FC Bayern statt fünfte Liga: Das ist FCB-Neuzugang Leon Dajaku

Von Robin Haack
Leon Dajaku ist zum FC Bayern München gewechselt.
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Offensiv-Talent Leon Dajaku wurde beim VfB Stuttgart übergangen. Nun sucht er sein Glück bei den Amateuren des FC Bayern in der 3. Liga.

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Keine zwölf Monate ist es her, da dribbelte Leon Dajaku im Achtelfinale des Junioren-DFB-Pokals alleine auf das Tor des FC Bayern zu, umkurvte Torhüter Michael Wagner und netzte zum entscheidenden 3:1 ein. Vor lauter Freude über den Einzug in die nächste Runde riss sich der talentierte Angreifer das Trikot vom Körper, sprintete Richtung Eckfahne und ließ sich von seinen Teamkollegen des VfB Stuttgart feiern.

Heute, knapp ein Jahr später, beherrscht dieser Teenager, der gerade seinen Realschulabschluss in der Tasche hat, die Schlagzeilen. Denn seit jenem Spiel im Oktober 2018 auf dem Gelände des Bayern-Campus hat sich in der Karriere des 18-Jährigen einiges getan. Vorläufiges Highlight war sein Bundesligadebüt im Dezember in Mönchengladbach. Bis heute ist er damit der drittjüngste Spieler der 53-jährigen Bundesligageschichte des VfB. Trotz nasskaltem Wetter, grauem Himmel und einer bitteren 0:3-Niederlage für den VfB war dieser Tag für Dajaku ein unvergessliches Erlebnis.

"Der Puls ging auf jeden Fall hoch. Mit 17 Jahren in der Profimannschaft zu debütieren, ist schon etwas ganz Besonderes", erinnert sich der Offensivmann später in einem Interview mit dem Zeitungsverlag Waiblingen. "Auch wenn es kalt und nass war und wir verloren haben - so einen Tag vergisst man nicht."

FC Bayern zahlt wohl 1,5 Millionen Euro für Leon Dajaku

Ähnlich aufgeregt dürfte Dajaku auch in den vergangenen Tagen gewesen sein, denn am Dienstag unterschrieb der 18-Jährige einen Vertrag beim FC Bayern. Bis 2023 hat er sich an die Münchner gebunden. "Er ist ein Kämpfer, hat in Stuttgart immer alles gegeben und will diese Tugenden nun mit nach München nehmen", beschreibt ihn sein Berater Kevin Kuranyi gegenüber SPOX und Goal.

"Wir sind sehr froh, dass sich Leon für den FC Bayern entschieden hat. Er ist ein schneller und torgefährlicher Offensivspieler. Wir sind davon überzeugt, dass er beim FC Bayern noch große Entwicklungsschritte machen wird", begründet Jochen Sauer, Leiter des FC Bayern Campus, die Verpflichtung des deutschen U18-Nationalspielers, die sich die Münchner laut Bild 1,5 Millionen Euro kosten ließen. "Leon wird schon länger von Bayern beobachtet", verrät Kuranyi. "Der Klub wollte ihn schon vor einigen Jahren nach München holen und der Kontakt ist seitdem nie abgerissen."

Dass sich Dajaku in den vergangenen Jahren in den Fokus anderer Klubs spielen konnte, kann man auch an seiner Torquote festmachen. Denn obwohl er über sein Tempo kommt und auf dem Flügel zu Hause ist, erzielte er in der vergangenen U19-Spielzeit 17 Tore in 31 Pflichtspielen. Darunter einige wichtige Treffer in der Finalrunde um die deutsche Meisterschaft. "Leon kommt gern über die Außen und liebt das Eins-gegen-Eins", schwärmt der Ex-Nationalspieler Kuranyi. "Er ist ein Straßenfußballer und probiert, in den Strafraum zu ziehen und abzuschließen."

Leon Dajaku im Steckbrief

geboren12. April 2001 in Waiblingen
Größe1,80 m
PositionSturm
starker Fußbeidfüßig
StationenSpvgg Rommelshausen, FSV Waiblingen, VfB Stuttgart, VfB Stuttgart II, FC Bayern München II

Leon Dajaku war beim VfB Stuttgart für die Oberliga eingeplant

Über die FCB-Amateure will sich der 18-Jährige, der künftig mit der Nummer sieben auflaufen wird, für Höheres empfehlen. "Zunächst soll er in der 3. Liga Spielpraxis sammeln. Aber er wird wohl auch die Möglichkeit haben, mit den Profis zu trainieren", beschreibt Kuranyi den Plan seines Schützlings. "Ich will dem Jungen keinen Druck machen. Aber Talent und Wille sind da, um etwas zu erreichen. Leon hat nur Fußball im Kopf. Und er kann hier unendlich viel lernen."

Schon in Stuttgart wurde der Sohn kosovarischer Eltern im vergangenen Jahr zu den Profis hochgezogen. Regelmäßig trainierte er mit den Großen, zweimal durfte er als U19-Spieler sogar schon Bundesligaluft schnuppern. Die Aussichten auf weitere Einsätze auf höchstem Niveau wurden ihm im Schwabenländle allerdings verwehrt. "Er hat für den VfB alles gegeben, aber er wurde gerade in die zweite Mannschaft geschickt, also in die fünfte Liga", macht Kuranyi klar.

Statt auf hoffnungsvolle Eigengewächse wie Dajaku zu bauen, scheint der VfB vor allem in der Offensive auf Neuzugänge wie Sasa Kalajdzic, Philipp Klement oder Mateo Klimowicz zu setzen. Für Kuranyi und seinen Schützling ist es in der Folge "völlig logisch", dass der FC Bayern mit Einsätzen in der 3. Liga und der Chance auf Trainingseinheiten mit den Profis die bessere Perspektive bietet.

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Leon Dajaku sieht beim FC Bayern die "sportlich bessere Perspektive"

Mag der Wechsel von Stuttgart zu den Amateuren des FC Bayern auf den ersten Blick überraschen, ist der Schritt mit Blick auf drohende Einsätze gegen Klubs wie den SV Linx oder den TSV Ilshofen in der Oberliga Baden-Württemberg kaum mehr verwunderlich. "So seltsam es klingt: Ich sehe für mich beim FC Bayern eine sportlich bessere Perspektive - auch kurzfristig", erklärt Dajaku selbst seinen Wechsel bei Instagram und sieht die 3. Liga deshalb keinesfalls als Rückschritt. "In München kann ich in meiner Entwicklung den nächsten Schritt machen und habe sogar die Chance, im Profikader mit den besten Spielern Deutschlands zu trainieren."

Trotz all der Freude über den Karriereschritt zum größten deutschen Verein fällt Dajaku der Abschied aus Stuttgart schwer. "Ich war fünf Jahre im Verein und durfte mit dem Brustring eine Entwicklung vom Jugendspieler bis zu den ersten Bundesliga-Einsätzen machen. Etwas, das ich nie vergessen werde", schreibt er in den sozialen Netzwerken.

Nun, so führt er fort, beginnt für ihn "ein neues Kapitel" - eines ohne Brustring. Eines, bei dem er in möglichen Südschlagern statt für seinen Heimatklub plötzlich für den großen Rivalen auflaufen wird. Emotionale Jubelläufe mit heruntergerissenem Trikot wird er sich nach möglichen Treffern aus alter Verbundenheit wohl verkneifen.

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