Michael Preetz im "kicker meets DAZN"-Podcast über Kalou-Suspendierung: "Das tut uns bis heute weh"

Von SPOX
Hertha BSC suspendierte Salomon Kalou nach dessen Skandal-Video aus der Hertha-Kabine.
© imago images

Hertha Manager Michael Preetz hat im "kicker meets DAZN"-Podcast auf die turbulente Saison der Berliner zurückgeblickt. Bei der Suspendierung von Salomon Kalou nach seinem Skandal-Video aus der Hertha-Kabine habe der Verein keine andere Wahl gehabt.

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Außerdem lobt der 52-Jährige die Arbeit von Trainer Bruno Labbadia, der die Hertha sportlich stabilisiert hat. Preetz gibt zudem eine Einschätzung ab, wie die Coronakrise die Transferplanungen der Hertha beeinflussen könnte.

Michael Preetz über ...

... die zurückliegenden Duelle mit Leipzig und Dortmund: "Wir konnten beide Spiele relativ ausgeglichen gestalten. Ganz sicher in Leipzig, wo wir einen großartigen Auswärtsauftritt hatten, aber auch in Dortmund. Es ist aber auch die Erkenntnis da, dass uns die Borussia schon noch einiges voraushat."

... die bisherige Saison: "Wir haben keine gute Saison gespielt. Wir sind aus unserer Sicht lange Strecken unter den Möglichkeiten geblieben, die wir glauben, im Kader zu haben. (...) Wir hatten keine Achse an Leistungsträgern, die ihre Leistungen permanent abrufen. Alles Talent drumherum ist nicht in der Lage sich zu entfalten, wenn die Stabilität der Mannschaft fehlt. Es ist die wichtigste Erkenntnis seit Bruno übernommen hat, dass wir eine Formation gefunden und geplante Leistungsträger als solche zurückhaben. (...) Wir haben jetzt wieder eine stabile Achse."

... die Stadt Berlin: "Ich finde, dass in Deutschland nichts über Berlin geht. Das hat gar nicht viel mit den anderen Städten zu tun, das hat mit der Vielfalt der Hauptstadt zu tun. Du findest in Berlin ländliches Leben und Idylle genauso wie die pulsierende Hauptstadt. Jeder kann sich in Berlin den Fleck suchen, mit dem er sich am meisten identifizieren kann - und kann gleichzeitig alles haben. Das gibt es so in keiner anderen Stadt."

... das Kalou-Video: "Wir haben in dieser Saison nichts ausgelassen. Dass es Kollateralschäden gab, ist überhaupt keine Frage. Ich bin aber der Meinung, dass wir das nicht hätten abwenden können. Es ist als Verein nicht möglich, alles zu aller Zeit zu kontrollieren. Das ist uns zu diesem Zeitpunkt widerfahren. Das tut uns bis heute weh. Salomon ist ein großartiger Mensch und ein großartiger Fußballspieler. Zu diesem Zeitpunkt gab es für uns keine andere Wahl, als so zu entscheiden. (...) Danach sind bei dem einen oder anderen Standort Themen aufgeploppt, aber wir waren halt die ersten und das zu einer falschen Zeit. Wir haben nachvollziehbarer Weise die ganze Welle der Entrüstung hier abbekommen."

Labbadia? Preetz: "Hohe Leidenschaft für die Detailarbeit"

... Trainer Bruno Labbadia: "Er hat eine ganz hohe Leidenschaft für das was er macht, für die tägliche Arbeit, die Detailarbeit. Er hat durch die Jahre als Trainer und Spieler einen unglaublichen Erfahrungsschatz im Umgang mit Spielern. Er trifft die richtige Ansprache bei der Mannschaft. (...) Uns eint die klare Spielidee, den Fußball offensiv zu denken und idealerweise auch nach vorne zu spielen - aber auch der Pragmatismus, nach einer Bestandsaufnahme festzustellen, was überhaupt möglich ist mit der Mannschaft. Was wir in den ersten Wochen unter Bruno an Formationen gespielt haben, ist sicher nicht der Idealzustand. Aber zum jetzigen Zeitpunkt war es richtig, es so zu machen. Überall, wo er war, hat er seine Mannschaften stabilisiert, dann aber auch im nächsten Moment die Spieler weiterentwickelt. Wir waren auch nicht dafür bekannt, am fleißigsten unterwegs zu sein, aber beim Thema Berufsauffassung versteht er - genauso wie ich - keinen Spaß."

... den Einfluss der Klinsmann-Episode bei der Auswahl zukünftiger Trainer: "Ich bin grundsätzlich jemand, der daran glaubt, dass man schon eine vernünftige Vertrauensbasis braucht, um miteinander arbeiten zu können. Man muss sich nicht immer darüber unterhalten, dass man super zusammenarbeiten kann, wenn man jedes Spiel gewinnt. In einer produktiven Zusammenarbeit geht es darum, sich bei kontroversen Punkten zusammenzusetzen. Wenn man unterschiedlicher Meinung ist, finde ich es zielführend, sich über diese Positionen auszutauschen und letztlich für den Klub ideale Lösungen und Entscheidungen zu treffen. Für diese Auseinandersetzungen braucht man ein hohes Maß an Disziplin, um am Ende des Tages miteinander auskommen zu können."

Michael Preetz: "Labbadia hatte unglaublich Lust auf Berlin"

... die Möglichkeit, Labbadia schon im Sommer zu holen: "Natürlich haben wir uns auch schon im letzten Sommer, als klar war, dass wir eine Trainer-Entscheidung treffen müssen, mit Bruno Labbadia auseinandergesetzt. Ich wusste, dass er unheimliche Lust auf Berlin und auf Hertha hatte und nach der Zeit in Wolfsburg auch gerne weitergemacht hätte. Es war letztlich aber keine Entscheidung gegen Bruno, sondern eine für Ante (Covic)."

... Labbadia-Vorgänger Ante Covic: "Es ärgert uns am meisten, dass es nicht mit Ante Covic funktioniert hat. Er ist ein top ausgebildeter Trainer, der im Profifußball seinen Weg gehen wird".

... den Transfermarkt im kommenden Sommer: "Lars Windhorst und wir schätzen die Situation so ein, dass es vor dem Hintergrund der Coronakrise und sinkender Transfersummen Chancen auf dem Transfermarkt geben kann. Dennoch gibt es noch keinen Durchbruch in den Gesprächen und Verhandlungen über das Budget. Ich bin kein Freund davon, den dritten Schritt vor dem ersten zu machen und fahrlässig über Gelder zu entscheiden, die noch nicht zur Verfügung stehen."

... die nahe Hertha-Zukunft: "Wir wollen uns weiterentwickeln und weiter nach vorne kommen, idealerweise auch in das erste Drittel der Liga vordringen. Wir wissen aber auch alle, dass die Bundesliga ein extrem harter und enger Wettbewerb ist. Da ist man gut beraten, den dritten Schritt nicht vor dem ersten zu machen. In einer Saison wie dieser, wo wir mehr gegen den Abstieg gespielt haben als um ambitionierte Plätze, haben wir es nie für richtig gehalten, groß vom internationalen Wettbewerb zu sprechen. Diesen Kurs werden wir beibehalten."

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