Julian Nagelsmann wechselt 2019 zu RB Leipzig: Zerreißprobe für alle Beteiligten

Julian Nagelsmann hat seine Zukunft geklärt.
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Klarheit für Hoffenheim in der Theorie besser

In der Theorie ist die angesprochene Klarheit selbstredend besser als die ewigen Spekulationen. Bereits im vergangenen Herbst hatten eben solche augenscheinlich einen negativen Effekt. Gepaart mit den üblichen Beschwerden einer ersten Europapokalsaison, schienen Nagelsmanns öffentlicher Flirt mit dem FC Bayern, Schlagzeilen über seinen Rote-Jacken-Auftritt in München und Mutmaßungen über ein Engagement als Nachfolger des scheidenden Jupp Heynckes den Trainer-Youngster und die Mannschaft aus der Bahn zu werfen.

Erst im Frühjahr, als der Hype um Nagelsmann - womöglich auch im Zuge des Hoffenheimer Formtiefs - abgeebbt war, lief es plötzlich wieder. Die TSG kletterte noch auf Platz drei und erreichte erstmals die Champions League.

Aus dieser Erfahrung heraus ist der Wunsch nach öffentlicher Klarheit freilich nachvollziehbar. Die Risiken für Hoffenheim liegen dennoch auf der Hand. Schließlich werden sie bei jeder ähnlich gearteten Situation hoch und runter diskutiert. Stichwort Lame Duck.

Nagelsmann-Wechsel: Risiken für Hoffenheim

Es stellen sich die üblichen Fragen: Was passiert, wenn die TSG in ein Leistungsloch fällt und drei, vier Spiele in Folge verliert? Wie reagiert in diesem Fall die Mannschaft? Wie die Öffentlichkeit? Wie die Fans? Was bedeutet der feststehende Abgang für Nagelsmanns Autorität? Die Liste ließe sich weiterführen.

Das Beispiel Eintracht Frankfurt zeigte erst kürzlich, wie sehr sich die Stimmung in so einer Situation gegen einen Trainer drehen kann, selbst wenn dieser hauptverantwortlich für die erfolgreiche Entwicklung der jüngeren Vergangenheit steht. Natürlich sind die Situationen nicht eins zu eins vergleichbar.

Schließlich ging es bei Kovac - aufs Wesentliche heruntergebrochen - um Kommunikation, um Vorwürfe der Täuschung. Hätte Kovac dem Narrativ nicht durch den Pokalsieg doch noch ein Happy End verpasst, wären die Bilder von einem verunsicherten Kovac vor einer pfeifenden und fluchenden Fankurve über allem anderen im Gedächtnis geblieben.

Die besondere Situation bei der TSG Hoffenheim

Nagelsmanns großer Trumpf könnte die besondere Situation bei der TSG sein. Einerseits ist der Mediendruck in Hoffenheim lange nicht so massiv wie bei einem Traditionsverein. Läuft es bei einem Klub wie der Eintracht, dem HSV, dem 1. FC Köln oder Schalke nicht, sind die Schlagzeilen deutlich bissiger und vor allem auch überregional ein größeres Thema. Qua Interesse der Leser durch höhere Mitgliedszahlen.

Darüber hinaus hat die Fanbasis der TSG nicht die gleiche Wucht wie etwa die der Eintracht. Zumal Nagelsmann spätestens mit Platz drei unantastbar ist.

Unantastbar ist er bei der Vereinsführung sowieso. Das liegt nicht zuletzt an dem Umstand, dass sich der Klub auf eben diese Situation bereits vorbereiten konnte. Das hat er mit Sicherheit auch getan.

Mit Nagelsmann dessen letzte Saison ohne Störgeräusche durchzuziehen, ist zweifelsohne möglich. Doch es wird aufgrund der üblichen Lame-Duck-Risiken eine Zerreißprobe für den Klub und für den 30-Jährigen selbst.