Eintracht Frankfurts Luka Jovic vor dem Spiel zwischen Deutschland und Serbien: Edelstein im Schaufenster

Von Frank Hellmann
Luka Jovic ist einer der Superstars von Eintracht Frankfurt.
© getty

Luka Jovic ist in der Bundesliga in aller Munde und wird angeblich von halb Europa gejagt. In der serbischen Nationalmannschaft wartet der Jungstar noch auf seinen Durchbruch. Immerhin hat der 21-Jährige eine Einsatzgarantie für das Freundschaftsspiel gegen Deutschland (20.45 Uhr im LIVETICKER) bekommen. Was macht das Juwel Jovic eigentlich so wertvoll?

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Mladen Krstajic scheint es tatsächlich eine Ehre zu sein, in seiner Rolle als serbischer Nationaltrainer nach Deutschland zurückzukehren: "Ich bin sehr froh, dass ich wieder hier sein darf. Ich lebe einen Traum."

Der langjährige Haudegen aus der Bundesliga, beim SV Werder Bremen und FC Schalke 04 für seine Kompromisslosigkeit als Verteidiger geschätzt und gefürchtet, trug ein bisschen Pathos auf, als er in der Pressekonferenz über das Freundschaftsspiel seiner Serben gegen das DFB-Team redete.

Nebenbei verriet der 45-Jährige noch, dass die meisten seiner Stars angeschlagen in Belgrad geblieben sind. Kapitän Aleksandar Kolarov (AS Rom), Mittelstürmer Aleksandar Mitrovic (FC Fulham), Mittelfeldmann Nemanja Matic (Manchester United), Flügelflitzer Filip Kostic (Eintracht Frankfurt) oder Real-Schreck Dusan Tadic (Ajax Amsterdam) sind gar nicht mit nach Wolfsburg gereist.

Der eine oder andere, erzählte Krstajic, soll aber am Montag das EM-Qualifikationsspiel gegen Portugal bestreiten. Diese Partie hat Priorität. Aber eines versprach der Nationalcoach: "Luka Jovic wird gegen Deutschland auflaufen."

Luka Jovic endlich auch im serbischen Nationalteam gefragt

Bislang kam das Ausnahmetalent nur zu drei Kurzeinsätzen bei den "weißen Adlern". Endlich stellt der serbische Fußball seinen wertvollsten Edelstein auch bei der Nationalelf ins Schaufenster.

Jovic selbst hatte sich zuletzt nach dem 1:0 gegen den 1. FC Nürnberg - als der 21-Jährige gekonnt den Siegtreffer einleitete - eine kleine Spitze erlaubt. "In Anbetracht der Tatsache, dass ich nicht so oft berufen worden bin, habe ich mir viel vorgenommen", sagte er.

Viele seiner Landsleute haben sich spätestens nach der WM 2018 - als die Serben nach einem umstrittenen 1:2 gegen die Schweiz frühzeitig ausschieden - gewundert, warum Krstajic so beharrlich allein auf seinen Angreifer Mitrovic setzt, der in 46 Länderspielen 23 Mal traf, aber beim englischen Abstiegskandidaten Fulham auch seine Schwierigkeiten hatte.

Nun bekommt Jovic die Chance, seinen famosen Lauf in der Bundesliga mit 22 Pflichtspieltoren - 15 in der Bundesliga, sieben in der Europa League - fortzusetzen. "Wenn Luka den Ball hat, passiert zu 99 Prozent etwas Exzellentes", behauptet sein Mitspieler Martin Hinteregger.

Luka Jovic: Abseits des Platzes ein ruhiger Vertreter

Abseits des Platzes wirkt das wertvollste Exemplar aus der so genannten "Büffelherde" mit Sebastien Haller, Ante Rebic und ihm fast scheu. Über seine Glanztaten redet er nur ungern.

"Ich will mit der Mannschaft das Beste erreichen. Ich bin aber auch nur ein Teil des Teams", beteuerte der frischgebackene Familienvater, der sein privates Glück Anfang des Monats via Instagram mitgeteilt hat.

Sein Weg verdeutlicht, wie kurvig Karrieren mitunter verlaufen können. Schon mit acht Jahren schloss sich der gebürtige Bosnier Roter Stern Belgrad an und schoss bereits als 16-Jähriger in der ersten Mannschaft sein erstes Tor - das Datum 28. Mai 2014 ist auf seine Fußballschuhe gestickt.

