Danny da Costa im Interview: "Ich nahm den Fußball zu locker"

Danny da Costa zählt zu den wichtigsten Leistungsträgern von Eintracht Frankfurt.
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SPOX/DAZN: Im Kader der Eintracht tummeln sich 18 Nationen. Wie kann man sich das Miteinander vorstellen?

Da Costa: Auf dem Platz sieht man ja, dass wir gut miteinander klar kommen. Die Kommunikation ist überhaupt kein Problem. Notfalls signalisiert man eben mit Händen und Füßen, was man von seinem Nebenmann erwartet. Und in der Kabine ist es einfach nur lustig.

SPOX/DAZN: Das müssen Sie genauer erklären.

Da Costa: Es ist sehr laut, es wird sehr viel geschrien. Der eine schreit auf Serbisch, der andere auf Kroatisch, zwischendurch ruft noch einer auf Französisch oder Spanisch. Es gibt sogar auch noch ein paar, die Deutsch sprechen (lacht). Noch lustiger wird es, wenn die Ausländer mit ihrem gebrochenen Deutsch ein paar Worte in den Raum werfen.

Danny da Costa: "Zur Abwechslung spiele ich noch Fußball"

SPOX/DAZN: Da verbessert man sicherlich auch seine eigenen Fremdsprachenkenntnisse.

Da Costa: Ja, ein paar Brocken habe ich mitgenommen. Man muss den Spielern, die aus dem Ausland zu uns kommen, aber hoch anrechnen, dass sie versuchen, Deutsch zu lernen und zu sprechen. Das ist gut für sie und wir alle haben immer etwas zu lachen.

"Danny da Costa: Das lachende Gesicht der Eintracht" ab 9. Januar auf DAZN

Danny da Costa kam bei Bayer Leverkusen nur auf 13 Profieinsätze.
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Danny da Costa kam bei Bayer Leverkusen nur auf 13 Profieinsätze.

SPOX/DAZN: Sie gelten selbst als lustiger Kerl, der sein Herz auf der Zunge trägt. Auch das macht Sie sehr beliebt bei den Fans in Deutschland.

Da Costa: Zur Abwechslung spiele ich noch ein bisschen Fußball (lacht). Nein, es ist natürlich schön, wenn die Fans mich auch deswegen mögen. Ich bin eben so. Ich gehe mit einer gewissen Portion Selbstironie und Sarkasmus durchs Leben, sage in der Regel immer das, was mir gerade so in den Kopf kommt. Das werde ich beibehalten.

SPOX/DAZN: Warum passen Sie so gut zur Eintracht?

Da Costa: Vielleicht liegt es an meinem Migrationshintergrund. Ich bin Multi-Kulti, da passe ich von Haus aus hier natürlich rein. Was hinzukommt: Ich spiele in einer Mannschaft, die über Leidenschaft und Einsatzbereitschaft kommt. Das kommt meinem Spiel sehr entgegen. Ich opfere mich gerne 90 Minuten lang auf und beackere die Außenbahn vorne wie hinten. Es macht mir Spaß, mich in den Dienst der Mannschaft zu stellen. Das passt sehr gut zur Eintracht. Ich fühle mich super wohl.

Danny da Costa gesteht Probleme als Jungprofi

SPOX/DAZN: Es war ein steiniger Weg für Sie, um Stammspieler bei der Eintracht zu werden. Mit 17 gaben Sie Ihr Debüt für Bayer Leverkusen in der Europa League gegen Atletico Madrid, galten als Riesentalent. Danach verschwanden Sie in der Versenkung. Warum?

Da Costa: Ich war damals erst 17 und noch Abiturient. Ich muss rückblickend aber ehrlicherweise sagen, dass ich damals noch nicht den ganz klaren Kopf hatte wie heute. Ich war mir zwar bewusst, dass ich sehr weit war und eine Riesenchance hatte. Aber die letzte Entschlossenheit, das zu ergreifen und mir zu sagen, "Jetzt bin ich bei den Profis und lasse mir das nicht mehr nehmen", fehlte. Ich nahm das Ganze etwas zu locker, dachte: "Ja cool, jetzt kicke ich hier ein bisschen." Dann kam noch erschwerend hinzu, dass ich mir eine schwere Verletzung zuzog. Im Nachhinein war die Verletzung aber nicht schlecht für meine persönliche Entwicklung, denn dadurch fing es langsam an, Klick bei mir zu machen. Mir wurde klar: "Ich muss mehr investieren als bisher, um diesen Beruf auszuüben".

SPOX/DAZN: Glauben Sie, mehrere junge Spieler haben das von Ihnen beschriebene Problem?

Da Costa: Ja. Wenn man aus der Jugend hochkommt und ein paar Profieinsätze sammelt, denkt man sich: "Okay, jetzt bin bei den Profis, jetzt kann ich genauso weitermachen". Man muss aber mehr machen, um dort zu bleiben. Ich will nicht alle über einen Kamm scheren, aber die meisten bekommen die falschen Signale nach ihren ersten Profispielen. Da kommt fast keiner zu einem und sagt: "Hey, du musst mehr machen." Die erste Reaktion ist in der Regel: "Du bist 17, du bist 18, und du spielst jetzt schon bei den Profis. Du bist der Größte, du bist der Beste, Wahnsinn, was du jetzt schon geleistet hast." Wie viel Arbeit da aber noch auf einen zukommt, um ein gestandener Bundesliga-Spieler zu werden, das sagt im ersten Moment natürlich keiner. Es gibt ein paar Spieler, die sind zu diesem Zeitpunkt schon reif genug, um das richtig einzuordnen, und schaffen sofort den Durchbruch. Bei mir dauerte das.

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