Bundesliga auf sehr dünnem Eis: Kölns Corona-Fälle erschweren den Neustart

Von SID/SPOX
FC-Profi Birger Verstraete nimmt seine Kritik am "bizarren" Umgang mit den Corona-Fällen in Köln zurück.
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Die Deutsche Fußball Liga sieht ihr Präventivkonzept trotz der positiven Coronafälle beim 1. FC Köln als bestätigt an. Vonseiten der Politik gibt es allerdings Einwände. Der Profifußball bewegt sich auf dünnem Eis - ein Statement von FC-Profi Birger Verstraete lässt tief blicken.

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Die Planungen der Deutschen Fußball Liga für einen Neustart der Bundesliga laufen auf Hochtouren, aber der deutsche Profifußball befindet sich mitten in der Pandemie nach wie vor auf sehr dünnem Eis: "Wenn es einen Corona-Fall in einer Mannschaft oder bei der Mannschaftsbetreuung gibt, dann müssen der gesamte Klub und gegebenenfalls auch die Mannschaft, gegen die man zuletzt gespielt hat, zwei Wochen lang in Quarantäne", betonte Innenminister Horst Seehofer im Interview mit der Bild am Sonntag.

Er wolle "kein Fußball-Spielverderber sein, aber was für alle gilt, gilt auch für Fußballprofis", so der zuständige Sportminister mit Blick auf mögliche Positivfälle bei wieder angelaufenem Spielbetrieb: "Es bestehen also Risiken für den Spielplan und die Tabelle."

Trotz Corona-Fällen in Köln: DFL hält an Konzept fest

Dass in der ersten Testphase bei zwei Profis und einem Physiotherapeuten des 1. FC Köln am Freitag das Coronavirus nachgewiesen und diese mit einer 14-tägigen Quarantäne belegt wurden, beurteilt die DFL allerdings positiv. Das Präventionskonzept habe sich bewährt, so der allgemeine Tenor.

Seehofer forderte derweil bei allen Beteiligten "hohe Disziplin bei der Coronavorsorge" ein. Er sei "aber dafür, dass wir einen Versuch wagen, um das Spielgeschehen wieder zu ermöglichen", äußerte der CSU-Politiker. Seehofer unterstützt einen Neustart im Mai grundsätzlich und findet den Zeitplan der DFL "plausibel". Nach SID-Informationen ist ein Wiederbeginn mit Geisterspielen am Wochenende 15. bis 17. Mai geplant, sofern die Politik mitspielt.

Nationalmannschaftsarzt Tim Meyer, Leiter der Task Force "Sportmedizin/Sonderspielbetrieb", weiß allerdings auch, dass es Gefahren gibt. "Wenn es zu viele positive Fälle gibt, kann dieses System sicherlich ins Wanken geraten. Das ist gar keine Frage", meinte Meyer im Interview mit Sport1: "Es gibt kein einhundertprozentiges System, das war auch kein realistisches Ziel. Wir haben immer das Ziel verfolgt, ein medizinisch vertretbares Risiko zu erreichen und dafür testen wir schon sehr eng."

Birger Verstraete kritisiert den 1. FC Köln.
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Birger Verstraete kritisiert den 1. FC Köln.

1. FC Köln: Fragwürdiges Statement - Verstraete nimmt Kritik zurück

Kölns Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle wies nach den drei positiven Coronafällen darauf hin, dass das Vorgehen des FC in Abstimmung mit der örtlichen Gesundheitsbehörde erfolgt sei: "Wir dürfen den Trainingsbetrieb so fortführen. Das Konzept wird von Behördenseite anerkannt und ist tragfähig", sagte er bei Sky Sport News HD.

Der belgische FC-Profi Birger Verstraete übte indes Kritik an der Vorgehensweise der Rheinländer. "Wir werden nicht unter Quarantäne gestellt, und das ist schon ziemlich bizarr. Der Plan war von vornherein, dass wir weiter trainieren, egal, ob es positive Tests gibt", sagte der 26-Jährige dem belgischen Fernsehsender VTM.

Wenige Stunden später veröffentlichte der 1. FC Köln folgende Stellungnahme von Verstraete: "Nachdem die drei positiven Fälle in unserem Kreis bekannt wurden, habe ich einem Interview über meine persönlichen Sorgen vor einer Ansteckung meiner Freundin berichtet. Dabei habe ich mich an einigen Stellen falsch ausgedrückt, so dass in der Übersetzung ein missverständlicher Eindruck entstanden ist, der mir leid tut. Statt aus der Emotion heraus ein Interview zu geben, hätte ich den Kontakt zu unserem Arzt suchen und mir meine Fragen erklären lassen müssen. Es lag nicht in meiner Absicht, den zuständigen Behörden oder dem 1. FC Köln Vorwürfe zu machen."

Eine zumindest fragwürdige Stellungnahme mit fadem Beigeschmack.

SPD-Politiker Lauterbach mahnt: "Fußball soll Vorbild sein"

Kritik gab es auch von politischer Seite. "Wer mit COVID-19 trainiert, riskiert Schäden an Lunge, Herz und Nieren. Ich wundere mich, dass Spieler das mit sich machen lassen. Fußball soll Vorbild sein, nicht Brot und Spiele", twitterte etwa SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.

Meyer erwiderte: "Ich denke nicht, dass man dieses System zum jetzigen Zeitpunkt überhaupt schon beurteilen kann. Wir setzen auf wiederholte Testung. Dies war der allererste Test. Wir haben jemanden gefunden, diese Personen werden ausgeschlossen. Soweit funktioniert das Ganze also zunächst einmal."

Die negativ getesteten Spieler werden am Montag mit dem Kleingruppentraining fortfahren und zuvor erneut getestet. Eine Quarantäne der gesamten Mannschaft wird es nicht geben. "Es gibt eindeutige Vorgaben des Robert Koch-Instituts zum Umgang mit Kontaktpersonen von Infizierten", äußerte der Kölner Mannschaftsarzt Paul Klein: "Die sogenannte häusliche Absonderung ist nur für Personen der 'Kategorie 1' vorgesehen."

Rummenigge: Neustart "wäre eine Wiederbelebung des 'made in Germany'"

Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge unterstrich nochmals die Bedeutung der Fortsetzung der Saison in dieser historischen Coronakrise - auch als internationales Signal. "Wenn wir den Ligabetrieb wieder aufnehmen, wäre das auch ein Zeichen Deutschlands an die Welt, dass unsere Politik sehr gut arbeitet", sagte der ehemalige Nationalmannschaftskapitän im Interview mit dem Merkur und der tz und glaubt: "Es wäre eine Wiederbelebung des 'made in Germany'."

Am kommenden Mittwoch kommt es zur nächsten Videokonferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder, um weitere Weichen zu stellen. Möglicherweise auch schon für den Fußball.

Diese Klubs vermeldeten durchweg negative Corona-Tests

Klub vermeldete negative Tests
Bayer Leverkusen
Werder Bremen
Eintracht Frankfurt
Union Berlin
VfL Wolfsburg
SC Freiburg
Medien vermeldeten negative Tests
Borussia Dortmund
TSG Hoffenheim
FC Schalke 04
Fortuna Düsseldorf
Keine Angaben
RB Leipzig
Borussia Mönchengladbach
Hertha BSC
SC Paderborn
FC Bayern
FC Augsburg
FSV Mainz 05
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