BVB - Manuel Akanji im Interview: "Meine Mutter hat mich immer gewinnen lassen"

Von Niklas König
Manuel Akanji (l.) und Mats Hummels sollen in der neuen Saison Dortmunds Defensivzentrum bilden.
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Ihr Vater kommt aus Nigeria. Sie waren 2010 zuletzt dort. Wie war es davor?

Akanji: Mein Vater hat bei der ABB gearbeitet, einem Energie- und Automatisierungstechnikkonzern. Er musste vertraglich irgendwann mal ins Ausland. Nachdem er das mehrfach abgesagt hatte, hat sich von 2007 bis 2010 für drei Jahre die Möglichkeit ergeben, in seiner Heimat zu arbeiten. Zu der Zeit waren wir mehrmals in Nigeria und haben unsere Familie dort besser kennengelernt. Seitdem hat sich die Möglichkeit leider nicht mehr ergeben. Ich habe meinem Vater aber schon gesagt, dass ich gerne mal wieder dorthin möchte.

Haben Sie eine prägende Erinnerung an Nigeria?

Akanji: Viele Dinge sind natürlich komplett anders als in der Schweiz oder in Deutschland. Für mich war es zu der Zeit aber sehr schwierig. Mein Englisch war nicht gut, ich konnte mit niemandem reden. Das hat mich eingeschränkt. Ich habe dann mit meinem Cousin, der ein Jahr jünger ist als ich, viel Fußball gespielt. Da muss man nicht so viel kommunizieren, das geht notfalls auch mit Händen und Füßen. (lacht)

Haben Sie Vorbilder?

Akanji: Als Fußballer heutzutage weniger. Es gibt aber Sportler, die mich gerade in puncto Einstellung faszinieren. Es ist beispielsweise unglaublich, was Roger Federer in seiner Karriere geleistet hat. Ich gucke auch sehr häufig Basketball. Russell Westbrook ist mein Lieblingsspieler, seine Mentalität ist beeindruckend. Er gibt in jedem Spiel mehr als 100 Prozent, kämpft immer bis zum Schluss. Solche Typen sehe ich mittlerweile eher als Vorbilder.

Klingt, als wäre das mal anders gewesen.

Akanji: In meiner Kindheit und Jugend hatte ich vor allem Fußball im Kopf. Meine Vorbilder hingen mit meiner jeweiligen Position zusammen. Mein erstes Vorbild war Raul. Damals habe ich noch offensiv gespielt und war Fan von Real Madrid. Neben Real war Manchester United mein Lieblingsverein. Irgendwann war es dann also Cristiano Ronaldo. Er hat mich mit seinen Leistungen unheimlich beeindruckt. Ich wurde erst im Alter von ungefähr 17 Jahren Verteidiger. Natürlich gab es damals viele gute Abwehrspieler, ein klares Vorbild hatte ich zu dieser Zeit aber nicht mehr. Sergio Ramos würde mir noch am ehesten einfallen.

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Akanji: "Mats Hummels wird uns helfen"

Wie kam es zur Umschulung zum Verteidiger?

Akanji: Ich war eigentlich immer im zentralen Mittelfeld oder auf den offensiven Flügeln zuhause. Mit 15 oder 16 hatten dann alle den Wachstumsschub, der kam bei mir erst ungefähr ein Jahr später. Gleichzeitig war ich mit 16 nicht mehr so schnell wie die anderen und wurde deshalb zunächst als Außenverteidiger eingesetzt. Als ich dann größentechnisch wieder zu den anderen aufgeschlossen hatte, kam mein Trainer Thomas Stamm auf die Idee, mich mal als Innenverteidiger auszuprobieren. In der Folge habe ich dann zwischen Innen- und Außenverteidigung gependelt. Noch später war es dann so, dass ich nur noch im Abwehrzentrum zum Einsatz kam.

Für das Abwehrzentrum hat der BVB in diesem Sommer Mats Hummels verpflichtet. Was haben Sie gedacht, als Sie zum ersten Mal davon gehört haben?

Akanji: Er ist ein sehr guter Spieler. Ich habe natürlich wahrgenommen, was für Leistungen er in der Vergangenheit beim BVB sowie in der Nationalmannschaft und zuletzt bei Bayern gezeigt hat. Mats ist einer der besten deutschen Verteidiger der vergangenen Jahre. Er bringt sehr viel Erfahrung mit und wird uns helfen.

Zeigt der Transfer auch, dass man Ihnen die Rolle des Abwehrchefs noch nicht zutraut?

Akanji: Das müssen Sie eigentlich die Verantwortlichen fragen, ich habe mich aber auch nie als Abwehrchef tituliert. Ich versuche einfach, gute Leistungen zu bringen und der Mannschaft zu helfen. Ich habe schon immer versucht, Verantwortung zu übernehmen und werde das auch unabhängig von Mats weiterhin so halten. Mir ist es nicht so wichtig, wer dann als Abwehrchef dargestellt wird.

Der BVB geht erstmals seit Jahren ganz offen mit dem Ziel in die Saison, Deutscher Meister zu werden. Wie bewerten Sie Ihr Team im Vergleich zu dem des FC Bayern?

Akanji: Ich schaue nur auf uns. Wir sind sehr gut aufgestellt. Uns haben nicht viele Spieler verlassen, gleichzeitig sind sehr gute Spieler hinzugekommen. Wir haben uns im Vergleich mit der Vorsaison verbessert und werden versuchen, mindestens einen Titel zu holen. Ich hoffe, das klappt dieses Jahr. Ich glaube fest daran.

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Manuel Akanji im Steckbrief

geboren19. Juli 1995 in Wiesendangen, Schweiz
Größe1,86 m
Gewicht91 kg
PositionAbwehr
starker Fußlinks
JugendstationenFC Wiesendangen, FC Winterthur
ProfistationenFC Winterthur, FC Basel, Borussia Dortmund
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