BVB - Hans-Joachim Watzke im Interview: "Der Druck ist wirklich gewaltig"

Von Alex Schlüter
Hans-Joachim Watzke erwartet ein offenes Topspiel gegen den FC Bayern.
© imago images

Am Samstag startet Borussia Dortmund mit der Partie gegen den FC Schalke 04 (15.30 Uhr im LIVETICKER) wieder in die Bundesliga. Im Interview mit der DAZN-Gruppe sprach BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke über den riesigen Druck, der auf seiner Person lastet.

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Der 60-Jährige äußerte sich außerdem zum Konzept der Liga im Umgang mit der Corona-Krise, zukünftigen Transfers und Nachrichten von Jürgen Klopp.

Herr Watzke, wie groß ist die Freude über den Neustart in der Bundesliga?

Hans-Joachim Watzke: Freude ist der falsche Ausdruck. Ich fühle eher Erleichterung. Erleichterung, weil wir nun das Unternehmen Borussia Dortmund in einer neuen Normalität mit all unseren Angestellten weiterführen. Ich spüre dazu noch eine riesige Verantwortung. Dieses Gefühl ist so groß wie nie zuvor, und das sorgt bei mir für eine gewisse Anspannung. Da ist zum einen der sportliche Aspekt, dass wir unsere Ziele auch erreichen. Zum anderen die Frage, ob wir die ganzen Rahmenbedingungen mit allen Auflagen und dem Sicherheits-Konzept so erfüllt bekommen, wie wir uns das alle vorstellen und wie es notwendig ist. Dieser Druck ist wirklich gewaltig. Richtige Freude wäre es, wenn wir wieder vor Zuschauern spielen könnten und alles wie vorher wäre. Bei einem Sieg morgen im Derby würde ich mich natürlich auch kurz freuen.

Sie sagten, dass der Fußball einen Vertrauensvorschuss von der Politik bekommen habe. Haben Sie Angst, diesen zu verspielen?

Watzke: Wir haben ein sehr, sehr gutes Konzept. Aber man muss immer davon ausgehen, dass niemals alles zu 100 Prozent klappen kann. Keine Branche ist frei von Fehlern Einzelner. Mögliche Verfehlungen der Vorgaben müssen wir natürlich ahnden.

Wenn alles reibungslos funktioniert, wäre das ein gutes Signal für alle. Schaut deshalb die gesamte Fußball-Welt an diesem Wochenende auf die Bundesliga?

Watzke: Absolut. Jürgen (Klopp, Trainer des FC Liverpool, Anm. d. Red.) hat mir schon ein paar Mal geschrieben, dass er am Wochenende vor dem Fernseher sitzen wird und alle froh sind, dass wieder gespielt wird. Gerade in England klammern sich Klubs daran, dass es auch in der Premier League bald wieder losgehen kann. Dass wir in Deutschland in so einer Position sind, haben wir übrigens der Bevölkerung zu verdanken, die sich so diszipliniert verhalten hat. Und den Politikern, die sehr umsichtig mit der Situation umgehen. Das ist der Grund, warum Deutschland auf der Welt bislang mit am besten durch diese Krise gekommen ist.

Der BVB ist das heimstärkste Team dieser Saison, wohl auch wegen der Fans im Rücken. Haben Sie mit den Geisterspielen nun einen Nachteil?

Watzke: Zu Hause gilt das sicherlich, klar. Unsere Heimbilanz ist so gut, weil uns in den kritischen Situationen mehr als 70.000 Borussen unter den 81.000 Zuschauern massiv nach vorne pushen. Das beflügelt. Auswärts wird das etwas anders sein. Wenn der FC Bayern oder wir anreisen, sind die Fans der Gegner ja immer besonders motiviert. Das wird dann ebenfalls fehlen. Also gleicht sich der Nachteil ungefähr wieder aus.

Watzke: "Es wird weniger Transfers geben"

Welche Auswirkungen hat die Pause im Weltfußball für den Transfermarkt?

Watzke: Es wird weniger Transfers geben. Aber ansonsten sind kaum Prognosen möglich, da wir noch nicht wissen, wann in England, Italien oder Spanien wieder gestartet werden kann. Es wird vielleicht eher kein Transfer-Sommer, sondern womöglich ein Transfer-Herbst. Eine Summe zu nennen, einen Betrag X, den wir investieren wollen und können, das ist aktuell völlig unmöglich.

Sind Sie darum froh, dass der BVB mit Erling Haaland und Emre Can schon im Winter auf dem Transfermarkt zugegriffen hat?

Watzke: Wir sind vor allen Dingen froh, dass die beiden uns stärker machen. Aber wer weiß, vielleicht wären derlei Transfers im Sommer auch günstiger geworden. Am Ende ist das aber nicht entscheidend. Wir wollten diese beiden Spieler im Winter einfach unbedingt zu uns ins Boot holen.

Welcher Transfer der letzten Jahre hatte für Sie die größte Bedeutung für Borussia Dortmund?

Watzke: Bei solchen Fragen kann man eigentlich nur verlieren. Das wäre so, als wenn Sie mich fragen würden, wer der beste BVB-Spieler aller Zeiten war. Danach hat man einen Freund und 30 Feinde. Michael Zorc und sein Team haben schon so viele gute Transfers angestoßen, das ist eine riesige Liste an tollen Zugängen.

BVB: Die nächsten fünf Bundesligaspiele des BVB

HeimAuswärtsDatum
Borussia DortmundFC Schalke 0416.5.2020
VfL WolfsburgBorussia Dortmund23.5.2020
Borussia DortmundFC Bayern München27.5.2020
SC Paderborn 07Borussia Dortmund30.5.2020
Borussia DortmundHertha BSC6.6.2020
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