haben Schalke und Bremen eigentlich trainiert? Im Keller alles beim Alten

Klar, es ist erst ein Spiel absolviert und viel zu früh für düstere Prognosen. Aber den Start in die neue Saison und in eine endlich bessere Zukunft haben sie sich in Gelsenkirchen, Bremen oder Mainz dann doch etwas anders vorgestellt. Der erste Spieltag erinnerte auf Schalke und in Bremen doch frappierend an die letzte Saison und es stellte sich beim Schalker 0:8 und dem Bremer 1:4 die Frage, was genau in der Vorbereitung auf die neue Spielzeit denn nun trainiert wurde?

Schalke hatte wie in den letzten Monaten schon keinen offensiven Plan, dafür gab man Trainer David Wagner nun sieben Wochen Zeit und eine komplette Vorbereitung?! Werder startete gegen Hertha BSC mit zehn Spielern, die schon die letzte Saison verantworteten und kaum taktischen Anpassungen. Wie praktisch, dass beide am kommenden Wochenende den ersten ganz großen Verlierer der noch jungen Saison ausspielen dürfen.

Mainz mag sich auf einen viel zu starken Gegner berufen, nach 0:8 und 0:5 in der letzten Saison gegen Leipzig erscheint das 1:3 immerhin fast schon wie ein Fortschritt. Der Klassenunterschied war aber schon wieder nicht zu leugnen und am Ende lag es an der schwachen Leipziger Chancenverwertung, dass es nicht wieder in einem Debakel für Mainz endete.

Wann ist Hand Hand? Theorie und Praxis

Die Handspielregel ist mal wieder angepasst worden, den guten Willen kann man den Regelhütern des Fußballs gar nicht absprechen. Die Frage ist nur, ob das am Ende nicht alles nur noch schlimmer macht?!

Die verschiedenen Auslegungen wie bei den Elfmeterszenen in Dortmund, als der BVB einen Elfmeter zugesprochen bekam, Mönchengladbach für ein ähnliches Vergehen aber nicht, wird es immer geben. Und ein strafbares Handspiel ab sofort auf bestimmte Körperteile und -regionen festzulegen, kann auch helfen.

Ein Mittel gegen krasse Wahrnehmungsfehler von gleich vier Entscheidern wie beim nicht geahndeten Handspiel im Spiel des VfB Stuttgart gegen den SC Freiburg gibt es aber weiterhin nicht. Das konterkariert alle Bemühungen und bleibt für die Fans nicht vermittelbar.

Willkommen in der Ausbildungsliga!

In Dortmund assistierte ein 17-Jähriger einem 17-Jährigen beim ersten Tor. Jude Bellingham und Gio Reyna spielten im Zentrum von Lucien Favres Offensivplan und lieferten sofort ab. In München kürte sich Jamal Musiala mit 17 Jahren und 205 Tagen zum jüngsten Torschützen in der Geschichte des FC Bayern. Bayer Leverkusen schmiss erneut Florian Wirtz ins Rennen, der fast schon wie ein alter Hase wirkt. Der Junge ist aber auch erst 17. In Stuttgarts Rasselbande kam Momo Cisse zu seinem Bundesligadebüt, auch dieses Talent ist noch nicht volljährig.

Früher war das undenkbar, dass so viele Teenager in der Bundesliga auflaufen. Mittlerweile spielen die nicht nur mit, sondern nehmen teilweise schon ganz entscheidende Rollen ein in ihren Mannschaften. Der Trend an sich ist nicht neu, das Spiel wird einfach immer schneller und Tempo, kürzere Regenerationszeiten und weniger Verletzungsanfälligkeit passen nun einmal zur Gnade der späten Geburt. Es verstärkt allerdings auch das Gefühl, dass die Bundesliga immer mehr zu einer Ausbildungsliga wird.

Und das nächste Talent steht schon bereit: Am Wochenende hat Youssoufa Moukoko für Borussia Dortmund in der A-Jugend-Bundesliga einen Hattrick innerhalb von 16 Minuten erzielt. Der Angreifer gehört seit einigen Wochen auch offiziell zum Kader der Lizenzspielermannschaft. Moukoko ist erst 15 Jahre jung.

Bundesliga: Die Tabelle am 1. Spieltag

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Bayern München18:083
2.Hertha BSC14:133
3.Borussia Dortmund13:033
4.FC Augsburg13:123
5.SC Freiburg13:213
5.TSG Hoffenheim13:213
7.Arminia Bielefeld11:101
7.Eintracht Frankfurt11:101
9.Bayer Leverkusen00:000
9.Wolfsburg00:000
9.1. FSV Mainz 0500:000
9.RB Leipzig00:000
13.VfB Stuttgart12:3-10
13.1. FC Köln12:3-10
15.1. FC Union Berlin11:3-20
16.Werder Bremen11:4-30
17.Borussia M'gladbach10:3-30
18.Schalke 0410:8-80