Roman Bürki vom BVB: "Ich hatte enorme Schwierigkeiten, mit Kritik umzugehen"

Torhüter Roman Bürki spielte beim BVB eine starke Hinrunde.
© getty

Roman Bürki von Borussia Dortmund wird der Schweizer Nationalelf künftig nur noch im Standby-Modus zur Verfügung stehen. Der BVB-Torhüter möchte sich auf den Verein konzentrieren. Am Sonntag war Bürki Gast in der Medienrunde im Trainingslager in Marbella. SPOX hat die wichtigsten Aussagen im Überblick.

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Dabei sprach Bürki über seine Gründe für den Rückzug, seinen Form-Aufschwung in der Hinrunde und erklärt, warum ihm Ersatztorwart Marwin Hitz eine gewisse Lockerheit verschafft.

Roman Bürki...

...über die Auszeichnung zum besten Torhüter der Hinrunde in der Spieler-Umfrage beim kicker: "Wenn so etwas von den Spielern kommt, die direkt beteiligt sind, bedeutet mir das auf jeden Fall sehr viel. Wir haben diese Auszeichnung aber auch als ganzes Team erreicht. Dennoch werden wir und ich uns nicht darauf ausruhen. Wir wollen noch einmal eine solche Hälfte spielen. Wenn es am Ende der Saison genauso ist wie jetzt, würde ich mich noch viel mehr freuen."

...über seine verbesserte Form in dieser Saison: "Ich konnte wieder von null anfangen. Ich habe mit dem, was letzte Saison gewesen ist, abgeschlossen. Ich wusste, dass ich mehr kann und konnte einen guten Schnitt vollziehen. Ich habe lange analysiert und nach Gründen gesucht, was ich falsch gemacht habe und weshalb. Oft findet man den einen Grund nicht so leicht, denn man bereitet sich ja eigentlich optimal vor, trainiert hart und lässt sich nicht ablenken. Ich dachte, ich müsste noch eine Art Ritual hinzuholen, damit ich mich auf den Punkt bereit fühle. Das habe ich geschafft."

...über sein neues Ritual vor einem Spiel: "Einen Teil davon mache ich mit meinem besten Kumpel. Er ist immer da, wenn ich ihn brauche. Es ist ein Ritual vor dem Spiel, ich muss ein bisschen quatschen, um die Spannung etwas beiseite zu schieben und ein besseres Gefühl zu haben, wenn es in Richtung Stadion geht. Wir haben dann das erste Spiel direkt gewonnen, ich konnte mich ein paar Mal auszeichnen - und dann gehst du gleich mit einem besseren Gefühl in die ganze Saison. Das war für die Mannschaft und mich ein wegweisendes Spiel."

...ob er das Training umgestellt habe: "Ich wusste, dass unser neuer Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber ein bisschen fortschrittlicher ist, was die Trainingsarbeit angeht, als es Teddy de Beer war. Das hat mich sicherlich auch einen Schritt nach vorne gebracht. Es ist heute wichtig, lange stehen zu bleiben, nicht zu spekulieren - darauf haben wir viel Wert gelegt. Man muss sich klar werden, dass man in einem Eins-gegen-eins gegen einen Spieler nichts zu verlieren hat. Du musst die Ruhe bewahren und möglichst dem Spieler die Entscheidung überlassen, was er tun muss und ihm nicht eine Lösung anbieten."

...über den Umgang mit Kritik: "Ich hatte enorme Schwierigkeiten, mit Kritik umzugehen. Man sagt immer, man bekommt es nicht mit oder will es nicht lesen, aber man kriegt es trotzdem immer mit. Das ist dann schon schwierig. Dennoch muss man immer wieder auf dem Platz stehen und manchmal tut man das mit einem guten, manchmal mit einem weniger guten Gefühl. Man denkt natürlich auch, was denken die anderen Leute jetzt über dich. Das macht dich ganz ehrlich kaputt. Man muss einen Weg finden, damit klar zu kommen. Mein Weg war jetzt einfach, noch einmal etwas dazuzuholen und ich bin froh, dass es so bislang gut geklappt hat."

