FC Schalke 04: Haji Wright und sein wundersamer Weg in die Bundesliga

Von Robin Haack
Haji Wright spielt beim FC Schalke 04.
© getty

Das einstige Top-Talent Haji Wright hatte im Sommer einen schweren Stand beim FC Schalke 04. Sein wundersamer Weg führte ihn trotzdem in die Bundesliga.

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Als am vergangenen Samstag gegen 17.30 Uhr die Nummer 40 auf den Aufstellungsbögen des FC Schalke 04 auftauchte, herrschte Verwunderung bei Fans und Medienvertretern. Nach bislang nur zwei Bundesligaminuten in seiner Karriere stand Haji Wright gegen 1899 Hoffenheim plötzlich in der Anfangsformation von Königsblau.

Nachdem der 1,93 Meter große Stürmer noch wenige Wochen zuvor gegen Fußballzwerge wie den FC Gütersloh, Holzwickede oder die TuS Erndtebrück in der fünftklassigen Oberliga für die U23 der Schalker auflief, hieß Wrights Realität plötzlich Startelf in der Bundesliga. Eine Entwicklung, die nicht unbedingt abzusehen war.

Denn nachdem der US-Amerikaner im Jugendbereich durchaus für Furore sorgen konnte, wartet er seit mehr als einem Jahr vergeblich auf seinen Durchbruch bei den Großen. In der Saison 2017/18 sollte er beim SV Sandhausen in der 2. Bundesliga Spielpraxis sammeln und sich für Einsätze bei den Schalke-Profis empfehlen - was dem 20-Jährigen allerdings nur bedingt gelang.

Tedesco verlor Haji Wright nicht aus den Augen

Nach gutem Saisonstart mit einem Treffer im ersten Einsatz für die Sandhäuser lief Wright zwar noch in 14 weiteren Zweitligapartien auf, ein zweiter Treffer blieb ihm jedoch verwehrt. In der Rückrunde schaffte er es unter Trainer Kenan Kocak sogar nur noch viermal in den Kader.

Unter diesen Vorzeichen plante auch S04-Coach Domenico Tedesco zu Saisonbeginn nicht mit dem Angreifer. Mit Guido Burgstaller, Franco Di Santo, Mark Uth, Breel Embolo, Cedric Teuchert und Steven Skrzybski sahen die Schalker in der Offensive keine Verwendung für Wright, weswegen er den Weg in die U23 antreten musste.

Nach einem Muskelfaserriss zu Saisonbeginn wusste der variable Angreifer in der Oberliga allerdings zu überzeugen, weshalb Tedesco und sein Trainerstab ihn nie aus den Augen verloren. Sechs Tore und drei Assists konnte er in seinen neun Einsätzen verzeichnen. Und wie es das Schicksal wollte, sollte der Coach schon bald wieder auf Wright zurückkommen.

Schalkes Haji Wright und seine ungewöhnliche Vita

Als im S04-Sturm durch die Verletzungen von Uth, Teuchert, Embolo und Skrzybski nämlich Handlungsbedarf bestand, zauberte Tedesco den US-Boy aus dem Hut und verhalf ihn zu seinem Bundesligadebüt gegen Nürnberg. Dass er eine Woche später gegen Champions-League-Teilnehmer 1899 Hoffenheim sogar in der Startelf stand, damit hätte wohl selbst Wright vor wenigen Wochen noch nicht gerechnet.

Mit Blick auf seinen bisherigen Karriereweg passt diese überraschende Wendung allerdings ins Bild. Denn die Vita des gebürtigen Kaliforniers ist alles, nur nicht gewöhnlich. In der Akademie des US-Spitzenklubs L.A. Galaxy ausgebildet, lehnte der talentierte Angreifer einen Profivertrag beim fünfmaligen MLS-Champion ab und wechselte stattdessen in die zweitklassige NASL zu Cosmos New York.

Auf den ersten Blick wird diesen Schritt wahrscheinlich niemand so recht verstehen, doch der Wechsel nach New York war alles andere als dumm. Mit dem klaren Ziel, eine Karriere in Europa einzuschlagen, wäre es unklug gewesen, einen langfristigen Vertrag bei Galaxy zu unterschreiben und sich somit für viele Klubs uninteressant zu machen. Statt erst einmal in den USA Fuß zu fassen, wollte Wright mit 18 Jahren auf dem Markt sein und sofort nach Europa durchstarten.

"Wir wollten Pulisic unbedingt"

Ein Schritt, der sich als goldrichtig herausstellen sollte, schließlich stattete Schalke Wright pünktlich zu seinem 18. Geburtstag mit einem Profivertrag aus. Und das, obwohl Wright damals nicht der absolute Wunschspieler der Knappen war. Wie Oliver Ruhnert, der ehemalige Leiter der Knappenschmiede im April 2017 gegenüber Goal und SPOX verriet, hatte es Königsblau bei einem Länderturnier im Jahr 2016 vor allem auf Wrights damaligen Teamkollegen Christian Pulisic abgesehen. "Wir wollten Pulisic unbedingt", machte Ruhnert klar.

Da der quirlige Flügelspieler allerdings schon dem BVB sein Wort gegeben hatte, schaute man sich nach Ersatz um und wurde in Wright fündig. Vor allem in den Juniorennationalteams der USA bewies der schlaksige Stürmer seine Qualitäten vor dem gegnerischen Tor. 29-mal konnte er in 48 Länderspielen Einnetzen.

An diese Torquote würde Wright wohl gern auch in der Bundesliga anknüpfen. Nach Problemen in seinen ersten drei Einsätzen für die Profis setzte er am vergangenen Mittwoch immerhin eine erste Duftmarke.

Machen S04 und Haji Wright aus der Stürmernot eine Tugend?

Durchaus überraschend anstelle von Skrzybski und Teuchert aufgeboten, zahlte er dieses Vertrauen im Heimspiel gegen Bayer Leverkusen mit einer engagierten Leistung zurück. Kurz vor der Halbzeitpause war er nach einem Kopfball von Weston McKennie im Fünfmeterraum zur Stelle und lenkte den Ball unhaltbar ins Tor - sein erster Treffer im Profibereich.

Da die Sturm-Not bei Schalke und Tedesco durch den Ausfall von Guido Burgstaller größer ist denn je, wird Wright auch im letzten Spiel vor Weihnachten die Möglichkeit bekommen, sich auf der großen Bühne Bundesliga zu präsentieren.

Legt er eine ähnliche Einsatzfreude an den Tag, wie schon in den Partien gegen Leverkusen und den FC Augsburg, hat Wright - als Stürmer, der den Verein im Sommer eigentlich verlassen sollte - doch noch die Chance, aus der Stürmer-Not für sich selbst eine Tugend zu machen. Denn sollte der US-Boy die kriselnden Königsblauen im Abstiegskampf gegen die Schwaben tatsächlich zum Sieg schießen, ist es alles andere als ausgeschlossen, dass auch Schalkes Nummer 40 auch in der Rückrunde wieder auf den Spielberichtsbögen auftaucht.

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