Ron-Robert Zieler im Interview über den VfB: "Ich weiß, wie sehr die Fans leiden"

Ron-Robert Zieler spielt seine zweite Saison beim VfB Stuttgart.
© getty
Cookie-Einstellungen

Wie sehr leidet denn der Alltag unter einer so furchtbaren Saison?

Zieler: Die Lebensqualität leidet schon ein Stück weit. Du kannst die Situation nicht an der Haustür abstreifen. Ich bin dann schon mal schlechter gelaunt. Wenn meine Frau und ich überlegen, ob wir etwas unternehmen wollen, bin ich auch mal derjenige, der dann keine Lust hat, weil die Situation einfach nicht schön ist.

Über welche Themen wird im Hause Zieler so gesprochen? Sind Sie ein politischer Mensch?

Zieler: Ich interessiere mich immer mehr für politische Themen. Wir diskutieren da zuhause schon viel.

Zieler: "Bis jetzt haben keine Gespräche stattgefunden"

Aktuell gibt es eine Debatte um "Fridays for Future". Wie stehen Sie dazu?

Zieler: Grundsätzlich find ich es sehr beeindruckend und lobenswert, wie sich die junge Generation für die Zukunft engagiert. Auch wenn der eine oder andere vielleicht auch noch einen Nebeneffekt sieht. Denn wenn ich an meine Zeit als Schüler zurückdenke, weiß ich, dass ich jede Möglichkeit zum Schwänzen gerne angenommen habe. (lacht) Ich will die Bewegung damit aber auf keinen Fall abwerten. Ich finde es super, wenn sich Schüler so einbringen.

Wie haben Sie in der schwierigen VfB-Zeit im Herbst aus der Ferne das Hubschrauber-Unglück in Leicester um Besitzer Vichai Srivaddhanaprabha erlebt?

Zieler: Sein Tod hat mich sehr berührt und getroffen. Ich bin zwar jetzt schon einige Zeit aus Leicester weg, fühle mich aber immer noch dem Klub verbunden. Er war ein liebenswerter Mensch, der unheimlich viel für den Verein getan hat.

Ihr Vertrag beim VfB läuft noch bis 2020. Hatten Sie schon Gespräche über eine Verlängerung?

Zieler: Nein, bis jetzt haben keine Gespräche stattgefunden. Von Michael Reschke habe ich klare Signale bekommen, dass sich der Verein vorstellen kann, zu verlängern. Ich fühle mich hier auch trotz der schweren Situation sehr wohl. Seit dem Führungswechsel zu Thomas Hitzlsperger gab es keine weiteren Gespräche. Aber aktuell steht natürlich auch der Klassenerhalt im Vordergrund.

Zieler: "Ozan Kabak ist sehr beeindruckend"

Seit Thomas Hitzlsperger Michael Reschke abgelöst hat, scheint die Stimmung von außen betrachtet besser geworden zu sein. Wie nehmen Sie den neuen Sport-Vorstand wahr?

Zieler: Michael Reschke und Thomas Hitzlsperger sind von ihrer Art überhaupt nicht miteinander zu vergleichen. Thomas ist nahe an der Mannschaft dran, interpretiert seine Rolle aber ganz anders. Er ist zurückhaltender und analysiert mehr aus der Beobachter-Rolle.

Mit Ozan Kabak scheint Reschke auf jeden Fall eine hervorragende Verpflichtung gelungen zu sein. Wie erleben Sie den 19-Jährigen?

Zieler: Ozan ist sehr beeindruckend. Er hatte bei Galatasaray eigentlich alles, was er braucht. Er hat Champions League gespielt, er hatte ein gutes Leben da. Aber trotzdem hat er sich für den Schritt zum VfB und in die Bundesliga entschieden, weil er sich als Spieler und Mensch weiterentwickeln wollte. Vor diesem Weg habe ich großen Respekt. Ozan ist sehr lernwillig und unglaublich ehrgeizig. Dazu ist er für seine 19 Jahre extrem abgeklärt. Er macht seine Sache wirklich gut und hat eine große Karriere vor sich. Er hat auch vom ersten Tag an versucht, sich bestmöglich zu integrieren. Das ist das A und O. Wenn Spieler aus dem Ausland kommen, gibt es auch solche, die nicht so daran interessiert sind, die Sprache zu lernen und die Kultur anzunehmen. Bei Ozan war es komplett anders. Er wollte vom ersten Tag an Deutsch lernen und macht stetig Fortschritte. Das ist vorbildlich. Er ist ein toller Junge.

Inhalt:
Artikel und Videos zum Thema