Dodi Lukebakio trifft mit Hertha BSC auf Fortuna Düsseldorf: Warten auf die zweite Initialzündung

Kämpft nach seinem starken ersten Bundesliga-Jahr bei Fortuna Düsseldorf noch mit Problemen: Hertha-Rekordtransfer Dodi Lukebakio.
© getty/imago images/spox

Im Sommer machte Hertha BSC Dodi Lukebakio zum teuersten Neuzugang der Vereinsgeschichte. 20 Millionen Euro bezahlte die Alte Dame für einen 22 Jahre alten Belgier, der sich in der Bundesliga bei Fortuna Düsseldorf innerhalb von nur einem Jahr einen Ruf als Bayern-Schreck gemacht hatte. Vor seinem ersten Spiel gegen die alte Liebe Düsseldorf am Freitag (ab 20.15 Uhr live auf DAZN) ist jedoch noch Sand im belgischen Getriebe. Die noch junge Karriere Lukebakios zeigt aber, dass das nichts heißen muss.

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Gerade einmal 35 Minuten und ein paar Sekunden war die neue Saison alt, da hatte sie schon ihre erste Schlagzeile. Ein schneller Antritt, ein kurzer Haken gegen Thomas Müller, ein Schuss aus gut 20 Metern und Dodi Lukebakio hatte erneut zugeschlagen. Wieder in München. Dort, wo seine Karriere im vergangenen Jahr binnen 90 Minuten von Null auf Hundert beschleunigte.

Dieses Mal traf er jedoch nicht im Trikot von Fortuna Düsseldorf, sondern in dem von Hertha BSC. Nicht als No-Name-Stürmer, sondern als "Bayern-Schreck" und 20 Millionen Euro schwerer Rekordtransfer eines Klubs, der sich durch einen Investoren-Einstieg, höher gesteckte Ziele und Pläne für ein neues Stadion an der Schwelle zu einer neuen Zeitrechnung befindet.

Sein erster Treffer für die Hertha war der vierte in seiner Karriere beim großen FC Bayern und das in gerade einmal zwei Spielen. Sein jetzt schon legendärer Dreierpack im November des vergangenen Jahres brachte Lukebakio jedoch nicht nur einen Beinamen ein, um den ihn so mancher Bundesliga-Stürmer beneiden dürfte.

Als Lukebakio der Fortuna am 12. Spieltag einen sensationellen Punktgewinn bescherte, sei das auch eine "Initialzündung" für eine "herausragende" erste Bundesliga-Saison des Belgiers gewesen, sagt Lutz Pfannenstiel rückblickend. "Von da an hat er seine Tore gemacht und konstant gute Leistungen gezeigt", erklärt der Sportvorstand der Fortuna im Gespräch mit SPOX und Goal.

Lukebakio und die Eingewöhnung bei Hertha BSC

Die nächste Initialzündung nach einem Lukebakio-Treffer beim deutschen Rekordmeister lässt jedoch noch auf sich warten. "Vielleicht war das Tor gegen Bayern direkt zum Saisonanfang nicht ideal für ihn, weil jeder gedacht hat, dass es genauso bei ihm weitergeht", spekuliert Pfannenstiel über die Formdelle, die auch mit einem schlechten Saisonstart der Hertha einherging.

Während die Hertha nach dem Remis gegen die Bayern zum Auftakt drei Spiele in Folge verlor und sich erst gegen Aufsteiger Paderborn zu den ersten drei Punkten zitterte, war Lukebakio dabei zunächst ein unglücklicher, weil torloser Stammspieler in einer ineffizienten Offensive und beim ersten Dreier der Hauptstädter ein unglücklicher Reservist ohne Einsatzminute.

Schnell griffen die branchenüblichen Mechanismen, die die Rekordablöse als eine der Ursachen identifizierten. Ein schwerer Rucksack sei sie für den jungen Belgier, der sich an dieses Gewicht noch gewöhnen müsse. Von etwaigen Spekulationen rät Pfannenstiel jedoch ab.

"Ein solches Preisschild auf dem Rücken zu tragen, mag für manche Spieler eine Belastung sein. Aber ich denke, er ist eher der Typ Spieler, der sich deshalb keinen Kopf macht und weiter unbeschwert seinen Job auf dem Platz macht," sagt der 46-Jährige. Es sei "völlig normal", dass ein Spieler wie Lukebakio seine Eingewöhnungszeit bei der Hertha brauche, schließlich gelte auch im Fußball immer noch die Faustregel: "Gut Ding will Weile haben".

Hertha-Trainer Covic: Lukebakio? "Es gibt keine Geschenke"

Dass er sich aktuell nicht in Höchstform befindet, war auch Lukebakio selbst aufgefallen. "Mein Körper war noch nicht daran gewöhnt, jedes Spiel zu machen", erklärte Lukebakio seine Probleme zu Saisonbeginn. Es sei für ihn daher gut gewesen, "mal ein Spiel auszusetzen". Worte, die erstmal überraschten, schließlich hatte Lukebakio als Leihspieler des FC Watford bei der Fortuna trotz einer ähnlich kurzen Vorbereitung in 34 von möglichen 37 Pflichtspielen immer gespielt und dabei 14 Tore erzielt.