...über die Gründe für seinen Rückzug aus der Schweizer Nationalelf: "Ich hatte schon die letzten beiden Lehrgänge wegen körperlicher Beschwerden gefehlt. Ich habe gemerkt, dass es sehr wichtig für mich ist, mal durchzuschnaufen und auch mal ein, zwei Tage vom Training frei zu haben, damit ich frisch bin, wenn es wieder losgeht und ich meine Leistung bringen kann. Mein Körper wird auch nicht jünger, ich spüre aufgrund der vielen Spiele auch immer wieder etwas. Deshalb habe ich nach sechs Jahren gesagt, dass ich eine Pause einlege. Wenn ich helfen kann und sie mich als beste Möglichkeit erachten, bin ich auf jeden Fall wieder dabei. Ich habe ein paar Nachrichten bekommen, die sehr positiv waren und mir Respekt gezollt haben, dass ich diese Entscheidung getroffen habe."

...über seine wenigen Spiele in der Nationalelf: "Neun Länderspiele in sechs Jahren sind sehr wenig für einen Torwart, der bei Borussia Dortmund, einem europäischen Top-Klub, spielt. Das hat vielleicht zehn Prozent meiner Entscheidung ausgemacht."

...über seine aktuellen muskulären Beschwerden: "Es geht von Tag zu Tag besser. Ich werde heute Nachmittag schon etwas im torwartspezifischen Bereich trainieren, auch wenn das nur sehr locker sein wird. Ich hoffe aber, dass ich noch hier im Trainingslager wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen kann."

...über seine Abläufe vor einem Spiel: "Das Torwart-Team funktioniert sehr gut, wir ergänzen uns, lachen viel und haben Spaß. Ich kann auch mit Marwin Hitz vor dem Spiel beim Aufwärmen locker reden und ein bisschen lachen. Er gibt mir da schon eine gewisse Lockerheit. Er kommt nicht von sich aus und macht Späße, sondern wartet damit, bis er sieht, wie ich drauf bin. Das ist sehr wichtig für mich. Es haben alle einen großen Anteil, dass ich die Balance zwischen Anspannung und Lockerheit gefunden habe. Matthias Kleinsteiber hat mir letztlich auch mit auf den Weg gegeben, dass ich im Spiel das gleiche machen muss wie im Training: Ich muss die Bälle halten, nur dass eben ein paar Leute dabei zugucken."

...über den Anteil von Trainer Lucien Favre an seiner Entwicklung: "Er hat mir etwas Wichtiges gesagt: Er meinte, wir versuchen zwar zu spielen. Aber wenn das nicht geht, bin ich derjenige, der auf dem Platz steht und die Verantwortung trägt. Dann soll ich den Ball lieber nach vorne schlagen. Das war mir sehr wichtig, dass ich es nicht erzwingen muss, zu spielen."

...über seine Erwartungen an die Rückrunde: "Gladbach ist auch noch sehr gut dabei. Es sind noch viele Spiele zu spielen, da können auch noch andere Mannschaften vorne mitspielen. Darüber dürfen wir uns aber keine Gedanken machen, denn Hauptsache wir spielen vorne mit. Dafür müssen wir noch einmal eine solche Serie hinlegen wie in der Hinrunde. Dass wir direkt gegen Leipzig spielen ist gut, denn dann wissen wir gleich, wo wir stehen."

...über den besonderen Geist, der innerhalb der Mannschaft herrschen soll: "Ich werde oft darauf angesprochen, dass es ein großes Jahr für den BVB werden könnte. Ich kann mir das auch vorstellen, bin aber eher zurückhaltend. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir noch nichts erreicht oder gewonnen haben. Ich habe in der Vorrunde häufig gedacht, dass wir auch im Training immer so weitermachen und nicht nachlassen. Wir haben ja viele junge Spieler, denen man das vielleicht zugestehen könnte, wenn sie etwas nachlassen. Sie wurden aber sehr gut mitgenommen. Sie sind auch von selbst sehr ehrgeizig und stacheln sich gegenseitig an."

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