Eintracht Frankfurt: "Gute-Nacht-Geschichte!" - SGE-Vorstandsmitglied kritisiert Geschäftsmodell von RB Leipzig

Von SPOX
Verstehen sich blendend als Geschäftspartner: Red-Bull-Eigentümer Dietrich Mateschitz und RB-Leipzig-Vorstand Oliver Mintzlaff.
© imago images

Als einer der ersten Bundesligisten hat sich Eintracht Frankfurt in Person von Vorstandsmitglied Axel Hellmann zum 100-Millionen-Euro-Deal von RB Leipzig mit Sponsor Red Bull geäußert und scharfe Kritik am Geschäftsmodell der Sachsen geäußert.

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Zwar sei die Kapitalmaßnahme der Leipziger aus dem April 2019 "entsprechend den Veröffentlichungen im Bundesanzeiger rechtlich nicht zu beanstanden", allerdings habe das gewählte Finanzinstrument des Debt Equity Swap offenbart, dass das Geschäftsmodell des Bundesligisten "hochdefizitär und der sportliche Erfolg 'auf Pump' errichtet" sind. Das teilte der Wirtschaftsanwalt auf Anfrage des kicker mit.

Als Debt Equity Swap bezeichnet man eine in der Wirtschaft durchaus gängige Praxis, um die Liquidität erhöhen zu können. Dabei werden Verbindlichkeiten ("Debt") vertraglich vereinbart in bilanzrechtliches Eigenkapital ("Equity") umgewandelt.

In Leipzigs Fall wurde durch die Veröffentlichung des Jahresabschlusses für das Geschäftsjahr 2018/19 im Bundesanzeiger bekannt, dass Schulden der RasenBallsport Leipzig GmbH bei der Red Bull GmbH in Höhe von 100 Millionen Euro in die Kapitalrücklage des Bundesligisten umgewandelt wurden.

RB Leipzig: Schenkung, Darlehen oder "Gute-Nacht-Geschichte"?

Im Januar hatte Leipzigs Vorstandschef Oliver Mintzlaff noch betont, dass das Geld von Red Bull Leipzig zu marktüblichen Konditionen bereitgestellt wurde und zurückgezahlt werden muss. "Das Geld wurde uns nicht geschenkt, das sind Darlehen, die getilgt werden müssen. Wenn sich Schalke bei Clemens Tönnies Geld leiht, müssen sie das auch zurückzahlen", sagte er damals, obwohl der Vorgang der Umwandlung der Schulden in Eigenkapital bereits im April 2019 vonstattengegangen war.

Auch nach der Veröffentlichung des Jahresabschlussberichts wollte in Leipzig niemand von einem Schuldenerlass sprechen. "Von einer Schenkung kann keine Rede sein", erklärte RB-Finanzchef Florian Hopp vor wenigen Tagen erst. Dabei wird eine Rückumwandlung des Kapitals in Schulden angesichts der Besitzverhältnisse im Klub und der Besetzung der Gesellschafter-Versammlung allenfalls dann passieren, wenn der Klub einmal verkauft werden sollte.

Auch deshalb steht für Hellmann fest: "Die gerne erzählte Geschichte, es handele sich bei den Zuwendungen des RB-Konzerns um eine Investition in ein sich tragendes Geschäftsmodell darf - Stand jetzt - als Gute-Nacht-Geschichte bezeichnet werden." Das RB-Modell unterscheide sich daher "nicht von den bei anderen europäischen Klubs engagierten Staatsfonds", was durchaus als Verstoß oder zumindest Umgehung der 50+1-Regelung zu werten ist.

"Mit der Umwandlung in Eigenkapital wird nicht nur die Bilanz 'optimiert', um gesetzliche oder verbandsrechtliche Anforderungen zu erfüllen", führte Hellmann aus: "Ziel ist es offensichtlich für die Zukunft 'Platz zu schaffen' für weiteres Fremdkapital, um die eigene sportliche Wettbewerbsposition national und international auszubauen."

 

 

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