BVB: Pro und Contra zur Stürmerdiskussion - "Dortmund geht ein riskantes Spiel ein"

Von Jochen Tittmar, Stanislav Schupp
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Contra: Der BVB geht ein riskantes Spiel ein

von Jochen Tittmar

Es ist gewiss paradox, eine Diskussion über einen fehlenden zweiten Stürmer im Dortmunder Kader zu führen, wenn die vergangene Spielzeit die torreichste in der Geschichte des BVB war. Doch sinnlos ist sie nicht, denn sie dreht sich ja nicht um die Sorge, die Borussia könnte künftig zu wenige Treffer erzielen.

Die Frage, gerade angesichts des bald atemlosen Spielrhythmus', ist vielmehr: Was geschieht, sollte sich Haaland einmal längerfristig verletzen oder Pausen benötigen?

Tritt dieser Fall ein, sehe ich den BVB Stand jetzt für nicht gut genug aufgestellt. Klar, Dortmund agiert unter Favre im Angriff sehr variabel und flexibel, Spieler wie Reus, Sancho, Reyna, Hazard, Brandt, womöglich auch Reinier sind alle permanent für ein Tor gut.

Doch nicht erst die vergangene Saison bewies mehrfach, dass es ohne echten Mittelstürmer, der eine entsprechende Physis wie Haaland oder einen Torinstinkt wie auch dessen Vorgänger Alcacer mitbringt, sehr träge werden kann im BVB-Angriff.

Es geht bei der Frage ja nicht um Spiele wie jene zum Beispiel in Paderborn, wo man in der Vorsaison zwar 6:1 gewann, sich Dortmund ohne Haaland aber 45 Minuten lang gegen einen tief stehenden Gegner enorm schwer tat, um überhaupt zu guten Torgelegenheiten zu kommen.

BVB-Hauptproblem: Kein geeigneter Kandidat hinter Haaland?

Diese Probleme hat man ohne Haaland oder zuvor ohne Alcacer häufiger beobachten können, wenn Brandt oder Reus oder Hazard oder ein Dreierangriff auf dem Feld standen. Es geht vielmehr um den Anspruch des BVB in Partien gegen hochkarätige Gegner wie in der Champions League oder die Top-6 der Bundesliga.

Gegen solche Kontrahenten blieb Dortmunds Angriff ohne echten Stürmer häufig stumpf, war kaum durchsetzungs- und abschlussstark. Sich in der Stürmerdebatte dann auf einen bald 16-Jährigen ohne ein einziges Profispiel zu berufen, der definitiv starke Anlagen mitbringt und auch aus dem Stand überraschen könnte, halte ich von den Dortmunder Verantwortlichen für ein riskantes Spiel.

Ihre Kommunikation steht zudem in keinem allzu glücklichen Licht da, wenn sich Geschäftsführer Watzke im November bei der Mitgliederversammlung hinstellt und eingesteht, dass die Verpflichtung einer zweiten Nummer neun ein Fehler war und dafür tosenden Applaus erhält, nur um ein paar Monate später zu beteuern, in Moukoko stehe die zweite Neun bereits im Kader ("Da reden wir über acht Wochen, das ist kein Problem.").

Ich glaube daher, dass das Dortmunder Hauptproblem vor allem war, erneut keinen geeigneten Kandidaten für den Platz hinter Haaland gefunden zu haben. Keine leichte Aufgabe freilich, einem Stürmer unabhängig vom Alter eine Perspektive hinter dem gesetzten Torjäger aufzuzeigen - allerdings auch keine unlösbare.

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