Luka Jovic und seine schwierige Zeit bei Benfica

Der Präsident von Roter Stern, Zvezdan Terzic, prophezeite früh: "Jovic wird mal der beste Torjäger Europas." Große Worte. Bald interessierten sich erste Vereine für den ungeschliffenen Edelstein. Dass Benfica Lissabon 2016 das Rennen machte, war gar nicht der Wunsch des Spielers.

"Ich war sehr traurig, dass ich Roter Stern Belgrad verlassen musste. Aber in Serbien leben die Vereine von den Spielertransfers. Auch wenn Benfica ein großer Verein ist, so war ich am Anfang ziemlich allein. Es war eine schwierige Zeit, auch wenn mich meine Eltern und meine Freundin besucht haben", erzählte Jovic einmal.

Er fremdelte, verhielt sich nicht immer professionell - und spielte bald nur noch in der zweiten Mannschaft. "Es war in erster Linie meine eigene Schuld", gab er rückblickend zu. Das als Radamel Falcao Serbiens angekündigte Ausnahmetalent schien zu scheitern.

Fredi Bobic holte Luka Jovic für 200.000 Euro Leihgebühr

Bis der mit besten Drähten zu Portugals Spitzenvereinen ausgestattete Frankfurter Sportvorstand Fredi Bobic ihn 2017 für läppische 200.000 Euro Leihgebühr an den Main holte.

Jovic bekam vom damaligen Trainer Niko Kovac vorgeführt, das er mehr tun muss. "Ich bin in Frankfurt in einem Monat mehr gelaufen als in Lissabon in einem Jahr", sollte er bald sagen.

Nach einem halben Jahr Anlaufzeit begann er, regelmäßig einzunetzen. Sein Hackentreffer auf Schalke - Tor des Monats April 2018 - öffnete der Eintracht erst die Tür zum Pokalfinale nach Berlin.

Luka Jovic: "Der liebe Gott hat mir dieses Talent gegeben"

In dieser Saison ist der Überflieger Jovic das Sinnbild der auf Wolke sieben durch Europa schwebenden Adlerträger. "Er ist ein außergewöhnlicher Stürmer. Ich habe selten einen Spieler gesehen, der so gefährlich in der Box ist - ob mit dem Fuß, in der Luft oder mit dem Kopf. Er ist ein kompletter Spieler", lobte ihn Eintracht-Trainer Adi Hütter. Seine Nummer acht sei ein echter Goalgetter, habe aber so viel Punch, "dass er auch nach hinten arbeiten kann".

Die gegenläufigen Bewegungen der beiden Frankfurter Angreifer - einer geht meist steil, der andere kommt entgegen - ist eines der wichtigsten Stilmittel in der Offensive. Und Jovic verteilt dann die Bälle wie ein verkappter Spielmacher, um beim nächsten Spielzug als Vollstrecker richtig zu stehen. Seine Beidfüßigkeit hilft ihm ebenso wie sein Instinkt. "Der liebe Gott hat mir dieses Talent gegeben", sagte er einmal der Frankfurter Rundschau.

Luka Jovic: Abschied aus Frankfurt im Sommer wahrscheinlich

Es hört sich wie Ironie des Schicksals an, dass die Eintracht im Europa-League-Viertelfinale nun gegen Benfica Lissabon (11. und 18. April) antritt. Frankfurt wird die Kaufoption, die bei unter sieben Millionen Euro liegen soll, ziehen, um ihr Juwel fest zu binden.

Schon interessieren sich mehrere europäische Topvereine für Jovic. "Das sehe ich an den Scouting-Listen bei jedem Heimspiel", sagt Bobic. Späher von Real Madrid, des FC Barcelona und Manchester City sollen sich das muskelbepackte Multitalent angeschaut haben.

Bobic pflegt mit den Jovic-Beratern einen offenen Austausch und kennt die Gesetze des Marktes: Selbst wenn Eintracht Frankfurt die Champions League erreicht, ist ein Wechsel für 50, 60 Millionen Euro im Sommer wohl kaum noch zu verhindern.

Als heißester Anwärter gilt aktuell der FC Barcelona. Und vielleicht nicht ganz zufällig hat Krstajic gerade gesagt: "Er ist ein klassischer Torjäger, mit sehr guter Ballbehandlung und großem Spielverständnis. Er ist mutig und zu jedem Zeitpunkt gefährlich. Und: Manchmal wirkt er lustlos und teilnahmslos, aber das täuscht die Verteidiger und macht ihn noch gefährlicher. Ich würde ihn vielleicht mit Barcelonas Luis Suarez vergleichen."