Bundesliga - Union-Berlin-Boss Oliver Ruhnert: "Kann nachvollziehen, nah beim Stadion sein zu wollen"

Von SPOX
Geschäftsführer Sport Oliver Ruhnert von Union Berlin hat Verständnis für Fans geäußert, die sich bei den anstehenden Geisterspielen in der Bundesliga vor den Stadion versammeln wollen - jedoch gleichzeitig an ihre Vernunft appelliert, dies nicht zu tun.
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Geschäftsführer Sport Oliver Ruhnert von Union Berlin hat im "kicker meets DAZN"-Podcast Verständnis für Fans geäußert, die sich bei den anstehenden Geisterspielen in der Bundesliga vor den Stadion versammeln wollen - jedoch gleichzeitig an ihre Vernunft appelliert, dies nicht zu tun.

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Die Kritik seines Spielers Neven Subotic an der fehlenden Einbeziehung der Spieler bei der Entscheidung zur Bundesliga-Fortsetzung wies er zurück. Außerdem sprach Ruhnert über mögliche Auswirkungen der Coronakrise auf den Transfermarkt und drohende Fanversammlungen vor den Stadien.

Oliver Ruhnert über ...

... den fehlenden Heimvorteil bei Geisterspielen: "Ich weiß nicht, ob man die Jungs darauf vorbereiten kann. Du kannst im Stadion trainieren und versuchen, das im Kopf durchzuspielen. Am Sonntag findet aber ein Spiel statt und das kannst du im Vorfeld nicht simulieren. Das wird für alle neu und komisch sein, das ist eine Wundertüte."

... mögliche Arbeit mit Sportpsychologen: "Wir haben keinen festen Teampsychologen, der uns vorbereiten kann. Deshalb haben wir uns immer mal wieder mit einem externen zusammengesetzt, der versucht hat, die Jungs zu erreichen. Das hat uns in gewissen Phasen geholfen. Das ist aber eine individuelle Geschichte. Es gibt Spieler, die möchten das nicht. Andere finden das gut."

Oliver Ruhnert (l.) und Alexander Baumjohann (r.) waren zu Gast im kmd-Podcast.
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Oliver Ruhnert (l.) und Alexander Baumjohann (r.) waren zu Gast im kmd-Podcast.

... mögliche Auswirkungen einer Nicht-Beendigung der Saison und die Sinnhaftigkeit von Geisterspielen: "Union Berlin würde es zwar weiterhin geben. In welcher Form, das weiß man aber nicht. Es würde den Verein jedenfalls nicht mehr mit den ganzen hauptamtlichen und nebenberuflichen Arbeitsplätzen geben. Das kann man ganz klar sagen. Und das würde sehr, sehr viele Bundesligisten so betreffen. Man kann die Diskussion (über die Bundesliga-Fortsetzung, Anm. d. Red) auch umdrehen: Was spricht dagegen, dass diese Veranstaltung wieder stattfindet? Warum sollen diese Leute nicht mehr ihrem Beruf nachgehen dürfen? Es geht immer darum, dass man sich an Richtlinien hält. Jede Genehmigung eines Ministeriums beinhaltet ein entsprechendes Konzept. Ich sage immer zu unseren Jungs: Jeder kann frei entscheiden. Und wer Gründe hat, nicht zur Arbeit zu gehen, der muss sich stellen. (...) Wir werden dieses Virus in den nächsten Tagen oder Wochen nicht los, und dass wir nicht einen ewigen Lockdown in allen Bereichen haben können, das erschließt sich jedem, der normal denkt. Es ist wichtig, dass wir uns schützen und Regeln befolgen. Aber wir müssen versuchen, wieder in ein gewisses Leben zurückzukehren. Fußball ist einer der wichtigsten sozialen Träger."

... drohende Fanversammlungen vor den Stadien: "Es ist eine unfassbar schwierige Zeit für Leute, die ihren Klub zu 100 Prozent leben. (...) Dass sich diese Menschen danach sehnen, ihrem Klub oder dem Stadion möglichst nahe zu sein, kann ich vollkommen nachvollziehen. Jedem muss aber klar sein, dass er damit den ganzen Betrieb gefährden würde. Ich kann nur sagen: 'Leute feuert uns an, trinkt zuhause ein Bier und freut euch im Internet. Die Jungs wissen, dass ihr vorm Fernseher oder Radio sitzt und mit dabei seid.'"

... die Kritik von Neven Subotic an der fehlenden Einbeziehung der Spieler bei der Entscheidung zur Bundesliga-Fortsetzung: "Man muss sich fragen, ob eine Vertretung der Spieler in einem Gremium notwendig ist. Das kann ich verstehen. Trotzdem ist es eine demokratische Entscheidung. Es ist eine Mehrheitsentscheidung der Vereine die Richtung DFL gesagt hat, dass wir weiterspielen müssen. (...) Es ist ein Demokratieverständnis, sich einer Mehrheit zu beugen. Wenn man mit unseren Spielern spricht, dann sagt auch ein Großteil, dass er weiterspielen will. Das ist eine deutliche Mehrheit. Es ist nicht so, dass gegen den Mehrheitswillen der Spieler gespielt wird und auch nicht gegen einen Mehrheitswillen der Vereine. Es ist ein klarer Dialog erfolgt. Für die Zukunft ist es aber sicher eine wünschenswerte Option, dass auch eine Stimme der Spielergewerkschaft in irgendeinem Gremium berücksichtigt wird."

... mögliche Auswirkungen auf den Transfermarkt: "Ich kann mir vorstellen, dass die nächsten zwei, drei, vier Transferperioden deutlich anders werden als die vorherigen. Es wird viel weniger Wechsel geben und weniger mit Ablösen gearbeitet werden als vorher. (...) Es wird darauf hinauslaufen, dass es mehr Leihen geben wird."

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