Schalke 04 - Omar Mascarell im Interview: "Ich wollte nicht weglaufen"

Omar Mascarell arbeitete zwei Jahre mit dem heutigen Bayern-Trainer Niko Kovac zusammen.
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Sie bestritten nur ein Profispiel für die Königlichen. Warum haben es junge Spieler so schwer, sich dort zu behaupten?

Mascarell: Real Madrid ist der größte Klub der Welt. Nach all dem, was ich bei diesem Klub gesehen habe, beeindruckt mich so schnell nichts mehr. In meinem ersten Training bei den Profis habe ich mit Mesut Özil, Cristiano Ronaldo, Xabi Alonso und Sergio Ramos in einem Team gespielt. Das war der absolute Wahnsinn. Als junger Spieler aus der eigenen Jugend hast du fast keine Chance. Ich durfte zwar oft mit den Profis trainieren und auch einmal mit zur Saisonvorbereitung in die USA, aber mir war klar, dass ich dort zwar viel lernen, aber kein gestandener Profi werden kann.

Welcher Real-Profi hat Sie besonders fasziniert?

Mascarell: Es ist schwierig, einen herauszupicken. Vielleicht Karim Benzema. Für mich ist er der weltbeste Mittelstürmer der vergangenen zehn Jahre, aber auch ein unglaublich feiner und bodenständiger Kerl, der jungen Spielern zur Seite springt und ihnen Tipps gibt. Deshalb liebt ihn bei Real Madrid auch jeder. Es hat seinen Grund, wenn jeder von einem schwärmt.

Also dürfte es Ihr früherer Frankfurter Mannschaftskollege Luka Jovic wohl eher schwer haben, an Benzema vorbeizukommen?

Mascarell: Luka wird sehr viel von Karim lernen, da bin ich mir sicher. Er ist noch sehr jung, deshalb muss man geduldig mit ihm sein. Er kommt gerade in ein neues Land mit einer neuen Sprache und neuen Kultur. Nicht jeder kann mit dem Druck bei Real Madrid umgehen. Ich wünsche ihm, dass er sich durchsetzt. Die Fähigkeiten dazu hat er allemal, ich habe in seinem Alter selten einen so abschlussstarken Stürmer gesehen. Ich bin mir sicher, dass er die 60 Millionen Euro wert sein wird, die der Klub für ihn bezahlt hat.

Mascarell: "Mourinho war sehr herzlich zu mir"

Generell tendieren viele Talente bei Real dazu, den Fokus auf den Fußball zu verlieren. Ist das der Tatsche geschuldet, dass man denkt, man habe schon alles erreicht, wenn man ein Teil dieses Klubs ist?

Mascarell: Ein Grund ist vielleicht, dass Madrid eine gigantische Stadt ist, die dir unglaublich viele Möglichkeiten eröffnet. Auch manche ältere Spieler kommen damit nicht zurecht. In Madrid musst du nicht auf den Samstag warten, um feiern zu gehen. Das kannst du auch montags oder dienstags machen. Man darf sich nicht verleiten lassen, zu denken, man habe es geschafft, wenn man dieses Wappen auf der Brust trägt. Das ist gefährlich, zumal du auch als junger Spieler schon sehr bekannt bist und zwielichtige Leute auf dich zukommen, die dich negativ beeinflussen wollen. Man muss vorsichtig sein und darf keine falschen Freundschaften schließen. Ich habe das dank der Erziehung meiner Eltern immer gut hinbekommen.

Jose Mourinho ließ Sie 2013 bei einem Liga-Spiel gegen CA Osasuna debütieren. Was sagte er Ihnen vor Ihrer Einwechslung?

Mascarell: Dass ich jede Sekunde genießen soll. Er war sehr herzlich zu mir und den anderen jungen Spielern, hat sich sehr für die eigene Jugend interessiert und viele Talente vorspielen lassen. Ich werde ihm auf ewig dankbar sein. Es war aber vorhersehbar, dass wir keine Zukunft bei den Profis hatten. Damals stand ja auch eine WM vor der Tür. Also war es das Beste für mich, zu gehen und woanders Spielpraxis zu sammeln.