Eine Marke, die große Erwartungen in der Hauptstadt weckte. Erst recht, als Lukebakio in seinem ersten Kurzeinsatz im DFB-Pokal gegen Eichstätt einen guten Eindruck hinterließ. "Er wird ein Unterschiedsspieler für uns sein", hatte Trainer Ante Covic daraufhin gesagt. Gut einen Monat später deutet er jedoch an, dass ihm der Einsatz von Lukebakio im Training noch nicht ausreicht.

"Bei uns gibt es keine Geschenke. Die Spieler bekommen Einsatzminuten, die es sich aus Sicht des Trainer-Staffs verdient haben. Im Sport gibt es nichts Schlimmeres als Geschenke", sagte Covic nach dem Befreiungsschlag gegen den SC Paderborn, bei dem der teuerste Spieler der Klubgeschichte nicht mitgewirkt hatte.

Während sich Lukebakio mit der Zeit die ein oder andere Nachlässigkeit im Düsseldorfer Training noch leisten konnte und trotzdem spielte, herrscht bei der Hertha ein anderer Konkurrenzkampf. Covic hat mit Vedad Ibisevic, Salomon Kalou, Mathew Leckie, Alexander Esswein, dem formstarken Javairo Dilrosun und Davie Selke eine Fülle von Alternativen zum 22-Jährigen.

Lukebakio bei Fortuna Düsseldorf: Stolperstart ins Glück

Als Lukebakio in Düsseldorf einmal zu spät zum Abschlusstraining kam, schützten ihn seine Mitspieler und verrieten Trainer Friedhelm Funkel davon nichts. Zu wichtig war Lukebakio bei der Fortuna mit seiner Geschwindigkeit, seinem Torabschluss und seiner Fähigkeit, gleich mehrere Gegenspieler zu binden.

Eine Suspendierung von Funkel, die mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit gefolgt wäre, wollte niemand riskieren. Das Schweigen lohnte sich, Lukebakio durfte spielen und traf gegen die Bayern dreimal. "Der Hattrick, den es fast nie gegeben hätte", titelte die Rheinische Post, als Funkel und F95-Kapitän Oliver Fink die Geschichte bestätigten.

Eine Geschichte, die einerseits sinnbildlich für die Wertschätzung Lukebakios in der rheinischen Landeshauptstadt steht, angesichts des holprigen Starts in Düsseldorf andererseites aber auch verdeutlicht, dass es Zeit braucht, sich einen solchen Ruf innerhalb einer neuen Mannschaft zu erarbeiten.

Denn als Lukebakio von Watford zur Fortuna ging, stand die spätere Liebesbeziehung zwischen dem Spieler, dem Klub und den Fans noch auf wackeligen Beinen. Funkel wechselte Lukebakio zunächst nur ein, kritisierte ihn für seine Nachlässigkeit in der Defensive und verbannte ihn vor dem Heimspiel gegen Schalke aus disziplinarischen Gründen aus dem Kader. Eine Woche zuvor hatte Lukebakio beim 0:3 in Nürnberg und seinem Startelf-Debüt einen Elfmeter verursacht und eine hundertprozentige Chance vergeben.

Lukebakio bei Hertha BSC: Die Formkurve zeigt nach oben

Auch in Düsseldorf lief es anfangs also nicht wie im Märchen, doch Lukebakio war lernfähig, steigerte sich, passte sich an. Und als er die Fortuna wieder verließ, war die schwierige Anfangszeit längst vergessen. "Es fühlt sich ein bisschen so an, als würdest du mit deiner Familie leben und dann aufs Internat geschickt werden", sagte er im Mai.

Einen ähnlichen Prozess durchläuft Lukebakio auch derzeit in Berlin. Nachdem er gegen Paderborn 90 Minuten auf der Bank verbracht hatte, habe Covic "eine Reaktion" gesehen. "Dodi hat im Training versucht, sich aufzudrängen", sagte Covic und belohnte das immerhin mit 17 Minuten Spielzeit beim 4:0-Sieg über den 1. FC Köln - dem ersten selbstbewussten Auftritt dieser neuen Hertha überhaupt.

Und Lukebakio? Der bedankte sich bei Covic für die Chance mit der Vorlage zum Treffer von Dedryck Boyata. Gut möglich, dass er am Freitagabend gegen seine alte "Familie" aus Düsseldorf auch deshalb wieder von Beginn an ran darf. Dort ist er trotz des Stolperstarts nach wie vor über jeden Zweifel an seiner Qualität erhaben. "Er wird seine Tore machen, da bin ich sicher", sagt Pfannenstiel vor dem Wiedersehen, gibt jedoch mit einem Augenzwinkern zu: "Mich würde es natürlich freuen, wenn er damit noch ein Spiel wartet."

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