Bundesliga - "Witz des Jahrhunderts": Friedhelm Funkel bei Fortuna Düsseldorf stark unter Druck

SID
Friedhelm Funkel steht bei Fortuna Düsseldorf stark unter Druck.
© getty

Es rumort bei Fortuna Düsseldorf. Sowohl Trainer Friedhelm Funkel als auch Sportvorstand Lutz Pfannenstiel stehen unter Druck.

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Das Düsseldorfer Schauspielhaus sucht Laiendarsteller für großes Theater. "O Fortuna", benannt nach dem Anruf an die Schicksalsgöttin aus Carl Orffs Carmina Burana, soll zum 125. Vereinsjubiläum im Sommer auf die Bühne kommen. Bereits jetzt spielt sich am Rhein eine vielbeachtete Posse um Trainer Friedhelm Funkel ab - mit Typen in den Hauptrollen, die erfahrene Profis sind.

Jedenfalls spielte ein "Maulwurf" Medien zu, Funkel stelle falsch auf, mutlos, er halte entgegen allgemeiner Leistungseinschätzung stoisch an Oliver Fink, 37, und Adam Bodzek, 34, fest. Dadurch verliere er Zutrauen in Teilen der Mannschaft. "Den Witz des Jahrhunderts" nannte der Coach diesen Anwurf am Freitag während einer kämpferischen Rechtfertigungsrede, Berichte über ein Zwei-Spiele-Ultimatum seien ohnehin "völlig aus der Luft gegriffen. Da ist nichts von wahr - gar nichts! So etwas in die Welt zu setzen, ist schon bösartig."

Funkel stellt klar: "Ich entscheide, wer spielt"

Außerdem stellte er klar: "Ich entscheide, wer spielt. Nur ich. Da lasse ich mir von niemandem reinreden." Florian Kastenmeier wird daher trotz seines spielentscheidenden Fehlers in der Vorwoche auch am Sonntag bei Bayer Leverkusen (18 Uhr im LIVETICKER) im Tor stehen. "Zack Steffen ist noch nicht so weit", sagte Funkel: "Flo genießt mein absolutes Vertrauen."

Angeblich allerdings wachsen im Aufsichtsrat Zweifel am Trainer-Routinier, der die Fortuna zunächst vor dem Abstieg in die 3. Liga gerettet, sie dann in die Bundesliga geführt und dort gehalten hat. Sportvorstand Lutz Pfannenstiel äußert sich kryptisch. Zwar sei der 17. Tabellenplatz vor dem Spiel bei Leverkusen am Sonntag "kein Kriterium", Aktionismus ergo fehl am Platze. Doch es gelte, wortgleich mit Vereinschef Thomas Röttgermann vor dem 0:1 gegen Werder Bremen: "Ruft die Mannschaft ihr Leistungsvermögen ab und kriegen das Trainerteam und die Mannschaft das zusammen hin, gibt es für uns keinen Grund, darüber nachzudenken."

Daraus lässt sich keine bedingungslose Unterstützung lesen. Dabei schien Funkel im Klub nach der Groteske um seine von den Fans per Proteststurm quasi erzwungene Vertragsverlängerung im vergangenen Winter unantastbar zu sein. "Wir stehen zusammen. Alle Verantwortlichen wissen, was möglich ist und was nicht", betonte er nun.

Friedhelm Funkel hat Kredit eingebüßt

Doch der 66-Jährige hat auch wegen einer verfehlten Sommer-Transferpolitik, die zuvorderst Pfannenstiel angekreidet wird, und seinen Äußerungen über Bayern München, den Hamburger SV, Alexander Nübel und Gott und die Welt Kredit eingebüßt. Bisweilen entstand der Eindruck, Funkel kümmere sich mehr um andere als um seinen Verein, der nur eines der vergangenen acht Spiele gewonnen hat. Zwischen Pfannenstiel, der die Welt gesehen hat, und Funkel, der im deutschen Fußball alles gesehen hat, sollen Differenzen in grundlegenden Dingen bestehen, unter anderem in der Bewertung der neuen Spieler.

Die fehlende klare Linie führt zu Kuriositäten. Am 22. Dezember besiegte die Fortuna Union Berlin durch ein Last-Minute-Tor. Für den Fall einer Niederlage, berichtet der kicker, hätte sich womöglich bereits eine Mehrheit für Funkels Ablösung gefunden. Stattdessen wurde einen Tag danach unter gegenseitigen Schmeicheleien sein Vertrag verlängert - für den Fall des Klassenerhalts.

Funkel schaffe es "Jahr für Jahr, aus seinen Mannschaften ein Team zu formen, das für unsere Fortuna alles gibt", sagt Pfannenstiel. Derzeit sieht es nicht aus, als würde dies genügen.

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