BVB-Kaderanalyse: Youssoufa Moukoko kann nicht die Lösung für Borussia Dortmund sein

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ANGRIFF

  • Personal: Erling Haaland (Vertrag bis 2024), Thorgan Hazard (Vertrag bis 2024), Jadon Sancho (Vertrag bis 2022)
  • Fragezeichen: keine
  • Kandidaten: Jose Macias (Deportivo Guadalajara), Adam Hlozek (Sparta Prag)

Situation: Wenn es im Dortmunder Kader noch Fragezeichen gibt, dann sicherlich in diesem Mannschaftsteil. Das betrifft aber nicht Stürmer Nummer eins Haaland, der sich seit seiner Ankunft im Winter mit 16 Toren in 18 Pflichtspielen unverzichtbar gemacht hat.

Auch Hazard spielte eine starke Vorsaison mit sieben Treffern und 14 Vorlagen. Neben diesen 21 Torbeteiligungen in 43 Pflichtspielen zeichnete sich der Belgier vor allem durch sein hohes Engagement aus, in fünf Partien gab er zudem die einzige Spitze.

Diesen Fall probte Favre auch mit Brandt, der dort wie Hazard sicherlich nicht alles falsch machte. Der Kaltschnäuzigkeit und Durchsetzungsfähigkeit eines gelernten Stürmers wie Haaland können beide aber bei weitem nicht das Wasser reichen.

Und so bleibt die Frage bestehen: Wird der BVB den von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke auf der Mitgliederversammlung im November 2019 benannten Fehler beheben und eine zweite Nummer neun verpflichten?

Offenbar nicht, wenn man den jüngsten Aussagen von Sportdirektor Michael Zorc im kicker Glauben schenkt: "Wir haben in der vergangenen Saison nicht zu wenig Tore geschossen," sagte Zorc und berief sich zudem auf die gegen Saisonende einige Male praktizierte Anordnung mit einer zweiten Spitze (Hazard, Sancho) neben oder statt Haaland. "In diesem Sinne gibt es gar keinen klassischen Neuner mehr."

Vor allem mit Blick auf die getätigten Aussagen der Verantwortlichen in der Vergangenheit eine überraschende Entwicklung. Favre blieb damals bei diesem Thema wie gewohnt höchst kryptisch: "Ich denke, das ist klar. Erling ist 19, es ist normal, dass er manchmal müde ist. Wenn man eine englische Woche hat, kann man das nicht allein machen."

Ein Dauerbrenner in der Gerüchteküche ist jedenfalls der 20-jährige Macias. Der 1,78 Meter große Stürmer hat im Profibereich in Mexiko 30 Tore in 82 Pflichtspielen erzielt und ist seit Oktober mexikanischer Nationalspieler (fünf Spiele, vier Tore).

Seinen Preis könnte die Borussia auf zehn bis 15 Millionen Euro drücken, da durch die Coronakrise das Geld der Vereine in Mexiko knapp geworden ist. "Ich würde gerne in vielen Ligen spielen und in Sachen Klubs gefallen mir Barcelona, Borussia Dortmund, das viele junge Spieler unterstützt, sowie PSV und Ajax in den Niederlanden", sagte Macias vor einem Jahr.

Er wäre ebenso wie Hlozek ein junger, talentierter Backup für Haaland, für den der Schritt nach Deutschland und zum BVB einen Karrieresprung darstellen würde. Vor allem dürften sich beide mit der angedachten Rolle zunächst zufrieden geben.

Denn genau dies ist ja die Krux: Der Haaland-Ersatzmann sollte ob geringerer Einsatzzeiten nicht stänkern und dennoch einen Einfluss aufs Spiel nehmen können, sobald er auf dem Feld steht.

Der 17-jährige Hlozek gilt als großes Talent, dem im Vorjahr 18 Torbeteiligungen in 39 Pflichtspielen für Prag gelangen. Auch RB Leipzig soll stark an ihm interessiert sein.

Noch ohne Profivertrag, aber bald auch festes Mitglied im Trainingsbetrieb bei Favre ist Youssoufa Moukoko. Im November wird er 16 Jahre alt und darf dann in der Bundesliga auflaufen. Trotz seiner 128 Tore in 84 Partien für Dortmunds U17 und U19 muss man Moukoko allerdings noch viel Zeit einräumen, um sich an die Anforderungen im Seniorenbereich zu gewöhnen.

Tätigt der BVB im Angriff tatsächlich keinen Transfer mehr, wäre Moukoko in vier Monaten der einzige gelernte Stürmer neben Haaland im Kader - dass dies die Lösung für den eingestandenen Fehler ist, verwundert sicherlich.

Bewegung in die Kaderplanungen könnte noch kommen, sollte mit Sancho der beste Scorer der vergangenen Spielzeit abgegeben werden. "Wenn Jadon geht, besteht Handlungsbedarf", bestätigt Zorc. Die Parameter für einen möglichen Wechsel sind auch in Corona-Zeiten unverändert: Dortmund möchte eine Ablösesumme von mindestens 100 Millionen Euro erlösen.

Das stark interessierte Manchester United müsste sich für die Champions League qualifizieren, um an eine solche Größenordnung denken zu können. Viel wird jedoch auch von Sancho selbst abhängen.

Der Engländer hat bislang kein Bekenntnis pro BVB abgegeben, zudem tauchten zuletzt Medienberichte auf, wonach er die Westfalen in diesem Sommer unbedingt verlassen möchte. Potential für eine Posse wie einst bei Ousmane Dembele oder Pierre-Emerick Aubameyang ist beim ebenfalls nicht einfach zu handhabenden Sancho wohl gegeben.

In diesem Fall würde sich zeigen, was Watzkes unmissverständliche Ansage vom Februar 2018 wirklich wert ist: "Der nächste Spieler, der versucht, uns unter Druck zu setzen, indem er Leistung zurückhält oder gar streikt, wird damit nicht durchkommen - und auf der Tribüne sitzen. Das ist eine öffentliche Aussage, an der ich mich messen lasse", sagte der BVB-Boss damals.

BVB-Talent Youssoufa Moukoko: Seine Leistungsdaten in Dortmund

MannschaftSpieleToreVorlagenMinuten
U175690164791
U192838102445