Werder Bremen im Abstiegskampf: Kohfeldts "Unwort des Jahres" ist nun Programm

Von Stanislav Schupp
Florian Kohfeldt war bedient nach dem Bremer Debakel in München.
© getty

Beim 1:6 in München leistete Werder Bremen im zweiten Durchgang keine Gegenwehr mehr und ließ sich vom Rekordmeister überrollen. Die aktuelle Situation bei den Hanseaten löst sich nur über Kampf.

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Im zweiten Durchgang gegen den FCB präsentierte sich Werder ohne Gegenwehr und ließ sich überrollen. Die aktuelle Situation löst sich nur über Kampf.

"Wütend" sei man beim SV Werder Bremen gewesen, verriet Trainer Florian Kohfeldt im Vorfeld der Bundesligapartie beim FC Bayern München. "Wütend auf die Situation, auf unsere Leistung gegen Paderborn", als man in letzter Minute noch verlor.

Diese Wut gelte es in positive Energie umzuwandeln, um sich aktiv gegen den Negativtrend zu wehren.

Von all dem war beim Auswärtsspiel gegen den FC Bayern allerdings nur bedingt etwas zu sehen. Die Bremer ließen sich vor allem in der zweiten Halbzeit vom deutschen Rekordmeister überrollen und fuhren am Ende mit einem verdienten 1:6 im Gepäck zurück an die Weser. Und das, obwohl die Grün-Weißen im ersten Durchgang mutig auftraten, spielerische Nadelstiche durch Konter setzten und durch Milot Rashica sogar zwischenzeitlich in Führung gingen.

Eine desolate zweite Hälfte ohne jegliche Gegenwehr offenbarte jedoch, dass spielerische Elemente allein nicht reichen, um die Trendwende beim SVW zu bewirken.

Florian Kohfeldt war bedient nach dem Bremer Debakel in München.
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Florian Kohfeldt war bedient nach dem Bremer Debakel in München.

Werder Bremen: Der Abstiegskampf ist Realität

"Die Tabelle ist der Gradmesser", gestand Kohfeldt nach der Niederlage gegen den Tabellenletzten aus Paderborn. Dort belegt Werder einen enttäuschenden 15. Rang und hat nach wie vor ein zartes Polster von lediglich zwei Punkten auf den Relegationsplatz. Von Abstiegskampf, den er jüngst als "Unwort des Jahres" titulierte, wollte der Coach nach dem letzten Heimspiel allerdings nichts wissen, denn sein Team sei eine Mannschaft, für die "das Kämpfen, die Aggressivität und die Intensität selbstverständlich sein muss". Vielmehr hielt man am zu Saisonbeginn ausgerufenen Ziel Europapokal fest.

Doch nach der Klatsche in München musste selbst der 37-Jährige feststellen, dass man im hohen Norden nun mehr denn je in Besagtem steckt und dass im Wort "Abstiegskampf" nicht umsonst auch das Wort "Kampf" enthalten ist.

Zu ängstlich präsentierte man sich in den zweiten 45 Minuten in München. Die von Kohfeldt als selbstverständlich erachteten Tugenden kamen dabei nie zur Geltung, vielmehr ergaben sich die Hanseaten ihrem Schicksal. "Das Einzige, was du machen kannst, ist Dagegenhalten", erklärte Davy Klaassen in einer anschließenden Medienrunde: "Das haben wir versucht."

Florian Kohfeldt korrigiert Saisonziel

Der Versuch fiel allerdings sehr harmlos aus. Als die Bremer keine spielerischen Lösungen mehr nach vorne fanden, ließen sie die Bayern schalten und walten. In der Zentrale gewann beispielsweise Nuri Sahin magere 36 Prozent seiner Duelle und auch Innenverteidiger Christian Groß war mit 33 Prozent ein Sinnbild der Bremer Kapitulation.

Das Saisonziel korrigierte Kohfeldt im Anschluss dann doch selbst: "Ich sage es jetzt auch öffentlich: Es geht für uns darum, die Klasse zu halten", stellte er klar.

Die von Kohfeldt hochgelobte mutige Spielweise nach vorne und die Qualität am Ball wird den Bremern in naher Zukunft keine Punkte bescheren. Für den Übungsleiter zählen ab sofort andere Dinge als die "feine Klinge". Für Werder heißt es jetzt ausschließlich Punkte zu sammeln, "egal wie", wie der Coach selbst betonte.

Endspurt in der Hinrunde: Jetzt ist Kämpfen angesagt

Ein "Fußballfest" erwartet der ehemalige Keeper für die kommende Partien ohnehin nicht mehr. In den letzten zwei Spielen des Jahres geht es gegen die direkten Konkurrenten aus Mainz und Köln, die ebenfalls mit dem Rücken zur Wand stehen.

Bei Mainz ist der Beierlorzer-Effekt nach zuletzt zwei Niederlagen in Serie allem Anschein nach bereits verpufft, während die Domstädter unter Neu-Trainer Markus Gisdol trotz des jüngsten Derbysiegs gegen Bayer Leverkusen lediglich auf Rang 17 kletterten. Somit dürften die anstehenden Duelle zu klassischen Kampfspielen avancieren. Ein Kampf um die Existenz in der höchsten deutschen Spielklasse.

Im nun offiziell ausgerufenen Bremer Abstiegskampf wird nur der bestehen, für den Kämpfen, Intensität und Leidenschaft tatsächlich selbstverständlich sind.

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