Mascarell: "Wir waren bei der Eintracht wie eine Familie"

Über Derby County landeten Sie 2016 in Frankfurt, zwei Jahre später holten Sie gegen den FC Bayern den DFB-Pokal. Wie oft denken Sie noch an dieses Spiel zurück?

Mascarell: Ich schaue mir den Film "Die Rückkehr des Pokals" immer noch an, wenn ich Zeit habe. Dieses Spiel war der perfekte Höhepunkt einer unvergesslichen Zeit, mein bisher größter und schönster Erfolg. Schon eine Woche vor dem Anpfiff hatte jeder im Klub das Gefühl, dass wir das Ding holen werden. Die Atmosphäre war elektrisierend. Wir sprachen nicht mehr wie eine Mannschaft zueinander, sondern wie eine Familie. Es war wirklich so, als wären wir alle Brüder. Das hat man auch in dem Spiel gemerkt. Die spielerische Überlegenheit der Bayern hat uns nicht beeindruckt, jeder hat sich die Seele aus dem Leib gerannt. Der Wille war an diesem Abend entscheidend, aber auch die Unterstützung der Fans. Ich habe in meiner Karriere noch nie so etwas gesehen. Erst recht nach dem Spiel. Wie sie uns erst am Flughafen und später am Römer empfangen haben, war atemberaubend.

Ihr Trainer war damals ausgerechnet Niko Kovac. Wie würden Sie ihn beschreiben?

Mascarell: Niko hat mich nicht nur zu einem besseren Fußballer gemacht, sondern hat mich auch menschlich weitergebracht. Ich verstehe diejenigen nicht, die ihn und seine Fußballexpertise in Frage stellen. Man hat ja bei uns gesehen, dass er eine klare Spielphilosophie verfolgt, viele taktische Systeme spielen lassen kann und mit seinen Spielern zurechtkommt. Er ist nun einmal der Typ Trainer, der dich kritisiert, wenn du nicht alles gegeben hast. Dann heißt es: Ärmel hochkrempeln und zwar schnell. Niko kann sehr laut in der Kabine werden, aber er ist auch sehr fair und lobt dich, wenn du deine Leistung gebracht hast.

Omar Mascarell arbeitete zwei Jahre mit dem heutigen Bayern-Trainer Niko Kovac zusammen.
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Omar Mascarell arbeitete zwei Jahre mit dem heutigen Bayern-Trainer Niko Kovac zusammen.

Mascarell: "Bayern darf sich keinen Ausrutscher erlauben"

Jetzt treffen Sie mit Schalke wieder auf die Bayern und wieder auf Kovac. Welches Spiel erwarten Sie am Samstag?

Mascarell: Gegen die Bayern ist es immer schwierig, gerade nach dem 2:2 gegen die Hertha dürfen sie sich keinen weiteren Ausrutscher erlauben. Der Druck in München ist ähnlich groß wie in Madrid. Wir gehen aber ohne Angst in dieses Spiel. Warum auch? Wir spielen zu Hause, vor unseren Fans, und ich bin mir sicher, dass wir ein positives Ergebnis erzielen können, wenn wir kämpfen.

Die Bayern haben Philippe Coutinho vom FC Barcelona ausgeliehen. Er könnte auf Schalke zu seinem Debüt kommen. Was halten Sie von ihm?

Mascarell: Es ist eine tolle Nachricht, dass Coutinho in der Bundesliga spielt. Er war sicherlich der Spieler, den die Bayern gebraucht haben. Einer, der zwischen den Linien für Gefahr sorgt mit seiner Schuss- und Kombinationsstärke. Er wird garantiert hervorragend mit Thiago und Robert Lewandowski harmonieren. Hoffentlich noch nicht gegen uns.

Schalke 04: Die nächsten fünf Spiele im Überblick

DatumUhrzeitWettbewerbGegner
24. August18.30 UhrBundesligaFC Bayern (H)
31. August15.30 UhrBundesligaHertha BSC (H)
15. September18.00 UhrBundesligaSC Paderborn (A)
20. September20.30 UhrBundesligaMainz 05 (H)
28. September15.30 UhrBundesligaRB Leipzig (A)
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